Kunstwerk und Kirche Ein Kunstwerk für Nebel und Dunkelheit

Auersmacher · In der katholischen Kirche in Auersmacher ist jetzt die Installation „Mensch – Heil oder Dorn der Schöpfung“ zu sehen. Eine Besichtigung.

 Martin Steinert und Francois Schwamborn haben ein Objekt aus Holz und Licht entworfen, das nun in Auersmacher zu sehen ist.

Martin Steinert und Francois Schwamborn haben ein Objekt aus Holz und Licht entworfen, das nun in Auersmacher zu sehen ist.

Foto: Schwamborn

Im Regionalverband gibt es ein neues temporäres Kunstwerk zu entdecken, das am besten zur Geltung kommt, wenn der Himmel trüb und voller Wolken ist oder wenn es bereits dämmert. In der katholischen Kirche Maria Heimsuchung Auersmacher wird gerade die Installation „Mensch – Heil oder Dorn der Schöpfung“ fertiggestellt. Dazu wurde schon vor Weihnachten im Chorbereich ein riesengroßer Kranz aus einfachen Holzlatten angebracht, der an eine Dornenkrone erinnert. Er ist eine Holzskulptur von Martin Steinert. Und nun ist auch die Illumination des Dornenkranzes des Saarbrücker Lichtkünstlers François Schwamborn fertig.

Schwamborn hat sich etwas sehr Besonderes ausgedacht. Denn die Holzskulptur wird nicht einfach von verschiedenen Lichtquellen angestrahlt. Zuerst hat François Schwamborn die Skulptur am PC konstruiert, dann einzelne Farbkompositionen und Lichtsteuerungen erdacht, sodass diese Datei als Loop über einen Beamer auf die Skulptur projiziert wird. „So kann ich prägnante Hölzer im vorderen Bereich einzeln ansteuern“, erklärt der Künstler. Denn neben zartem bis kräftigem farblichem Schimmern kann er so auch Schlieren auf die Hölzer projizieren, die die Struktur des Holzes nachahmen. Oder eben nur einzelne Latten nacheinander beleuchten.

Je nachdem, welche Belichtungen man sieht, verändert sich die Wirkung der gesamten Skulptur. Mal ist sie blutrot, sehr passend für eine Dornenkrone, dann nur ganz zart bewegt schimmernd in hellem Licht. Aber das ist noch nicht alles. Denn François Schwamborn hat auch einen Bewegungsmelder installiert, der erlaubt, in die Software einzugreifen und damit Einfluss auf die Beleuchtung des Kunstwerks zu nehmen. So kann jeder Betrachter seine eigenen Bilder erzeugen. Das Ganze wirkt faszinierend, zauberhaft, aber auch irritierend – je nachdem, welche Lichtsequenz zu sehen ist. Und das passt. Denn das Gesamtkunstwerk, das am kommenden Freitagabend eingeweiht wird, soll den Streitfall darstellen, ob der Mensch Heil oder Dorn der Schöpfung ist.

„Im Idealfall wird das Kunstwerk dann nicht nur bewundert wie in einem Museum, sondern die Menschen kommen darüber ins Gespräch“, sagt dann auch Peter Michael Lupp, Kulturreferent des Regionalverbandes und Kurator des Projektes. Denn die Installation soll den Betrachter anregen, sich über die Zukunft des Planeten und der Menschheit Gedanken zu machen. Dazu werden verschiedene Texte in der Kirche ausliegen.

„Mensch – Heil oder Dorn der Schöpfung“ ist eben nicht nur eine Kunstinstallation. Das Projekt ist eine Kooperationsarbeit der Preisträger des Kulturpreises für engagierte Kunst des Regionalverbandes 2018, Martin Steinert, und der Theatergruppe Junge Bühne Auersmacher e.V. sowie des Regionalverbandes und weiterer Partner. Daher bezieht sich die Installation inhaltlich auf die Passion Christi. Denn im nächsten Monat beginnen die Passionsspiele der Jungen Bühne Auersmacher. Josef Lang, Vorsitzender der Jungen Bühne, glaubt, dass die Interaktion von Kunst und Dialog gelingen wird. „Allein schon über die fertige Holzskulptur wurde in Auersmacher viel gesprochen“, erzählt er.

  Lichtkünstler François Schwamborn, Kurator Peter Michael Lupp, Objektkünstler Martin Steinert und Josef Lang von den Passionsspielen Auersmacher (von links) vor der Installation in Auersamscher.

Lichtkünstler François Schwamborn, Kurator Peter Michael Lupp, Objektkünstler Martin Steinert und Josef Lang von den Passionsspielen Auersmacher (von links) vor der Installation in Auersamscher.

Foto: Iris Maria Maurer

Thema ist dabei auch die Holzkonstruktion von Martin Steinert selbst. Denn trotz ihrer Größe schwebt sie im Chorraum, wirkt leicht und filigran, ist aber massiv und schwer. „Seit Jahren schon überprüft Professor Günter Schmidt-Gönner, Ingenieur und Hochschullehrer der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), meine Holzkonstruktionen und sorgt dafür, dass sie halten. Dafür bin ich sehr dankbar, denn sonst könnte ich nicht ruhig schlafen“, erklärt der Künstler. Eine leichte, gut gesicherte Holzkonstruktion, die an eine Dornenkrone erinnert, immer wieder unterschiedlich illuminiert, mit der Möglichkeit, dass der Betrachter selbst eingreift, dazu Texte als Anregungen, sich über den Zustand des Planeten Gedanken zu machen und sich der eigenen Verantwortung zu stellen – das ist ein großes, sehens- und erlebenswertes Gesamtprojekt, besonders bei schlechtem Wetter.

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