Die Bürgermeisterin sagt Adieu

Quierschied · 400 geladene Gäste werden zugegen sein, wenn Quierschieds Bürgermeisterin ihren Job an den Nagel hängt. Nicht ausgeschlossen, dass es auch ein wenig traurig wird. Denn ihr fällt der Abschied nicht leicht.

 Quierschieds Bürgermeisterin ist auch stolz auf die gelungene Umgestaltung der Halde Göttelborn nebst Kohlbachweiher. Foto: BUB

Quierschieds Bürgermeisterin ist auch stolz auf die gelungene Umgestaltung der Halde Göttelborn nebst Kohlbachweiher. Foto: BUB

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,,Zeit macht nur vor dem Teufel halt" hat vor 45 Jahren der britische Popmusiker Barry Ryan gesungen. Doch nicht mal der Teufel vermag sie aufzuhalten. Der eine geht, der andere kommt - so ist das Leben. Und deshalb ist Karin Lawall schon seit geraumer Zeit sehr mulmig zumute. Die gelernte Finanzwirtin, die lange Jahre für die SPD im Landtag saß und 2008 ihr Amt als Bürgermeisterin antrat, geht morgen in den Ruhestand . Drei Enkelkinder liegen schon vergnügt auf der Lauer, um ihre jung gebliebene Oma mehr denn je auf Trab und somit auch bei Laune zu halten.

Doch einiges wird ihr fehlen, wie sie im Gespräch mit der SZ offenbart: die gedeihliche Zusammenarbeit mit vielen Leuten im Rathaus und im Gemeinderat, bereichernde und schöne Begegnungen mit den Bürgern, von denen nicht wenige das Gemeinwesen in mancherlei Hinsicht voranbringen und sich ehrenamtlich engagieren, dass es eine wahre Freude ist. Kaum vermissen wird Lawall, ,,dass ich immer schuld bin, wenn bei Schneefall nicht in jeder Seitenstraße geräumt ist". Dies nur als Beispiel dafür, dass sie ein paar notorische Nörgler liebend gern hinter sich lässt. Um die ,,Krümel-im-Käse-Sucher" darf sich ihr parteiloser Nachfolger Lutz Maurer nun kümmern.

Die 66-Jährige hat gute, aber auch schlechte Zeiten erlebt. So hat sie ,,die Schließung des Hallenbades sehr berührt", dies sei jedoch unumgänglich gewesen. Berührt hat sie natürlich auch die große Flut vom 3. Juli 2009. Über vier Stunden hatte der Himmel alle Schleusen geöffnet, und am Ende war reichlich Hab und Gut zerstört. Auch das Rathaus, es glich einem einzigen Schrotthaufen. Und so erwarb die Verwaltung das Haus der Volksbank und zog um mit Sack und Pack.

Und weil nun mal das Rathaus nebst Kultursaal abgerissen werden musste, kamen neue Pläne um die Ecke. Die sind jetzt allesamt abgesegnet, sodass die Quierschieder Ortsmitte einen neuen Veranstaltungssaal erhält - mit einer ansehnlichen Außenanlage. ,,Ich halte dies für eine Leitinvestition" sagt dazu die scheidende Bürgermeisterin in ihrem Sessel.

Ob Umgestaltung von Spielmannsgasse und Eisengraben, Aufwertung des Kirchenvorplatzes, ob Nahversorgung in der Ortsmitte (Rewe) und in Göttelborn (Netto), Sanierung der Marienstraße, Neuansiedlung von Unternehmen auf dem ehemaligen Grubengelände oder das für die Gemeinde ebenfalls sehr erfreuliche Neubau-Vorhaben der derzeit noch in Sulzbach ansässigen Unternehmensgruppe Lehnert in Camp hausen - nach achtjähriger Amtszeit ziehen Karin Lawall und ihre Mitstreiter eine durchweg positive Bilanz. ,,Man macht ja nichts allein", ist sie sich der Tatsache bewusst, dass man vor Ort konstruktiv denkende Menschen braucht, um große und kleine Vorhaben zu realisieren, nicht zuletzt im Gemeinderat.

Erfreut ist sie auch, dass das Unternehmen RAG sich ins Zeug legte, vor allem bei Renaturierung des Fischbachs und Umgestaltung der Halde Göttelborn - zwei Projekte, die die Kommune noch lebens- und liebenswerter machen.

Und nun, am Freitag, heißt es Abschied nehmen - mit 400 geladenen Gästen in der Fischbachhalle. Abschied nehmen von einem langen Berufsleben, das auch Widrigkeiten und garstige Attacken zu überstehen hatte. An Lobpreisungen, an freundlichen Worten und Reden wird es nicht mangeln, man kennt das ja. Und dann ist Schluss, aber nur im Rathaus. Denn, wie gesagt, die Enkelkinder liegen auf der Lauer.

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