Wieder Arbeit finden Was wird aus Laminatwerk-Mitarbeitern?

Heusweiler · Eine Transferagentur soll Männern und Frauen, die im Laminatepark Eiweiler beschäftigt waren, eine Zukunftsperspektive geben.

 Martin Büch (rechts) und Michael Nierentz von der Dekra-Personaldienste GmbH auf dem Gelände des früheren Laminate-Parks Eiweiler. Die GmbH leitet die Transferagentur für ehemalige Werks-Mitarbeiter.

Martin Büch (rechts) und Michael Nierentz von der Dekra-Personaldienste GmbH auf dem Gelände des früheren Laminate-Parks Eiweiler. Die GmbH leitet die Transferagentur für ehemalige Werks-Mitarbeiter.

Foto: Engel

Wer denkt, dass in einem stillgelegten Industriewerk auch tatsächlich alles stillsteht, der irrt: Auf dem Parkplatz des einstigen Laminateparks im Heusweiler Ortsteil Eiweiler stehen noch immer etliche Fahrzeuge. In einem kleinen Konferenzraum des Werks treffen wir Martin Büch und Michael Nierentz. Büch, 58, ist im Saarbrücker Büro der „Dekra Personaldienste GmbH“ deutschlandweit für Transferagenturen und Transfergesellschaften zuständig, die der Dekra übertragen wurden. Nierentz, 55, kaufmännischer Betriebsberater aus St. Ingbert mit zahlreichen Zusatzausbildungen, ist für die Dekra im Projekt tätig. In Eiweiler betreuen beide die Menschen, die nach dem Aus für den Standort in eine Transferagentur überführt wurden.

Die Aktivitäten in den Werkshallen sollten eigentlich Ende 2019 komplett eingestellt sein, liefen dann aber, um letzte Aufträge abzuarbeiten, bis Ende Januar. Doch auch jetzt arbeiten hier noch täglich zehn, 15 Menschen, etwa, weil die Buchhaltung und deswegen auch die IT-Abteilung noch arbeiten müssen – und eben, weil hier, bis zum 30. April,  die Transferagentur angesiedelt ist.

Auftraggeber, also die Kunden der DEKRA Personaldienst GMBH, sind die beiden Mutterkonzerne des geschlossenen Werks, Sonae Arauco (Portugal) und Tarkett (Frankreich). Bei der einvernehmlichen Klärung der Details zur Transferagentur saßen aber der Betriebsrat und die Agentur für Arbeit mit am Tisch, schildert der Saarbrücker Martin Büch.

Ende September waren etwa 150 Mitarbeiter entlassen und  in die neue Transferagentur überführt worden, derzeit sind dort noch knapp 90 Mitarbeiter tätig. Das bedeutet aber nicht, dass 60 ehemalige Werksmitarbeiter bereits eine neue Stelle gefunden haben. Denn wer zum Bespiel noch nicht so lange in dem Unternehmen gearbeitet und daher eine entsprechend kurze Kündigungsfrist hatte, für den endete nach Ablauf der Kündigungsfrist auch die Zeit als Teilnehmer der Transferagentur, „er wird hier aber, auf Wunsch, auch weiterhin beraten“, erklärt Büch.

Tatsächlich haben aber etliche der „Ehemaligen“, insbesondere mit Handwerksberufen, schnell einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Schwieriger ist es dagegen für Mitarbeiter, die teils Jahrzehnte auf Maschinen zur Faserplatten- oder Laminat-Herstellung spezialisiert waren. Für die verbliebenen Mitarbeiter geht es nun etwa darum, über Umschulungen und Weiterbildungen – auch Kurzqualifizierungen, etwa zum Gabelstaplerfahrer – wieder in den regulären Arbeitsmarkt zu finden. Dabei stehe man im engen Kontakt mit der Agentur für Arbeit, die dann in jedem einzelnen Fall gut informiert und vorbereitet sei.

Es geht jedoch nicht nur um das reine Vermitteln von Arbeitsplätzen, denn hinter jedem „Fall“ stehen Menschen und Schicksale. Der gebürtige Bremer Michael Nierentz nennt ein Beispiel, was Betroffene auf menschlicher Ebene bewegt: Da wurden Umschulungen auch mit der Begründung abgelehnt, weil das bedeutet hätte, für neun Monate den Status eines Arbeitslosen zu haben, „doch das wollen diese Männer, die noch nie im Leben arbeitslos waren, einfach nicht und suchten nach anderen Möglichkeiten.“

Nierentz hat seit 17  Jahren Erfahrung auch mit Männern und Frauen, die nach vielen Jahren, teils Jahrzehnten beim selben Arbeitgeber ihre Anstellung verlieren, „da ist dann plötzlich die ganze Lebensplanung dahin und die Kollegen sind weg“. Für diese Menschen geht es nicht nur darum, eine neue Anstellung zu finden, „da geht es auch um Trauerarbeit und Motivation. – Und wenn ich merke, dass ich an meine Grenzen stoße, dann wird auch – natürlich nur mit Einverständnis des Betroffenen – ein Therapeut hinzugezogen.“

Alles in allem ist also noch bis zur Jahresmitte Betrieb auf dem Werksgelände. Danach wird der Parkplatz wohl endgültig leer sein.

Die „Dekra Personaldienste GmbH“ kann auf einen Pool von 450 bis 600 freiberuflichen Fachkräften zurückgreifen. Die Hauptstelle ist, wie die DEKRA selbst, in Stuttgart, die Transferagenturen und -gesellschaften werden von Saarbrücken aus gesteuert.

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