Großer Bahnhof in der Halle

Fischbach · "Ich bin sehr dankbar, dass ich für die Gemeinde und ihre Bürger in den letzten Jahren arbeiten durfte", sagte Karin Lawall mit einem deutlich hörbaren Zittern in der Stimme. Nach acht Jahren Amtszeit ging am Freitag die bisherige Bürgermeisterin der Gemeinde Quierschied in den Ruhestand , Lutz Maurer legte als Nachfolger den Amtseid ab."Es ist mir eine große Ehre und Verpflichtung, dieses Amt jetzt antreten zu dürfen.

 Karin Lawall und Lutz Maurer Fotos: Thomas Seeber

Karin Lawall und Lutz Maurer Fotos: Thomas Seeber

 Mehr als 600 Gäste waren der Einladung gefolgt.

Mehr als 600 Gäste waren der Einladung gefolgt.

 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr standen am Halleneingang Spalier.

Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr standen am Halleneingang Spalier.

 Ministerin Anke Rehlinger bei ihrer Rede; der Verein der Musikfreunde Quierschied umrahmte den Festakt.

Ministerin Anke Rehlinger bei ihrer Rede; der Verein der Musikfreunde Quierschied umrahmte den Festakt.

Ich gehe es mit großer Freude an", so Maurer, "ich will gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht nur verwalten, sondern auch gestalten. Ich möchte in den Gremien moderieren und Themen vorbereiten und zur Entscheidung bringen." Fast 600 Gäste, Freunde, Mitarbeiter und Weggefährten waren in die Fischbachhalle gekommen, mussten zunächst am stimmungsvollen Spalier der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde vorbei. Und etwas Geduld aufbringen. Lawall und Maurer nahmen sich bei jedem Einzelnen ein wenig Zeit für ein persönliches Wort.

"Karin kann lachen. Auch über sich selbst", sagte dann Anke Rehlinger , Genossin von Lawall, stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin, aber vor allem langjährige Freundin: "Es zählen nicht nur die Erfolge, denn sie können morgen vergehen. Es zählt vor allem der Mensch. Was bleibt, ist die Persönlichkeit." Rehlinger lobte die Arbeitsweise der früheren Landtags-Vizepräsidentin Karin Lawall . "Sie ist eine Kämpferin in der Sache. Ihren Pragmatismus darf man nicht mit Beliebigkeit verwechseln. Im Gegenteil. Es gibt einen festen Standpunkt, von dem sie sich auf ein konkretes Ziel hinbewegt." Mit ihrer Einstellung hat sie sich Respekt und Anerkennung verdient. Bei politischen Freuden wie Konkurrenten.

"Du hast dich selbst nie geschont, aber auch von deinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern viel verlangt", sagte der 1. Beigeordnete der Gemeinde Quierschied Karl-Heinz Lander Das musste auch Klaus Meiser erfahren, als er 1984 gemeinsam mit Lawall in den Gemeinderat gewählt wurde. Der spätere Bürgermeister der Gemeinde und heutige Landtagspräsident focht so manches hitzige Wortgefecht mit der damaligen Oppositionsführerin Lawall aus. In den letzten Jahren arbeiteten beide in ihren unterschiedlichen Funktionen bei Projekten für die Gemeinde eng zusammen. "Es geht hier in Quierschied allen Verantwortlichen vor allem um das Wohl der Bürgerinnen und Bürger, und nicht um parteipolitisches Gerangel", stellte auch der neue Amtsinhaber Lutz Maurer klar, der auf diesem Weg des Miteinanders fortschreiten möchte. "Als Vorsitzender im Sportverein hat Lutz immer allen das Gefühl gegeben, dass das, was er alleine entschieden hat, von allen schon immer so gewollt war", hob Meiser eine Eigenschaft des neuen Verwaltungschefs hervor.

Maurer weiß, dass die Fußstapfen der Vorgängerin groß sind. Der Mann, der bislang in einem mittelständigen Wirtschaftsunternehmen für das Controlling von Großprojekten zuständig war, wird seinen eigenen Weg der Amtsführung finden müssen. Am vergangenen Freitag gehörte die Bühne aber noch einmal der bisherigen Amtsinhaberin. Lawall hatte von der CDU-Fraktion das Buch "Den Ruhestand überleben" geschenkt bekommen, will sich künftig für Selbsthilfegruppen im Saarland starkmachen. "Vielleicht kannst du ja eine Gruppe für Bürgermeister gründen", scherzte Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, "ich glaube, wir alle würden gern von deinem Rat profitieren."

Ein Rad, genauer ein E-Bike, überreichte Paul Pendorf, der Vorsitzende des Verkehrs- und Heimatvereins, als Dankeschön der Quierschieder Vereine, für die Lawall immer ein offenes Ohr hatte. Einen Genuss für die Ohren boten der Verein der Musikfreunde Quierschied, der Saarknappenchor und ein Bläserquintett aus Quierschieds Partnergemeinde Trieben. Sie waren mit Bürgermeister Helmut Schöttel über 700 Kilometer aus der Steiermark angereist.

Auch in ihrer Abschiedsrede blieb sich Lawall treu. Die Sozialdemokratin forderte kämpferisch eine bessere Unterstützung der Kommunen durch Land und Bund sowie eine höhere Besteuerung von Besserverdienenden. "Es waren acht spannende Jahre", sagte die Ex-Bürgermeisterin sichtlich bewegt, "ich bin dankbar vor allem für die vielen Menschen, die mich in dieser Zeit begleitet und unterstützt haben." Die Gäste verabschiedeten Karin Lawall mit minutenlangen stehenden Ovationen. Ein kleines Dankeschön für die Frau, die in Quierschied viel bewegt hat.

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