Kunst im öffentlichen Raum Ein Kunstwerk, das von vielen Menschen gestreichelt wird

Dudweiler · Die Skulptur der „Bergmannskuh“ von Franz Mörscher steht vor dem Dudweiler Rathaus. Der Künstler ist auch für seine Industriefotografie berühmt.

 Eine Deutsche Edelziege mit Zickeln ist diese „Bergmannskuh“, die der Neunkircher Künstler Franz Mörscher gestaltet hat.

Eine Deutsche Edelziege mit Zickeln ist diese „Bergmannskuh“, die der Neunkircher Künstler Franz Mörscher gestaltet hat.

Foto: Iris Maria Maurer

Die „Bergmannskuh“ steht vor dem Rathaus in Dudweiler, leider etwas bedrängt an einem Parkplatz. Und die „Bergmannskuh“ ist nicht allein, sie hat zwei Jungtiere bei sich, die kleine Zicken sind. Denn die „Bergmannskuh“ des Neunkircher Künstlers Franz Mörscher ist eine Deutsche Edelziege, „mit Zickeln“. Das verrät ein Bronzeschild gleich neben der Skulptur.

Dort erfährt man auch, dass die Figurengruppe 1987 von Maria Johann, geb. Ulker aus Dudweiler gestiftet wurde. Vielleicht war diese typische saarländische „Bergmannskuh“ für sie eine liebe Erinnerung an eine Zeit, in der die Bergleute im Nebenverdienst auch Kleinbauern waren. Dann hielten sie häufig Ziegen, die auch Milch gaben, aber viel genügsamer waren als Kühe, die sogenannten „Bergmannskühe“.

Franz Mörscher hat die drei Tiere der Figurengruppe recht naturnah abgebildet, die Darstellung der Formen von Rumpf, Gliedmaßen, Kopf, Ohren oder Augen ist leicht vereinfacht, die Oberfläche der Bronzeskulptur ist bewegt. Aber sie zeigt keine einzelnen Tierhaare, sondern Linien, Striche und kleine Furchen. Das Muttertier steht auf einer Bronzeplatte in der Mitte der Gruppe, den Kopf dem Betrachter entgegen gestreckt. Die beiden Zicken stehen in die andere Richtung, denn eines der beiden säugt am Euter. Diese Bewegung des Jungtieres verleiht der Gruppe Dynamik, die Tiergruppe wird dadurch auch allansichtig. Die Skulptur ist aus Bronze gegossen, die Tiere sind in etwa lebensgroß.

Der Neunkircher Künstler Franz Mörscher war Bildhauer, Mosaikkünstler, Maler, Fotograf und Sachbuchautor. Er studierte von 1951 bis 1956 Malerei, Bildhauerei und Fotografie an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk Saarbrücken bei Prof. Dr. Boris Kleint, und lernte dort auch den Fotografen und Professor Otto Steinert kennen.

Durch ihn wendete er sich vermehrt der Fotografie zu, erhielt Stipendien für Studienaufenthalte in Paris, Salzburg und Mailand. Als freischaffender Künstler widmete er sich zuerst der Bildhauerei, später der Fotografie. Mit Fotoserien des Neunkircher Eisenwerks vor und während des Abrisses, sowie des Weltkulturerbes Völklinger Hütte als „Denkmal für eine untergehende Industriekultur in Westeuropa“ wurde er bekannt. Von ihm stammen aber auch die bunten Mosaikfußboden- und Wandgestaltungen im Postamt St. Johann, Ecke Dudweilerstraße und Stephanstraße.

Franz Mörscher ist 2018 in Neunkirchen verstorben. Die Skulpturengruppe der „Bergmannskuh mit Zickeln“ stammt aus den Jahren 1993 bis 1995, und sie muss ihn berührt haben. Denn in den Jahren 2003 und 2004 nahm er das Motiv noch ein weiteres Mal auf, formal noch weiter abstrahiert. Kein Wunder, ist die Tiergruppe in Dudweiler doch anscheinend sehr beliebt. Denn dort, wo die Tiere am häufigsten angefasst werden, verändert sich die Patina der Bronze von Grüngrau zu Braungold, insbesondere auf dem Rücken und der Innenseite der Jungtiere. Ganz so, als würden Passanten sie im Vorübergehen streicheln. 

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