Werkzeuge fürs Energiesparen Saar-Lor-Lux-Umweltzentrum erklärt Handwerksbetrieben, wie sie Energie sparen können

Saarbrücken · Im Handwerk drängt die Zeit beim Senken von Energiekosten. Auf bis zu 20 Prozent schätzen Experten die Einsparpotenziale in mittelständischen Betrieben. Das Saar-Lor-Lux-Umweltzentrum der Handwerkskammer hat dafür Energiespar-Werkzeuge entwickelt, die jetzt Wirtschaftsminister Robert Habeck vorgestellt werden.

 Auch für Handwerksbetriebe sind die Energiekosten zu einem Problem geworden. (Symbolbild)

Auch für Handwerksbetriebe sind die Energiekosten zu einem Problem geworden. (Symbolbild)

Foto: dpa/Sven Hoppe

Die Energiekosten explodieren – und werden nicht nur Endverbraucher, sondern auch Handwerksbetriebe sehr wahrscheinlich vor große Probleme stellen. Vor allem, wenn sie für ihr Gewerk viel Energie verbrauchen. Wie Bäckereien zum Beispiel, aber auch Autowerkstätten, Tischlereien, Metallbauer oder Friseure.

Schon seit 2013 gibt es für diese Betriebe das Bundesprogramm „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“, mit dem sie Beratung und Unterstützung bei Energiesparmaßnahmen erhalten können. Die so genannten „E-Tools“ – also Werkzeuge fürs Energiesparen – hat das Saarbrücker Saar-Lor-Lux-Umweltzentrum der Saar-Handwerkskammer federführend für den Zentralverband des Deutschen Handwerks entwickelt.

„Die Idee für die E-Tools wurde hier geboren. Wir sind bundesweit dafür sozusagen die Denkfabrik für Handwerkskammern und deren Umweltzentren“, sagt selbstbewusst Hans-Ulrich Thalhofer, Leiter des Saar-Lor-Lux-Umweltzentrums in Saarbrücken. Gegründet von sieben Umweltzentren des Handwerks zählt das Netzwerk mittlerweile 62 „Transfer-Partner“ aus Handwerkskammern, -verbänden und Innungen. Die Saarbrücker koordinieren die Zusammenarbeit der Zentren, von denen jedes einen Energieeffizienz-Leitfaden für jeweils ein Gewerk entwickelt hat.

Knapper Leitfaden gibt praxistaugliche Tipps

Thalhofers kleines Team berät Handwerksbetriebe in Klima- und Umweltfragen und hat mit ihnen zusammen Maßnahmen-Kataloge und Tipps zum Energiesparen entwickelt, die sich „niedrigschwellig“ in die Praxis umsetzen lassen sollen. Der Leitfaden für die Automobil-Zulieferer ist im Saarland mit seinen vielen Kfz-Betrieben entstanden. „Wir haben die Infos auf wenigen Seiten kondensiert und handwerkstauglich übersetzt. Die Betriebe sollen schnell einen Mehrwert haben, wenn sie zum Beispiel ein Energiebuch führen“, sagt Energieberater Marcel Quinten. Das gibt es digital und kostenlos. Mit ein paar Angaben und Klicks können Betriebe dort in einem ersten Schritt ihre Energieverbrauchsdaten eintragen und mit Datensätzen hunderter anderer Betriebe des gleichen Gewerkes abgleichen, um herauszufinden, wie sie energetisch abschneiden. Und wo sich was einsparen lässt.

