Nabu St. Ingbert Jetzt schlägt die Stunde der Gartenvögel

St. Ingbert · Der Naturschutzbund bittet ehrenamtliche Zähler an diesem Wochenende um das Registrieren der wildlebenden Vögel.

 Der Haussperling war im vergangen Jahr bundes- und saarlandweit die am häufigsten gezählte Art.

Der Haussperling war im vergangen Jahr bundes- und saarlandweit die am häufigsten gezählte Art.

Foto: Peter Hellenthal

) Von 8. bis 10. Mai 2020 findet unter dem Motto „Stunde der Gartenvögel“ zum 16. Mal die vom Nabu organisierte jährliche Zählung wildlebender Vögel in Deutschland statt. Im Jahr zuvor waren die ehrenamtlichen Vogelzähler besonders fleißig. Bei der 15. Zählaktion erfassten etwas mehr als 76 000 Vogelfreunde in 51 400 Gärten und Parks fast 1,7 Millionen gefiederten Flieger. Dabei ergaben sowohl die Anzahl der Zählerinnen und Zähler als auch die der beobachteten Vögel neue Rekordwerte. Die jährlich stattfindende Gartenvogelerhebung erfreut sich also, wie die Zählung der Wintervögel im Januar, steigender Beliebtheit in der Bevölkerung.

Bundesweiter Spitzenreiter 2019 waren die Haussperlinge. Ein Plus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr zeigt, dass die Spatzen vom Rekordsommer 2018 eindeutig profitiert hatten. Die 270 000 gezählten Exemplare waren fast doppelt so viele wie die Zahl des Zweitplatzierten, der Amsel. 152 322 Exemplare der beliebten Sänger bedeuteten einen Rückgang um zehn Prozent. Einiges deutet darauf hin, dass die Viruserkrankung Usutu maßgeblich für den Rückgang verantwortlich ist. 2018 war die für Amseln tödliche Krankheit erstmals auch in Bremen und Hamburg aufgetreten. In beiden Städten wurden 39 Prozent weniger Amseln als im Vorjahr gezählt. Auf den Plätzen drei und vier der Zählung folgten Kohlmeisen und Stare. Die Feldsperlinge konnten auf die fünfte Position vorrücken, gefolgt von den Blaumeisen.

Beide Sperlingsarten sind ursprünglich Tiere aus den Steppen und sind somit an die extreme sommerliche Trockenheit der letzten beiden Jahre besser angepasst als zum Beispiel Wald- oder Wasservögel. Vogelschützer freuen sich über die positive Entwicklung der Bestände der beiden Spatzen. Starke Rückgänge in den Jahrzehnten vor Beginn der Nabu-Zählaktionen brachten den ehemaligen „Allerweltsvögeln“ Einstufungen in der Vorwarnkategorie der Roten Liste deutscher Brutvogelarten ein. Die Rückgangsursachen waren klar erkannt. Hauptsächlich waren es die Brutplatzverluste durch Gebäudesanierungen. Hinzu kam der Rückgang des Nahrungsangebots auf den Feldern durch den Einsatz effizienterer Erntemaschinen und in den Gärten durch die Einstellung der offenen Nutztierhaltung. Für Geflügelhalter war es ein gewohntes Bild. Wurden die Hühner gefüttert, waren sogleich die Spatzen als zwar ungebetene, aber dennoch akzeptierte Essensgäste anwesend.

Das regionale Zählergebnis für das Saarland erbrachte ebenfalls den Haussperling als Erstplatzierten. Anders als bundesweit folgten Kohlmeise und Amsel. Ein Minus von 16 Prozent für die Amsel im kleinsten Flächenbundesland deutet ebenfalls auf die Präsenz der Usutu-Erkrankung hin. Nächstplatzierte waren Blaumeisen, Stare und Elstern. Die ersten sechs Platzierungen für den Saarpfalz-Kreis waren identisch mit denen des Landesergebnisses. Die Blaumeisen sind offenbar die nächste Vogelart die von einer Krankheit betroffen ist. Im März 2020 wurden erstmals erkrankte Blaumeisen in Deutschland beobachtet. Auch in St. Ingbert wurden einige tote Blaumeisen aufgefunden. Schon Ende April 2020 konnte das für Menschen und Säugetiere ungefährliche Bakterium Suttonella ornithocola als Ursache ermittelt werden. Bei den Blaumeisen verursacht dieses jedoch eine Lungenentzündung, die tödlich verläuft.

So soll die bevorstehende Aktion dieses Jahr insbesondere Zahlen zur Entwicklung der Blaumeisen-Population erbringen. Generell stehen bei der Zählaktion nicht die seltenen Arten im Vordergrund, sondern es geht vorrangig um die uns vertrauten und allerorts verbreiteten Vogelarten.

Für die Teilnahme an der Zählaktion sind keine Expertenkenntnisse nötig. Wie kann man teilnehmen? Ganz einfach: Zählen Sie alle Vögel, die Sie beim Blick in Ihren Garten oder den örtlichen Park entdecken können. Im Laufe von 60 Minuten sollen an einem festen Standort von jeder Vogelart die höchste Zahl der dort beobachteten Vögel notiert werden. Und zwar die höchste Zahl zur gleichen Zeit. Dieselbe Kohlmeise fünfmal hin und herfliegen zu sehen, macht nicht fünf Kohlmeisen, sondern nur eine.

 Ein Rotkehlchen.

Ein Rotkehlchen.

Foto: Barbara Böhme

Am Schaukasten der Nabu-Ortsgruppe St. Ingbert (Rickertstraße/Ecke Kaiserstraße) gibt es zur „Stunde der Gartenvögel“ ein kostenloses Faltblatt mit Bestimmungshilfen für die häufigsten Gartenvogelarten. Vom Faltblatt kann eine Postkarte abgetrennt werden, die mit den eingetragenen Beobachtungszahlen an die Nabu-Bundeszentrale geschickt wird. Porto- und arbeitssparend ist es möglich, Beobachtungsergebnisse auch per Internet im „Online-Meldeformular zur Stunde der Gartenvögel“ unter www.nabu.de zu melden.

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