Murmel 2.0 Samenkugeln kullern durch den Kreis

Homburg · In Kirkel werden Kugeln mit Blütensamen hergestellt. Legt man sie in die Erde, sprießt eine Ansammlung heimischer Blühpflanzen hervor.

 Eigens für die Samenkugeln wurden Tütchen entworfen und in Handarbeit hergestellt.

Eigens für die Samenkugeln wurden Tütchen entworfen und in Handarbeit hergestellt.

Foto: Christel Bernard

Um die Entstehungsgeschichte der Seedballs, auch Seedbombs genannt, ranken sich viele Geschichten vom Guerilla-Gardening über japanische Reisbauern bis in die Nilauen im alten Ägypten. Wo und wann auch immer sie erfunden wurden, inzwischen rollen die aus Wildblumensamen und einer erdfeuchten Mischung aus Lehm und Pflanzerde von Hand hergestellten Samenkugeln auch durch den Saarpfalz-Kreis.

Dort lässt sich allerdings genau sagen, woher sie kommen: aus dem Projekt „Burg Kirkel und Umgebung“ der Aquis, einer vom Saarpfalz-Kreis gegründeten GmbH. Die Teilnehmer produzieren die Samenkugeln und verpacken sie in eigens für diesen Zweck entworfene und selbst hergestellte Tütchen. Diese verschenken sie an Kindertagesstätten und Schulen.

Beim ersten Anblick erinnern die Samenkugeln an große Murmeln. Wie beim Murmelspiel graben Kinder kleine Mulden in die Erde, in die die Samenkugeln gelegt werden müssen. „Anders als beim Murmeln gibt es weder Regeln für die Art und Weise, wie die Kugeln in die Mulde rollen sollen, noch gibt es Champions oder Verlierer. Beim Spiel mit den Samenmurmeln gibt es nur Profiteure: Insekten und Schmetterlinge genießen den Nektar der Blumen, die aus den Kugeln sprießen“, heißt es dazu in einer Mitteilung des Saarpfalz-Kreises.

Die Wurzeln der Blumen können das Erdreich lockern, so dass es sich als Lebensraum für Kleinstlebewesen eignet. Lässt man die verblühten Blumen stehen, reifen Samen heran, die als Vogelfutter dienen oder sich mit dem Wind weiter verteilen und die Region im nächsten Sommer noch bunter werden lassen.

Hohle Stengel und verdorrte Blätter werden von Insekten gerne als Winterquartier und als Kinderstube benutzt. Die nächste Generation fleißiger Bestäuber wächst in den Blumenresten heran. „Irgendwann wird aus den Blumenresten dann ganz langsam Erde. Eine runde Sache, diese Kugeln“, heißt es in der Pflanzanleitung des Kreises weiter. Mit den Samenkugeln will das Projekt „Burg Kirkel und Umgebung“ das Problem des Insektensterbens nicht nur ins Bewusstsein rücken, sondern eben auch etwas dagegen tun.

„Wir machen viel im Kreis, in der Biosphäre, um unserer Umwelt zu helfen und etwa die Artenvielfalt zu erhalten. Mit den Samenkugeln leisten wir an der Stelle einen ebenso wichtigen Beitrag zu diesem Ziel wie auch mit den Schwalbennestern an unseren Häusern. Insoweit bin ich dankbar für diese Idee und ebenfalls für die Unterstützung. Es gibt viele Flächen, die hierfür genutzt werden können. Es kommt am Ende auf jeden Quadratmeter an, den wir so nutzen,“ betont Theophil Gallo, der Landrat des Saarpfalz-Kreises.

Noch ein wichtiger Hinweis an alle, die selbst Samenkugeln herstellen wollen: Insekten und Schmetterlinge können nur bestimmte Pflanzen nutzen. Sie sind nicht etwa „schnäägisch“, sondern durch die Evolution an bestimmte Futter- und Eiablagepflanzen gebunden. In den Seedballs sollten daher immer nur die Samen regionaler Wildblumen verwendet werden.

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