Haus Sonne in Walsheim Dreikönigs-Spiel im Haus Sonne Walsheim

Walsheim · 16 Darsteller der Freien Waldorfschule Saarbrücken waren mit dem Weihnachtsstück zu Gast.

 Die Darsteller des Dreikönigsspiels in Walsheim mit der Sternträgerin Johanna May.

Die Darsteller des Dreikönigsspiels in Walsheim mit der Sternträgerin Johanna May.

Foto: Wolfgang Degott

 Begleitet von Trommelklängen, geschlagen von Julia Trusova, die auch das weitere Geschehen musikalisch begleitete, zogen die 16 Darsteller der „Dreikönigs-Kumpanei“ der Freien Waldorfschule Saarbrücken in den abgedunkelten, gut besetzten Jean-Schoch-Festsaal der Jean-Schoch-Werkgemeinschaft von Haus Sonne in Walsheim. Dazu sangen sie das Lied „Oben am Himmel“. Es war der stimmungsvolle Beginn des Dreikönigs-Spieles, das neben dem Paradies-Spiel und dem Christgeburts-Spiel zum Trio der Oberuferer Weihnachtsspiele gehört. Die 1988 erstmals in Walsheim aufgeführten Spiele gehören seither zum festen Bestandteil der Adventszeit in der anthroposophischen Einrichtung für Menschen mit Assistenzbedarf.

„Kumpanei“-Spielleiter Franz Meyer erläuterte, dass es beim Dreikönigs-Spiel um die Geburtsgeschichte nach Matthäus handele. Dazu gehöre die Geburt des Jesuskindes, der Besuch der Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Dramatisch dann der von König Herodes befohlene Kindesmord, dem die Heilige Familie nur knapp durch ihre Flucht nach Ägypten entgeht. Das Ensemble, das seit 30 Jahren besteht, ist schon seit vielen Jahren Gast in Walsheim, und die Akteure freuen sich darauf, dort aufzutreten. Tage später folgten noch zwei Aufführungen in der Freien Waldorfschule Saarbrücken-Altenkessel.

Die Weihnachtsspiele gehören zum alten Kulturgut Europas und gehen auf mittelalterliche Traditionen zurück. Sie wurden zunächst nur von Geistlichen gespielt. Erst später waren Darsteller „aus dem Volk“ zugelassen. Überliefert sind sie durch eine Bauernfamilie, die sie aufgezeichnet und vererbt hat. Aufgeführt wurden sie erstmals in Wirtshäusern in der Gegend von Oberufer nahe Pressburg (Bratislava) immer zwischen dem ersten Advent und dem Dreikönigstag. Der österreichische Sprach- und Literarturwissenschaftler Karl Julius Schröer legte sie seinem Schüler Rudolf Steiner, dem Mitgründer der Anthroposophischen Gesellschaft ans Herz. Zuerst wurden sie in Berlin und später auch in Dornach mit Laiendarstellern aufgeführt. Steiner bezeichnete die Spiele „als ein Versuch, das geistige Leben eines bestimmten Zeitalters zu erwecken und den Menschen zu erhalten“. Dabei war ihm der moralisch-religiöse Grundzug der Spiele – überkonfessionell – wichtig.

In Walsheim sorgte die Gruppe in ihren schönen Kostümen und einem bemerkenswerten Lichtspiel für einen nachhaltigen Eindruck. Zu hören waren die Texte in Reimen im sogenannten „donauschwäbischen“ Dialekt, wobei auch viel gesungen wurde, solo und im Chor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort