Auto Saar-Autozulieferern drohen Schließungen

Saarbrücken/Homburg · Vor allem Kurzarbeit für die Beschäftigten soll Betrieben helfen, die Coronakrise zu bewältigen.

Das Corona-Virus verursacht die bisher größte Krise in der Automobilindustrie. Auch das „Autoland Saar“ wird mit voller Wucht heimgesucht. Über 44 000 Beschäftigte arbeiten nach Angaben des Netzwerkes automotive.saarland in unserer Region in dieser Branche. Es sind vor allem kleine und mittlere Zulieferbetriebe, für die es jetzt sehr schnell an die eigene Existenz gehen kann. 260 Saar-Zulieferbetriebe sind direkt von den Autoherstellern abhängig. Trotz aller derzeitigen Unsicherheiten glaubt Pascal Strobel, Leiter des Netzwerkes, in dem zahlreiche Zulieferbetriebe vertreten sind: „Wenn die Schutzinstrumente genutzt werden und greifen, dann denke ich, haben die Unternehmen die Substanz, die Corona-Krise zu überstehen.“ Voraussetzung sei allerdings, dass diese nicht schon zuvor in eine schwierige Lage geraten sind. Mit solchen Schutzinstrumenten ist zum Beispiel Kurzarbeit gemeint, dessen Bezugsdauer die Bundesregierung wegen der Corona-Krise auf bis zu zwei Jahre verlängert hat.

So wird etwa bei Ford für die Beschäftigten durch eine Aufstockung des Kurzarbeiter-Geldes über 80 Prozent des Nettolohns verhandelt. Auch der Getriebehersteller ZF, der für sein Saarbrücker Werk an diesem Freitag entscheiden will, ob Teile der Produktion oder gar der gesamte Standort vorübergehend stillgelegt werden, hat sich auf Konzernebene bereits auf ein generelles Verfahren geeinigt. Es betrifft alle Mitarbeiter, die von Kurzarbeit betroffen sein werden. Diese Regelung gilt bis einschließlich Juni. Sabine Jaskula, Mitglied des Vorstands der ZF Friedrichshafen AG und verantwortlich für Personal und Recht, verweist auf eine Einigung mit dem Gesamtbetriebsrat. „Durch einen zusätzlichen Beitrag des Unternehmens wird jeder rund 90 Prozent seines regulären Nettoeinkommens behalten.“ Mit der Vereinbarung „können jetzt Teile von Produktion und Verwaltung kontrolliert heruntergefahren werden“. Jaskula betont: „Wir gehen davon aus, dass wir die Arbeit sowohl in einzelnen Produktlinien als auch in ganzen Werken und Verwaltungsbereichen ruhen lassen werden.“

Ebenso deutlich wird Salvatore Vicari, Betriebsratschef von Schaeffler in Homburg: „Das Ganze trifft uns dramatisch.“ Schaeffler gehört zu den größten Automobilzulieferern in Deutschland, beschäftigt weltweit rund 87 700 Mitarbeiter, davon 2650 in Homburg. Dort hat man sich auf zwei Bereiche spezialisiert: Industrieprodukte allgemein und Autoindustrie. Schaeffler verhandelte am Donnerstag noch Details einer Vereinbarung, die für Homburg gelten soll. Einzelheiten sollen an diesem Freitag oder spätestens am Montag feststehen. 50 Prozent der Belegschaft werde es in jedem Fall treffen. Dass es nicht alle direkt trifft, liegt an den zwei Bereichen, für die Schaeffler produziert. Auch bei Bosch in Homburg soll am heutigen Freitag oder spätestens am Montag endgültig Klarheit herrschen. In der Konzernzentrale in Stuttgart werde für jeden einzelnen Standort verhandelt.

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