Corona-Pandemie Lufthansa und Tui kämpfen um Existenz

Frankfurt/Hannover · Die Corona-Krise trifft Luftverkehr und Touristik als erste Branchen. Kurzarbeit alleine wird wohl zum Überleben nicht ausreichen.

 Wegen der Corona-Krise legt die Lufthansa nahezu die gesamte Flotte still und schickt Zehntausende Mitarbeiter in die Kurzarbeit.

Wegen der Corona-Krise legt die Lufthansa nahezu die gesamte Flotte still und schickt Zehntausende Mitarbeiter in die Kurzarbeit.

Foto: dpa/Arne Dedert

 Die Lufthansa und ihre Töchter wollen zunächst mit einem beispiellosen Sparprogramm durch die Corona-Krise kommen. Der Dax-Konzern legt nahezu die gesamte Flotte still, schickt Zehntausende Mitarbeiter in die Kurzarbeit und wirbt um milliardenschwere Staatshilfen. Wie lange sein Unternehmen durchhalten kann, wollte Lufthansa-Chef Carsten Spohr nicht prognostizieren.

Angesichts komplett weggebrochener Buchungen und ungewisser Dauer der Pandemie verlangen Verbände und Politiker direkte Staatshilfen. Allein die Fluggesellschaften brauchten global rund 200 Milliarden Dollar (185 Milliarden Euro) Nothilfe, wie der Airlineverband IATA am Donnerstag in Genf erklärte.

Branchenprimus Tui Deutschland sagte sämtliche Reisen bis zum 23. April ab. Bei Tui Deutschland sollen die Beschäftigten für ein halbes Jahr in Kurzarbeit gehen. Die mit dem Management vereinbarte Regelung greife für die Zeit vom 1. April bis zum 30. September, hieß es in einer Information des Konzernbetriebsrats.

Nach Hochrechnungen des Branchenverbandes DRV summiert sich der Ausfall bei den deutschen Veranstaltern und Reisebüros allein bis Ende April auf mehr als 4,8 Milliarden Euro und werde weiter steigen. „Ein Schutzschirm für die Reisewirtschaft ist jetzt dringend notwendig. Die Politik ist gefordert, diese Umsatzausfälle mit einer Beihilfe auszugleichen“, forderte DRV-Präsident Norbert Fiebig.

Nach der Krise werde nicht nur die globale Branche, sondern auch das Unternehmen Lufthansa ein anderes sein, sagte Spohr bei der Bilanzvorlage für 2019 in Frankfurt. „Wir haben eine kleinere Lufthansa-Gruppe vor uns.“ Für die Hauptreisezeit im Sommer wagte der Manager wie für das gesamte Geschäftsjahr keine Prog­nose. Um die Fixkosten zu senken, plant der Konzern Kurzarbeit von mehreren zehntausend Beschäftigten, will allerdings möglichst geringe Zuschüsse oberhalb der Sozialleistungen zahlen. Je weniger Zuschuss fließe, desto mehr Beschäftigte könnten an Bord bleiben, erklärte Spohr. Es sei Unternehmensziel, möglichst alle 140 000 Beschäftigten weiter zu beschäftigen. In Deutschland sei bereits Kurzarbeit für 31 000 Kabinen-Mitarbeiter der Lufthansa AG beantragt.

Nächste Woche seien nur noch 50 Flüge pro Tag plus einige Eurowings-Verbindungen geplant, schilderte Spohr die Situation. „Der Flugplan von 1955 sah genauso aus wie der, den wir in der kommenden Woche fliegen.“ Rund 700 der 763 Flugzeuge in der Konzernflotte stehen dann über viele Flughäfen verteilt am Boden. Als einziger Betriebsteil floriert noch die derzeit voll ausgelastete Frachttochter Lufthansa Cargo.

Das Lufthansa-Management versucht, das Geld zusammenzuhalten. Die Aktionäre sollen auf die Dividende verzichten, Boni werden möglicherweise in Form von Aktien ausgegeben. Die Lufthansa hat sich neue Kredite gesichert und verfügt laut Spohr einschließlich einer Kreditlinie über flüssige Mittel von 5,1 Milliarden Euro. Zudem könne die Lufthansa Flugzeuge im Wert von zehn Milliarden Euro als Sicherheit bei Banken einbringen.

Im abgelaufenen Jahr musste die Lufthansa wegen einer Preisschlacht im Europageschäft und gestiegener Kerosinpreise einen herben Gewinnrückgang hinnehmen. Während der Umsatz um 2,5 Prozent auf 36,4 Milliarden Euro stieg, sackte der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) um 29 Prozent auf gut zwei Milliarden Euro zusammen. Der Nettogewinn brach sogar um 44 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro ein, war aber immerhin noch das drittbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte.

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