Zubringer-Dienste im ländlichen Raum Verkehrsministerin Rehlinger will den ÖPNV digitaler machen

Saarbrücken · Laut einer Studie gibt es im Saarland die meisten Haltestellen – für einen attraktiven Personennahverkehr reiche das aber nicht aus.

Verkehrsministerin Rehlinger : ÖPNV im Saarland soll digitaler werden
Foto: dpa/Oliver Dietze

In keinem anderen Bundesland gibt es ein so dichtes Netz an Haltestellen und Bahnhöfen wie im Saarland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung der Allianz pro Schiene. Demnach wohnen fast 97 Prozent der Saarländerinnen und Saarländer höchstens 600 Meter Luftlinie von einer Bushaltestelle beziehungsweise 1200 Meter von einem Bahnhof entfernt. Mit diesem Wert belegt das Saarland Platz Eins des Erreichbarkeits-Rankings, gefolgt von Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. In Bayern und Mecklenburg-Vorpommern sind die Wege zu Bus und Bahn am längsten. Die Studie basiert auf offiziellen Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Sie trifft allerdings keine Aussage darüber, in welcher Taktung Bus und Bahn fahren.

Saar-Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) zeigt sich von dem Ergebnis nicht überrascht: „Der ÖPNV im Saarland ist viel besser als sein Ruf. Durch unser flächendeckendes Netz an Bahnhöfen und Haltestellen haben wir einen echten Vorteil.“

Die Wege seien kurz, aber nur nach Definition der Allianz Pro Schiene. Die Vorgaben des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) „liegen bei Bushaltestellen zwischen 300 und 500 Meter“, betont Erhard Pitzius, Vorsitzender der Plattform Mobilität SaarLorLux. Außerdem würden in der Studie, „wenn man im Detail liest“, nur „größere Haltepunkte“ berücksichtigt, „die mindestens 20 Abfahrten am Tag haben“.

Insgesamt sei der ÖPNV im Saarland „eher mangelhaft“, sagt Pitzius. „Viele Haltestellen und Bahnhalte sind im erbärmlichen Zustand und immer noch nicht barrierefrei. Es fehlen Linienbezeichnungen, Netzpläne, manchmal sogar Fahrpläne. An Sonntagen ist das Busangebot stark ausgedünnt, ein touristischer Ausflug kaum möglich.“

Ob ein laut Studie dichtes Haltestellen-Netz für Saarländerinnen und Saarländer nun Grund zur Freude ist, darf auch deswegen bezweifelt werden, weil über die Qualität des ÖPNV keine Aussagen getroffen werden. Wenn nur einmal am Tag ein Bus fährt, wie es in ländlichen Regionen häufig der Fall ist, bleibt der Nutzen der nahen Haltestelle schließlich begrenzt.

 Saar-Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD).

Saar-Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD).

Foto: Staatskanzlei Saarland/ Uwe Bellhäuser/Bellhäuser

„Die Bushaltestelle, an der kein Bus hält, ist schön, aber nicht ausreichend“, gibt Rehlinger zu. Für eine „Mobilitätsgarantie“ und attraktive Alternative zum Auto brauche es mehr. Ein Teil sei zwar die Möglichkeit zum Einsteigen – auch barrierefrei. Dafür sei in Zusammenarbeit mit den Kommunen „schon ganz viel getan worden“. Ein weiterer Teil sei aber ein bezahlbarer ÖPNV. „Da haben wir in den vergangenen Wochen richtig was vorgelegt“, sagte die Ministerin und verwies auf die Tarifreform. Die ist am 1. Juli im Saarland gestartet und macht das Fahren mit Bus und Bahn vor allem für Viel-Nutzer – vor allem Abonnenten – günstiger und einfacher.

Und jetzt, so die Ministerin, gehe es um einen weiteren Teil – das Angebot beziehungsweise dessen Ausbau. „Das bildet sich durch den Verkehrsentwicklungsplan an, sowohl Bus- als auch Bahnseitig.“ Allerdings: Das Land sei nur teilweise für das Angebot zuständig. „Ich weiß um die Finanznöte der Kommunen, aber Teil meines Konzepts ist es, sie weiter dafür zu sensibilisieren, wie sie ihre Zubringer-Dienste organisieren.“ Intelligente Lösungen und Kooperationen, fordert die Ministerin, etwa pilothaft mit dem Taxi-Gewerbe. „Thema Bestellverkehr – denn es geht nicht um mehr leere Busse im ländlichen Raum.“

Außerdem müsse die Digitalisierung noch viel mehr genutzt werden. Zum Beispiel, dass (Mit-) Fahrgelegenheiten auf digitalen Plattformen über das Smartphone abgerufen werden können. Rehlinger kündigte an, dass in ihrem Haus extra eine Kompetenzstelle „Digitalisierung im ÖPNV“ eingerichtet wird. „Das geht nicht nebenbei, das muss man viel gezielter angehen, um die Chancen zu nutzen.“

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