Saar-Ernte Rund die Hälfte der Erntehelfer fehlt

Saarbrücken · Minister Jost fordert von der Bundesregierung eine Lockerung des Einreiseverbots für Saisonarbeiter.

 Hans Lauer, Geschäftsführer des saarländischen Bauernverbandes. 

Hans Lauer, Geschäftsführer des saarländischen Bauernverbandes. 

Foto: rup/ROLF RUPPENTHAL

Wegen des verhängten Einreiseverbots müssen saarländische Landwirte auf bis zu 50 Prozent ihrer osteuropäischen Erntehelfer verzichten, sagt der Geschäftsführer des saarländischen Bauernverbandes, Hans Lauer, gegenüber der SZ. Von den benötigten 400 Helfern stünden den rund 25 Betrieben, die auf Sonderkulturen wie etwa Erdbeeren oder Spargel spezialisiert sind, lediglich 200 zur Verfügung, weshalb die Ernte in Gefahr sei. Zuvor hatte bereits der Vorsitzende des deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied davor gewarnt, dass es aufgrund des Einreiseverbots für Erntehelfer bei einigen Kulturen im Obst- und Gemüsebereich zu Versorgungsengpässen kommen könne.

„Wie sich die Lage im Saarland entwickelt, wissen wir nicht, akut gefährdet sind derzeit allerdings besonders die sogenannten Sonderkulturen“, betont Lauer. Deren Ernte beginne bereits kommende Woche. Bei Produkten wie Feldgemüse oder Salaten und Kräutern herrsche hingegen sogar teilweise ein Überangebot, da die Gastronomie als einer der Hauptabnehmer derzeit größtenteils weggebrochen sei. Kurzfristig lasse sich der Wegfall der meist aus Rumänien oder Polen kommenden Erntehelfer zwar durch deutsche Freiwillige abfedern, längerfristig sei das aber keine Lösung, da dies keine erfahrenen Fachkräfte seien, sagt Lauer. Auch der Präsident der Landwirtschaftskammer des Saarlandes, Franz-Josef Eberl, sieht vor allem die Spargel- und Erdbeerernte in Gefahr: „Dort werden schnell Leute gebraucht. Die Ernte steht kurz bevor.“ Bei anderen Gemüsesorten sieht Eberl weniger große Probleme, weil ein Großteil aus anderen Bundesländern importiert werde. Komme es dort allerdings zu größeren Ernteausfällen, könnten deutsches Obst- und Gemüse auch im Saarland knapper werden. Das sei aber derzeit noch überhaupt nicht absehbar.

Auf 30 Hektar baut Landwirt Mark Bernauer aus Heusweiler Spargel an. Weitere 35 Hektar bewirtschaftet er mit Erdbeeren. Von seinen 40 meist polnischen Spargelstechern habe er unter hohem bürokratischen Aufwand vor dem Einreiseverbot rund 16 nach Deutschland holen können. Für die Erdbeerernte habe er bislang aber noch keine Fachkräfte: „Wir müssen unseren kompletten Betrieb umstrukturieren, die Kosten für die Ernte steigen um 30 bis 50 Prozent.“ Sicher sei nur, dass die Ernte dieses Jahr geringer ausfallen werde, sagt Bernauer. Acht Hektar Spargelfelder habe er bereits aus der Ernteplanung gestrichen.

Vor diesem Hintergrund forderte Saar-Landwirtschaftsminister Reinhold Jost (SPD) am Mittwoch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in einem Brief dazu auf, die Einreisebeschränkungen für Saisonarbeitskräfte zu lockern und auch im Inland nach Erntehelfern zu suchen.

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