Bald sollen Stadtnamen statt Vornamen verwendet werden Neues Buchstabier-Alphabet – aber das Saarland geht leer aus

In Zukunft heißt es nicht mehr „C“ wie Cäsar, sondern „C“ wie Cottbus. Warum es „S“ wie Saarbrücken aber nicht geben wird.

„Cottbus“ statt „Cäsar“ und „Iserlohn“ statt „Ida“? 26 Städte in Deutschland können sich über die mögliche Aufnahme ihres Namens ins Buchstabier-Alphabet der Verwaltung freuen. „Denn dann ist der Name unserer Stadt in aller Munde“, sagte ein Sprecher der Stadt Nürnberg, die künftig für den Buchstaben „N“ stehen könnte (statt „Nordpol“).

Ortsnamen statt Vornamen sollen verwendet werden

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) arbeitet an einer neuen Fassung der Buchstabiertafel für Wirtschaft und Verwaltung mit Ortsnamen statt Vornamen. Die DIN 5009 regelt, mit welchen Wörtern beim Diktieren Buchstaben verdeutlicht werden. Sie wird vor allem in Wirtschaft und Verwaltung genutzt, Rettungsdienste, Polizei oder Luftfahrt sind nicht betroffen. Zwar ist die Nutzung nicht verpflichtend, sie kommt aber etwa in Lehrbüchern vor.

Buchstabier-Alphabet: Bislang fast nur Männernamen

Bislang werden vor allem Vornamen („C wie Cäsar“, „E wie Emil“) genutzt - und zwar 16 Männer- und nur sechs Frauennamen. „Das entspricht nicht der heutigen Lebensrealität“, teilte das Institut mit. Es sei nicht möglich, alle relevanten ethnischen und religiösen Gruppen und dann auch noch geschlechtergerecht ausgewogen darzustellen. Städtenamen seien ein guter Kompromiss.

Keine Stadt im Saarland dabei

In dem Entwurf setzt man vor allem auf Orte, die ein Autokennzeichen mit einem Buchstaben haben. Man habe versucht, die Bundesländer in Ost und West ausgeglichen auszuwählen. Das Saarland, Rheinland-Pfalz, Bremen, Hamburg und Sachsen-Anhalt gehen nach derzeitigem Stand aber leer aus. Sofern der Buchstabe als einbuchstabiges Unterscheidungszeichen in Kraftfahrzeugkennzeichen für eine Stadt vergeben ist, ist deren Name aufgenommen. Anstelle von Saarbrücken (Kennzeichen SB) wird Stuttgart (Kennzeichen S) verwendet.

Eine Ausnahme gibt es beim Buchstaben „G“: Hier wurde „Görlitz“ statt „Gera“ aufgenommen, weil „Gera“ unter akustisch ungünstigen Bedingungen (speziell, wenn nur die Vokale verständlich sind) mit „Jena“ verwechselt werden kann.

Bei „Eszett“ und „Ypsilon“ bleibt es bei der einfachen Bezeichnung der Buchstaben. Die Umlaute heißen nicht mehr „Ärger“, „Ökonom“ und „Übermut“, sondern Umlaut-A, Umlaut-O und Umlaut-U.

Viele Städte zeigten sich erfreut: „Vom damit verbundenen Bekanntheitsgrad würden wir als vergleichsweise kleine Stadt besonders profitieren“, hieß es etwa aus Tübingen. Die Stadt könnte bald fürs „T“ stehen.

„Nathan“ gibt es schon lange nicht mehr

Das DIN arbeitet schon seit vergangenem Herbst an den neuen Diktierregeln. Ausgelöst hat die Reform Michael Blume, Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter. Ihn stört, dass in der aktuellen Tafel Relikte aus der Zeit der Nationalsozialisten stecken. Die hatten 1934 alle jüdischen Namen entfernt: Aus David wurde Dora, aus Nathan Nordpol, aus Samuel Siegfried. Zwar wurde die Tafel nach 1945 einige Male überarbeitet. Doch Nathan blieb draußen, Nordpol drin - jetzt könnte daraus Nürnberg werden.

Die jetzt Juli vorgestellte Fassung mit den Ortsnamen ist ein Entwurf, Interessierte können sich noch mit Ideen und Kommentaren an das Institut wenden. Die endgültige Fassung wird Mitte 2022 erwartet.

So sieht das neue Buchstabier-Alphabet aus

Augsburg, Berlin, Cottbus, Chemnitz (für Ch), Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Görlitz, Hannover, Iserlohn, Jena, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Oldenburg, Potsdam, Quickborn, Regensburg, Stuttgart, Schwerin (für Sch), Tübingen, Unna, Vogtland, Wuppertal, Xanten, Zwickau.

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