In einem zweiten Schritt besucht ein Berater des Umweltzentrums den Betrieb vor Ort, um weitere Schwachstellen zu finden. Wie ist die Werkstatt gedämmt? Finden sich Leckagen in den Leitungen, zum Beispiel bei der Druckluft? Kann man die Beleuchtung umstellen? Sind Heizungs- oder Klimaanlage richtig eingestellt? Wer mehr investieren will, kann sich beraten lassen, ob sich zum Beispiel der Umstieg auf Kraft-Wärme-Kopplung oder die Anschaffung neuer energiesparender Maschinen lohnt oder Solartechnik installiert werden kann. „Wir können zudem mit Messgeräten einiges visualisieren“, sagt Quinten. Es gibt Tipps für erste, einfache Maßnahmen und Hilfe bei Förderanträgen für weitergehende Investitionen in Energieeffizienz. Ambitionierte Betriebe können dann in ein Energiemanagementsystem einsteigen und sich auch EU-zertifizieren lassen (Emas). Oder sie werden in den „Umweltpakt Saar“ aufgenommen.

Energieeffizienz war bisher nur Rand-Thema fürs Handwerk

„Die Betriebe brauchen einen Schubs“, ist Thalhofer überzeugt. Die E-Tools seien dafür die richtigen (Einstiegs-)Instrumente. Denn um das komplexe Thema Energiesparen kümmerte sich das Handwerk bisher nur zögerlich, so die Erfahrung der beiden Umwelt-Experten. „Wer einen kleinen oder mittelgroßen Betrieb führt, hat meist viel anderes um die Ohren. Bisher ging es vor allem um Fachkräfte- und Materialmangel oder die Digitalisierung.“ Doch seit die Gas- und Strompreise durch die Decke gehen, wächst der Druck auf das Handwerk, das Thema Energieeffizienz endlich anzugehen. „Bisher rennen sie uns aber nicht gerade die Bude ein“, wundert sich Thalhofer – und hat eine Erklärung: „Nur zwei bis zehn Prozent machten bisher die Energiekosten im Handwerk aus, je nach Gewerk.“ Das wird sich künftig drastisch ändern.

Robert Habeck setzt auf die E-Tools

 Energie- und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne, Mitte) informierte sich bei der internationalen Handwerksmesse Anfang Juli in München am Stand der Mittelstandsinitiative über die maßgeblich in Saarbrücken entwickelten E-Tools. Saar-Lor-Lux-Umweltzentrum-Leiter Hans-Ulrich Thalhofer und Marcel Quinten (rechts und links neben Habeck) erklärten ihm, wie es funktioniert.

Energie- und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne, Mitte) informierte sich bei der internationalen Handwerksmesse Anfang Juli in München am Stand der Mittelstandsinitiative über die maßgeblich in Saarbrücken entwickelten E-Tools. Saar-Lor-Lux-Umweltzentrum-Leiter Hans-Ulrich Thalhofer und Marcel Quinten (rechts und links neben Habeck) erklärten ihm, wie es funktioniert.

Foto: Michaela Handrek-Rehle/IHK/Michaela Handrek-Rehle

Für die Energiespar-Kampagne von Wirtschafts- und Energieminister Robert Habeck (Grüne) ist der Beitrag des mittelständischen Handwerks deshalb entscheidend. Nicht nur, weil man „viele Köpfe und Hände“ für den energetischen Umbau des Landes braucht. Denn Wärmepumpen, Windräder und Solardächer bauen sich nicht von selbst. Sondern eben auch, weil die Betriebe selbst ein großes Energie-Einsparpotenzial haben. Experten gehen von bis zu 20 Prozent aus, je nach Gewerk. Das aber muss gehoben werden – und zwar so schnell wie möglich. Auf der Internationalen Handwerksmesse in München ließ sich der Minister am 6. Juli am Stand der „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“ von Ulrich Thalhofer und Marcel Quinten erklären, wie die E-Tools funktionieren. „Er hat sich zehn Minuten Zeit für uns genommen“, freute sich der Leiter des Umweltzentrums.

Das Zentrum wird in Zukunft noch viel mehr zu tun haben. Ob es dafür personell und finanziell aber besser ausgestattet wird, ist offen. „Wir sind zu sehr an Projektmittel gebunden“, kritisiert Hans-Ulrich Thalhofer.

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