Damit die Gottesdienstbesucher keine kalten Füße kriegen

Fischbach · In diesen Tagen zeigte der Winter schon sein wahres Gesicht. Wenn die Kälte kommt, ist man froh, einfach am Heizungsregler für mollige Wärme sorgen zu können. Und am Wochenende möchte auch kein Gottesdienstbesucher in der Messe frieren. Doch wie heizt man eine ganze Kirche richtig?

 Ferdinand Simoni steuert die Heizungsanlage von St Josef. Foto: Thomas Seeber

Ferdinand Simoni steuert die Heizungsanlage von St Josef. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Das Aufheizen einer Kirche ist eine ganz besondere Sache. Denn dabei gibt es - im Vergleich zu normalen Wohnhäusern - einiges zu beachten. Jedes Gotteshaus ist vom Baustil und der Größe her anders. "Aber wir brauchen eine bestimmte Grundtemperatur", erklärt Ferdinand Simoni. Er ist Mitglied im Verwaltungsrat der Kirchengemeinde St. Josef Fischbach-Camphausen und lächelt: "Würde das Gebäude immer völlig auskühlen, wäre ja irgendwann auch das Weihwasser eingefroren."

Und das wäre längst nicht das größte Problem. Denn im Gotteshaus beginnt dann ein schleichender zerstörerischer Prozess: Schwankt die Temperatur in zu kurzer Zeit zu stark, geht das oftmals schnell an die Substanz. Dann können unter anderem Kirchenbänke, Altar, Heiligenfiguren und letztlich auch die Kirchenwände geschädigt werden. Oder die Orgel klingt irgendwann "schief": Farbe blättert ab und Schimmelsporen können sich durch die Luftfeuchtigkeit an und im Stein festsetzen. Warme Luft nimmt immer mehr Luftfeuchtigkeit auf als kalte. Sie saugt sich also voll.

Ändert sich somit die Temperatur in der Kirche, ändert sich automatisch der Feuchtigkeitsgehalt im Gotteshaus: "Deshalb ist die Anlage so programmiert, dass es im Winter immer mindestens zehn Grad Celcius hier drinnen sind", sagt Simoni. Die Steuerung übernimmt eine komplexe Anlage. Denn in der ganzen Pfarrkirche St. Josef sind vier Temperaturfühler verteilt, die immer wieder Rückmeldungen an die Zentraleinheit geben. "Einprogrammiert sind auch alle Messezeiten. Und ungefähr fünf Stunden vor Beginn fährt dann auch die Anlage langsam hoch", erklärt der Fischbacher. Dabei schafft es die Heizungsanlage, die Temperatur in der Kirche gebäudeschonend um ein Grad Celcius pro Stunde zu erhöhen: "Pünktlich zum Messebeginn sind wir dann immer so bei 15 Grad". Würde schneller geheizt werden, wäre es zwar zum Gottesdienst auch mollig warm, die Wände würden allerdings kalt bleiben, da der Temperaturanstieg zu kurzfristig wäre. An kalten Wänden kondensiert die Feuchtigkeit. Dort sammelt sich dann viel an: Schmutz, Kerzenruß und Schimmel.

Mit gewöhnlichen Heizsystemen von zuhause hat die Fischbacher Kirchenheizung nicht viel gemein: "Durch das Bauwerk ziehen sich mehrere Lüftungskanäle, die die an vier Stellen erwärmte Luft ins Innere blasen", erklärt Ferdinand Simoni.

Von der Sakristei, wo mit der Zentralsteuerung das "Herz der Anlage" sitzt, geht es zur Besichtigung in die Katakomben von St. Josef. Im Heizraum winden sich Lüftungsrohre, daneben Absperrhähne und Regulierungsklappen. Daran angeschlossen ist ein Kubikmeter großer Gasbrenner, der die Luft erwärmt und wieder ins Kircheninnere verwirbelt. Simoni: "Die Anlage ist Baujahr 1997 und arbeitet relativ wirtschaftlich. Wir haben deshalb auch auf Gas umgestellt." Rund 6000 Euro Heizkosten muss die Kirchengemeinde St. Josef Fischbach-Camphausen jedes Jahr fürs Gotteshaus zahlen: "Interessant ist, dass sich die mittlerweile geringere Zahl der Gottesdienste tatsächlich sogar bei den Heizkosten bemerkbar macht", erklärt Ferdinand Simoni. Denn jedes geheizte Grad kostet die Kirchengemeinde ungefähr zehn Prozent der Heizungsrechnung.

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