Premiere Wo sich Bär, Fuchs und Hase „gute Nacht“ sagen

Saarbrücken · Ein Kinderbuch-Klassiker kommt auf die Bühne: Die Saarbrücker Überzwerge spielen „Es klopft bei Wanja in der Nacht“. Premiere des Stücks für Kinder ab vier Jahren ist am Sonntag.

 Reinhold Rolser als Wanja im Winterwald. Das Kinderstück nach dem Bilderbuch von Reinhard Michl wird beim Saarbrücker Kinder- und Jugendtheater Überzwerg gespielt.

Reinhold Rolser als Wanja im Winterwald. Das Kinderstück nach dem Bilderbuch von Reinhard Michl wird beim Saarbrücker Kinder- und Jugendtheater Überzwerg gespielt.

Foto: Uwe Bellhäuser

Für Überzwerg-Regisseurin Stephanie Rolser ist es eine doppelte Premiere. Zwar hat sie, seit sie 2013 als Dramaturgin aus Ulm nach Saarbrücken kam, bei den Überzwergen schon öfter Regie geführt. „Aber für die ganz Kleinen habe ich noch nie was gemacht“, erzählt sie im SZ-Gespräch. Das neue Überzerg-Stück, das am Sonntag Premiere hat, ist schon für Kinder ab vier Jahren geeignet.

„Letztes Jahr haben wir Ochs und Esel abgesetzt, wollten aber dennoch ein Winterstück machen. Und so kamen wir auf diese sehr warme Geschichte, die uns von unseren Kindern gut bekannt war.“ Die Mutter von zwei Söhnen hat die Bühnenfassung für den Kinderbuchklassiker von Tilde Michels (Text) und Reinhard Michl (Bilder) selbst geschrieben.

Das mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher (1986) ausgezeichnete Werk hat „relativ wenig Text“ – die reine Spielzeit belaufe sich auf etwa fünfzehn Minuten. „Deshalb erzählen wir nicht nur das, was im Buch steht, sondern entwickeln darüber hinaus unter anderem durch Musik im Rahmen der Erzählung weitere kleine Geschichten“, erläutert Stephanie Rolser.

Genau wie im Buch treibt es die drei tierischen Protagonisten – Hase (Cello), Fuchs (Batá-Cajón) und Bär (Ukulele) – in einer sehr kalten, sehr stürmischen Winternacht vor Wanjas (Holz-Saxophon) beheizte kleine Jagdhütte am Waldrand. Während draußen der Schneesturm tobt, finden sich nacheinander die in freier Wildbahn miteinander in Konkurrenz um Futter und Revier stehenden Tiere bei Wanja ein.

Ob das gutgehen kann? Kann es, zumindest für die eine Nacht. „Wir haben Gemeinsamkeiten und können eine gute Zeit zusammen haben, aber wir sind dennoch verschieden“, fasst Rolser die Botschaft des Stücks zusammen.

Trotz des mit Slapstick- und Tanzeinlagen garnierten Zusammenlebens schwelen Konflikte im Hintergrund. So hat der Fuchs dem Bären mal was geklaut und bekommt natürlich einen ziemlichen Schreck, als der König der Wälder völlig entkräftet in Wanjas Hütte wankt – und erst mal in Ohnmacht fällt.

Eben jene kleinen Geschichten verleihen dem Buch und dem Stück eine zeitlose Wahrheit, über die auch Kinder schon nachdenken können. Das liebevoll gestaltete Bühnenbild und die Kostüme von Dorota Wünsch lassen Freiräume für die Fantasie.

Das Zusammenrücken in Notsituationen, das gemeinsame Musizieren als Kommunikation und die christliche Maxime der Nächstenliebe knüpfen das narrative Band zur Weihnachtszeit. Dass nach dem „Wohlgeborgen bis zum Morgen“ ein jeder seinen eigenen Weg durch den Schnee stapft, verleiht dem Stück Glaubwürdigkeit und einen ernsten Unterton, den es gerade in der konsumgesteigerten, fröhlichen Vorweihnachtszeit zu erhören gilt.
www.ueberzwerg.de

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