Entlang der Saar Warum es beim Radschnellweg in Saarbrücken nur im Schneckentempo vorwärts geht
Saarbrücken/Völklingen/Saarlouis · Der BUND Saar fordert jetzt einen Radschnellweg von Kleinblittersdorf über Völklingen nach Saarlouis. Der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt unterstützt das Projekt, fordert aber finanzielle Unterstützung von Bund und Land. Wo soll das Geld dafür herkommen?
Das Saarland soll beim Ausbau des Radwegenetzes vorankommen, deshalb fordert der BUND Saar jetzt den Bau eines Radschnellwegs entlang der Saar. Startpunkt soll Kleinblittersdorf sein – und dann soll die Fahrradautobahn über Saarbrücken und Völklingen bis nach Saarlouis führen. Schon jahrelang sei über die Strecke geredet, aber sie sei nie realisiert worden, erklärt Karsten Bach vom BUND: „Seit mindestens 8, wenn nicht sogar 14 Jahren wurde darüber schon diskutiert.“
Passiert ist offenbar bislang nicht viel. Sowohl die Stadt Saarbrücken als auch das Land teilen auf Anfrage mit, dass es bislang keine konkreten Planungen für diese Strecke gegeben habe. Daher könne man auch nichts zu den möglichen Kosten und der Finanzierung sagen.
Dass es ein planerisch und städtebaulich herausforderndes Projekt würde, ergibt sich aber schon aus der Natur eines Radschnellwegs: Vier Meter breit, dazu noch zweieinhalb Meter für Fußgänger. Diese Vorgaben für Radschnellwege gelten als Konsens unter Planern, erläutert Thomas Fläschner, Landesvorstandssprecher des ADFC Saar. Mit 6,50 Meter sei das dann schon fast die Breite einer Landstraße, so der Sprecher des Radclubs: „Wo baut man sowas hin?“ Neben der Finanzierung sei daher die Trassenfindung bei Radschnellwegen das Hauptproblem.
Trotzdem befürwortet der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) das Vorhaben. Er möchte jetzt gerne Vertreter von Land und Kommunen ins Saarbrücker Rathaus einladen. Außerdem fordert er finanzielle Unterstützung für den Ausbau der saarländischen Radinfrastruktur.
Tatsächlich gibt es bereits eine generelle Landesförderung für Fahrrad-Projekte. Bund und Land stellen den saarländischen Kommunen über die Förderprogramme „NMOB Rad“ (nachhaltige Mobilitätsstrategie) und „NMOB Stadt-Land“ mehrere Millionen Euro für die Verbesserung der Situation von Radfahrern zur Verfügung, teilt Sabine Schorr, Pressesprecherin des Umweltministeriums mit. Von 2020 bis 2023 bekomme das Saarland vom Bund 7,7 Millionen Euro für den Radwegebau aus dem Programm „NMOB Stadt-Land“; Saarbrücken habe sich für 2022 davon 2,2 Millionen Euro und fürs folgende Jahr 1,8 Millionen gesichert, informiert Thomas Blug, Saarbrücker Pressesprecher. Es seien derzeit bereits Förderungen aus dem Programm in Höhe von 1,4 Millionen Euro beantragt worden. Zusätzlich seien Fördermittel aus der Kommunalrichtlinie des Bundesumweltministeriums von circa 900 000 Euro für Radprojekte beantragt worden.
Die Landeshauptstadt aber will, dass dauerhaft Geld für den Ausbau der Radinfrastruktur fließt: „Wir benötigen Aussagen darüber, ob die Fördermittel verstetigt werden, damit langfristige Planungssicherheit gegeben ist“, erklärt Blug.
Momentan baut die Stadt gerade die Fahrradstraße in der Hohenzollernstraße aus sowie einen Radweg nach Forbach. Durch die Aufteilung der Fördermittel des Bundes auf die Länder nach dem Bevölkerungsschlüssel gebe es fürs Saarland nur einige Hunderttausend Euro jährlich, Bayern dagegen erhalte eine Millionen-Förderung, so Blug. „Damit kann man hier keine großen Sprünge erwarten“, meint Blug.
Doch nicht nur der Radschnellweg entlang der Saar steht noch in den Sternen, auch bei der Realisierung eines Radschnellwegs von Völklingen über die Saarbrücker Uni nach St. Ingbert hakt es offenbar, einem Projekt, an dem Stadt, Land und Bund schon länger arbeiten. Das Ganze solle voraussichtlich rund 20 Mio. Euro kosten, so Ministeriumssprecherin Sabine Schorr. Der Bund gebe aber für Radschnellwege lediglich 2,2 Millionen Euro, wodurch eine Finanzierungslücke von 18 Millionen Euro entstehe, die zu hoch für Stadt und Land zusammen sei. Es gebe aber Gespräche zwischen Land und Bund, wie sich das Projekt dennoch finanzieren ließe. Beim geforderten Radschnellweg von Kleinblittersdorf nach Saarlouis hat das saarländische Umweltministerium eine klare Position ein: Zielführender sei es, erstmal das bereits begonnene Radschnellweg-Projekt voranzubringen. Saarbrückens OB Conradt steht diesem Vorhaben dennoch weiterhin offen gegenüber.
Offenbar gibt es aber auch bereits vollendeten Rad-Projekten in der Landeshauptstadt noch einiges zu tun. Laut Thomas Fläschner gebe es etwa auf der Fahrradstraße auf der Hohenzollernstraße sowie in der Fahrradzone im Nauwieser Viertel immer noch unzulässigen Durchgangsverkehr, der von der Stadt nicht „bekämpft“ werde. Dennoch, der Rad-Aktivist, hat insgesamt ein positives Gefühl, es gebe ein ernstes Bemühen seitens der Stadt und des Landes, darum die Fahrradfreundlichkeit in Saarbrücken zu steigern: „Die Sachen sind halt komplex.“