Neuer HBK Professor „Künstlerische statt künstliche Intelligenz“

Saarbrücken · Neuer Design-Professor Christan Bauer soll frischen Wind an die HBK Saar bringen.

 Christian Bauer   betont die humanistische Verwantwortung von Künstlern.	  Foto: Uz Langhardt

Christian Bauer betont die humanistische Verwantwortung von Künstlern. Foto: Uz Langhardt

Foto: Uz Langhardt HBK/Uz Langhardt

Die Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) hat einen neuen Professor für Designgeschichte und -theorie. Zum Wintersemester 2019/20 wurde der Designtheoretiker Christian Bauer zum ordentlichen Professor berufen, nachdem Rolf Sachsse 2017 ausgeschieden war. Schon die Antrittsvorlesung verspricht spannende Zeiten an der HBK.

Wer unter dem Titel „Die Zukunft der Designgeschichten“ nette Anekdoten und Ausblicke auf Sitzmöbel und Schränke erwartet hatte, wurde mit einem furiosen Auftritt überrascht. Bauer kritisierte den immer stärkeren Einsatz von künstlicher Intelligenz in allen Bereichen der Gesellschaft. Der Mensch drohe seine Gestaltungshoheit zu verlieren und die Inhumanität der Gesellschaft werde fortschreiten, wenn man den wachsenden Einfluss künstlicher Intelligenz nicht sinnvoll eindämme.

Der Designtheoretiker möchte sich dem Transhumanismus entgegenstellen. Als ein Zentrum für diese Gegenbewegung sieht er vor allem die Kunsthochschulen und ruft zu einem neuen Humanismus auf, der den Menschen mit seiner Kreativität wieder ganz in den Mittelpunkt stellt. „Künstlerische Intelligenz, statt künstliche Intelligenz“ ist sein Credo. Bauer ist sicher: „Nicht-technische Probleme lassen sich nicht mit technischen Mitteln lösen.“ Der zunehmenden Einschränkung der künstlerischen Freiheit durch Computer und Robotik müssten Designer ihre künstlerische Intelligenz entgegensetzen.

Der 1979 in Würzburg geborene Bauer studierte von 1999 bis 2006 in Würzburg und Köln Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaften. 2008 erfolgte die Promotion an der Bergischen Universität Wuppertal im Fachbereich Design und Kunst. Nach dem Studium war er als freier, wissenschaftlicher Autor tätig und begleitete Bazon Brocks „Lustmarsch durchs Theoriegelände“ künstlerisch-kuratorisch und wissenschaftlich.

Anschließend hatte er Lehraufträge an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt und der Staatlichen Hochschule Karlsruhe. In den vergangenen beiden Semestern hat er bereits die Vertretungsprofessur für Designgeschichte und -theorie übernommen

Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt das Verhältnis zwischen Design, Demokratie und Angewandter Ethik. Und auch in der Lehre spielt dies bei Bauer eine große Rolle. Neben Veranstaltungen zum Design hält er auch die Vorlesung „Angewandte Ethik“. Hier klärt Bauer mit den Studierenden Fragen zu Ethik in Kunst und Kultur. Ungewöhnlich.

Wie also wollen wir zukünftig leben? Bauer hält diese Frage für überholt und möchte sie erweitern: „Wie müssen wir künftig leben, lernen und gestalten?“ Im Mittelpunkt der Lehre an Kunsthochschulen müsse das gemeinsame nicht-triviale Lernen stehen, das nicht von vordefinierten Resultaten lebe, sondern von einer möglichst weitgehenden individuellen und kollektiven Potenzialentfaltung. Es brauche eine zukunftsethische Rücksichtnahme auf den Menschen. Er sieht die Designer in der Pflicht. Seine Forderung: „Wir brauchen einen hippokratischen Eid für Designer mit der Verpflichtung, das Design keine schädigende Wirkung für den Menschen haben darf.“

Die Kunsthochschulen seien Orte der Diversität, so Bauer, und müssten sich gerade auch deshalb einem proaktiven Umgang mit der Zukunft stellen: „Ziel muss es sein, eine Fülle von Designgeschichten zu schreiben, welche die Vielfalt kultureller Lebensweisen in moderne Gesellschaften integriert.“ Bauers Arbeit dürfte an der HBK in den nächsten Jahren für spannende Diskussionen sorgen und die Kunsthochschule im besten Falle prägen.

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