Armut hält die Bauaufsicht fit

So kann's gehen · Öffentliche Ausschreibungen sind manchmal sehr grotesk, findet SZ-Redakteur Peter Wagner.

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Foto: Robby Lorenz

Die meisten Aufträge an Baufirmen, Handwerker und Lieferanten muss die Stadt Saarbrücken, wie jede andere Kommune auch, ausschreiben. Sie ist gehalten, unter allen Anbietern den "wirtschaftlichsten" zu beauftragen, nicht den "günstigsten". Der mit dem niedrigsten Angebot ist erfahrungsgemäß manchmal aber leider der Teuerste, weil er es nicht so gut kann wie andere und man am Ende drauflegen muss, um Fehler zu beseitigen. Wie nun aber im Bauausschuss des Stadtrates zu erfahren war, verhält es sich dummerweise so, dass der Günstigste sofort Beschwerde eingelegt, wenn ein Auftrag nicht an ihn geht, sondern etwa an den Zweitgünstigsten. Diese Beschwerde wird - natürlich - sehr gründlich geprüft, sodass sich Vorhaben um Monate verzögern können. Weil Saarbrücken aber fast pleite ist und die meisten seiner Projekte von höheren Ebenen bezuschusst, kann es sich diese Verzögerungen gar nicht leisten. Das Geld von EU, Bund oder Land würde vor lauter Prüferei irgendwann verfallen, dann wäre das ganze Projekt erledigt. Also nimmt man lieber gleich den Günstigsten anstatt den Wirtschaftlichsten und versucht was? Man probiert, ihm durch gute und fleißige Bauaufsicht vor Ort dann doch die bestmögliche Leistung abzuringen. Merke: Armut hält wach und zumindest die Überwacher in ständiger Bewegung.

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