Kinder- und Jugendtheater in Saarbrücken Gemeinsam musizieren statt einander jagen

Saarbrücken · Premiere im Saarbrücker Theater Überzwerg: „Es klopft bei Wanja in der Nacht“ handelt von Toleranz und nutzt die Sprache der Musik.

 Reinhold Rolser als Wanja. Das Kinderstück nach dem wunderschönen Bilderbuch von Reinhard Michl wird beim Saarbrücker Kinder- und Jugendtheater Überzwerg gespielt. Foto: Uwe Bellhäuser

Reinhold Rolser als Wanja. Das Kinderstück nach dem wunderschönen Bilderbuch von Reinhard Michl wird beim Saarbrücker Kinder- und Jugendtheater Überzwerg gespielt. Foto: Uwe Bellhäuser

Foto: Uwe Bellhäuser

Die Lacher hat er sofort auf seiner Seite: Ein wunderbar pummeliger Bär, betritt mit ausschwenkendem Hinterteil und dicken Ohrenschützern die Bühne. Er schnuppert hier und da, reibt besagtes Hinterteil an einem der vielen auf der Bühne aufgestellten Birkenstämme und – spielt eine kleine Melodie auf einer für seine Riesengestalt auf den ersten Blick unangemessen klein erscheinenden Ukulele. Es ist die erste Szene des neusten Stücks auf dem Spielplan des Theaters Überzwerg in St. Arnual. „Es klopft bei Wanja in der Nacht“ (ab 4 Jahre) feierte am Sonntagnachmittag bei bestem Wetter Premiere.

Die Witterungsverhältnisse auf der Bühne stehen dazu in krassem Gegensatz: „Weit fort, in einem kalten Land, steht Wanjas Haus am Waldesrand. In langen Zapfen hängt das Eis und ringsumher ist alles weiß.“ Durch diesen Winterwald trollt sich nicht nur der Bär, dargestellt von Nicolas Bertholet, auch ein sich immer wieder verstohlen umblickender Fuchs (Sabine Merziger) streunt von Baum zu Baum, klopft dabei auf seine Conga und sucht unter der Schneeschicht aus vielen weißen Kissen, nach etwas Essbarem; vielleicht nach dem nervösen Hasen (Anna Bernstein), der mit einem Cello ebenfalls einen eigenen Ton anschlägt. Alle drei suchen schließlich während eines brausenden Schneesturms Unterschlupf in der Kamin-beheizten Hütte von Jäger Wanja (Reinold Rolser). Und obwohl jedes Tier sich um die eigene Haut sorgt, müssen sie gemeinsam ein Arrangement finden, um diese Nacht irgendwie miteinander verbringen zu können.

Wo in der beliebten Weihnachtsgeschichte der Autorin Tilde Michels  das geschriebene Wort dominiert, hat Regisseurin Stephanie Rolser ihre Vorlage liebevoll und mit einem genauen Blick für das, was zwischen den Zeilen des Textes steht, umgesetzt. In Rolsers Inszenierung, die von Dorota Wünschs immer wieder überraschender Kulisse nochmals aufgewertet wird, läuft die Kommunikation zwischen den eigentlichen Feinden ohne Worte ab, jeder nutzt sein eigenes Instrument.

 Die vier Darsteller bringen mit ihrem Spiel die Kleinen wie die Großen immer wieder zum Lachen und fügen der Vorlage eine gehörige Prise Humor hinzu. So entsteht auf der Überzwerg-Bühne etwas, das universell verstanden wird: Denn obwohl sie eigentlich Feinde sind, finden Wanja, Bär, Fuchs und Hase am Ende eine gemeinsame Melodie, einen gemeinsamen Rhythmus und somit ein friedliches Miteinander. Und das ist doch eine Botschaft, die bei jedem Wetter – und besonders im Schatten des Attentats von Halle – Bestand hat.

Termine in dieser Woche: Mi und Fr 9.30 Uhr. Do 9.30 Uhr und 11.15 Uhr. So 15 Uhr. Infos/Karten: www.ueberzwerg.de

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