Das gab’s noch nicht im Gemeinderat Riegelsberg Kinder wollten im Rat wissen, was aus Feuchtwiese wird

Die geplante Bebauung der Feuchtwiese an der Hahnenstraße hatte schon zu Protesten von Anwohnern und einer Bürgerinitiative (BI) geführt. Jetzt sprachen Kinder, derern Eltern als Anwohner, bzw. durch die BI gegen die Bebauung eintreten, im Gemeinderat vor.

 Kinder nutzen Bürgerfragestunde am Freitag, 12. Juli 2021, im Riegelsberger Gemeinderat, von links: Tymon Urban, Emilie Urban und Johanna Cavelius, rechts neben Johanna im Hintergrund Mathilda Eintz.

Kinder nutzen Bürgerfragestunde am Freitag, 12. Juli 2021, im Riegelsberger Gemeinderat, von links: Tymon Urban, Emilie Urban und Johanna Cavelius, rechts neben Johanna im Hintergrund Mathilda Eintz.

Foto: Freddy Dittgen

Das war ein Novum: In der Sitzung des Riegelsberger Gemeinderates am Montagabend nutzten erstmals Kinder die Einwohnerfragestunde, um Rat und Verwaltung auf den Zahn zu fühlen. Emilie Urban (11), Tymon Urban (7), Johanna Cavelius (11), Mathilda Eintz (10) und Samy Günes (8) wollten wissen, wieso sich die Gemeinde nicht gegen das geplante Wohngebiet in der Hahnenstraße wehrt. Dort will die RAG Montan Immobilien GmbH auf einer Feuchtwiese ein bis zu sieben Hektar großes Wohngebiet für rund 70 Mehrfamilien-, Einfamilien- und Reihenhäuser bauen.

Der Riegelsberger Gemeinderat hatte vor zwei Jahren fast einstimmig – bei Enthaltung von AfD und FDP – der Aufstellung eins Bebauungsplans zugestimmt. Dagegen protestieren eine Bürgerinitiative (BI), die örtlichen Naturschutzbeauftragten und Vertreter des BUND. „Ich verstehe nicht, warum eine Blühwiese bebaut werden soll, wenn es doch ein großes Insektensterben gibt. Können Sie das beantworten?“, fragte Johanna Cavelius, Tochter des BI-Sprechers Sascha Cavelius, Bürgermeister Klaus Häusle (SPD). „Nein“, sagte Häusle, „das kann ich nicht beantworten“. Stattdessen verwies er auf das laufende Verfahren. Es sei ein Investor an die Gemeinde herangetreten, damit sei ein Verfahren nach dem Baugesetzbuch in Gang gesetzt worden. „Es sind zahlreiche Einwändungen gekommen, auch mit den Insekten. Das wird jetzt gutachterlich geprüft, damit der Gemeinderat eine Grundlage hat, im Sinne aller Riegelsberger zu entscheiden“, so Häusle weiter.

Emilie Urban sagte: „Ich weiß, dass es hier auch um sehr viel Geld geht. Aber auf dieser Wiese haben viele Tiere und Insekten ihr Zuhause. Also müssen wir uns fragen, wie wäre das für mich, wenn ich mein Zuhause verliere.“ Ihr Bruder Tymon ergänzte: „Ich fände es sehr schlimm, mein Zuhause zu verlieren.“ Und Samy Günes erklärte: „Wenn ich groß bin, will ich auch noch ein paar Wiesen haben, wo keine Häuser draufstehen.“ Häusle kommentierte diese Aussagen nicht.

Mathilda Eintz wies darauf hin, dass die vielen Tierarten und Pflanzen auf der Feuchtwiese dem Klima und der Umwelt Schutz und Hilfe böten. „Ich frage mich, wieso wir etwas so Naturschützendes zerstören müssen, wenn es in Riegelsberg doch so viele leerstehende Häuser gibt.“ Das sei eine Frage, die der Gemeinderat in der Gesamtbewertung beantworten müsse, erwiderte Häusle. Er kündigte allerdings an, dass man der Bürgerinitiative nach der Sommerpause Gelegenheit geben will, ihr Anliegen im Gemeinderat oder im Bauausschuss ausführlich mit den Ratsmitgliedern und der Verwaltung zu diskutieren. Außerdem soll im September eine Bürgerinformationsveranstaltung abgehalten werden, bei der die RAG Immobilien GmbH und das Planungsbüro Agsta Umwelt Rede und Antwort stehen wollen, sagte Häusle.

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