Neue Filme in den Saar-Kinos Tiefe Wunden – und keine Versöhnung

Saarbrücken · Die anderen neuen Filme in den saarländischen Kinos: vom intensiven Vater-Sohn-Drama bis zur bunten Satire aus der Welt der Videospiele.

 Das Verhältnis zwischen Vater (Lance Henriksen) und John (Viggo Mortensen) bleibt auch im Alter angespannt – eine Szene des Films „Falling“.

Das Verhältnis zwischen Vater (Lance Henriksen) und John (Viggo Mortensen) bleibt auch im Alter angespannt – eine Szene des Films „Falling“.

Foto: dpa/2020 PROKINO Filmverleih GmbH

Wenn das Kino von Demenzkranken erzählt, kommen oft Rückblenden zum Einsatz. So können Filme Erinnerungen zum Leben erwecken und zeigen, wie sehr Menschen die Summe ihrer Erfahrungen sind. „Falling“, das Regiedebüt des Schauspielers Viggo Mortensen, fügt seine Rückblenden mit überraschender Plötzlichkeit in die Handlung ein. Nicht als sanftes Zurückdenken, sondern als Sturz in eine andere Zeit. Vergangenheit und Gegenwart kollidieren und schlagen einander tiefe Wunden. Dasselbe geschieht zwischen den Hauptfiguren des Dramas: Der Demenzkranke Willis Petersen (Lance Henriksen) kann seine zunehmend baufällige Farm im konservativen Mittelwesten nicht mehr allein betreuen. Sein Sohn John (Viggo Mortensen) will ihm ein Haus nahe seiner eigenen Wohnung in Kalifornien suchen. In der Zwischenzweit soll er bei ihm, seinem Ehemann Eric (Terry Chen) und ihrer Tochter leben. Doch Patriarch Willis stört sich an Johns Lebenswandel. Mit seiner brüsken Art weckt er bei seinem Sohn Erinnerungen an die Kindheit.

Lance Henriksen spielt diese Rolle so raumgreifend, wie sie geschrieben wurde. Viggo Mortensen hingegen hält sich zurück. In der Rolle als Sohn ist er ein sanftmütiger, unauffälliger Mann. Wie bei vielen Darstellern, die Regie-Ambitionen hegen, spürt man auch bei Mortensen die Einflüsse der Regisseure, für die er zuvor gespielt hat. Wahrscheinlich ist es Cronenbergs analytische Kälte, die „Falling“ etwas sperriger als vergleichbare Prestige-Dramen macht. Es gibt keinen magischen Moment der Erkenntnis, keine großen Gesten der Versöhnung. Allerhöchstens kleine Momente des gegenseitigen Respekts. (Ab Donnerstag in der Camera Zwo in Saarbrücken).

 In „Die Welt wird eine andere sein“ von Anne Zohra Berrached lernen sich eine deutsch-türkische Studentin und ein Libanese beim Medizinstudium in einer deutschen Küstenstadt kennen und verlieben sich. Sie schließen heimlich eine muslimische Ehe, die in eine Schieflage gerät, als er sich zunehmend radikalisiert. Trotz quälender Unsicherheit hält sie an der Liebe fest, was in einer Katastrophe mündet. Das intensive Filmdrama lehnt sich an die Vorgeschichte eines Attentäters vom 11. September 2001 an, konzentriert sich aber auf die Tragödie der Ehefrau, die Mitschuld auf sich lädt, weil sie sich in eine passive Rolle manövrieren lässt. Das Psychogramm gibt keine einfachen Antworten, lässt aber in der Figurenzeichnung einige Fragen offen. (Ab Donnerstag im Filmhaus in Saarbrücken).

Der britische Wohlfühl-Film „Dream Horse“ erzählt von Stolz, Selbstachtung, dem Zusammenhalt und der Verwirklichung von Träumen. Ohne vor Sentimentalität oder Klischees zurückzuschrecken, erzählt der von einer wahren Geschichte inspirierte Film von einer walisischen Supermarktkassiererin (Toni Collette), die mit Hilfe und Unterstützung ihres gesamten Dorfes im eigenen Garten ein Rennpferd züchtet und damit sich und der ganzen Gemeinschaft neuen Mut schenkt. (Ab Donnerstag in der Camera Zwo in Saarbrücken).

Der Trailer von „Free Guy“ erinnert an einen so unterhaltsamen wie sozialkritischen Klassiker des US-Kinos: „The Truman Show“ (1998) mit Jim Carrey. Dessen Filmfigur musste einst feststellen, dass sie Teil einer Fernsehshow ist. Diesmal sehen wir Ryan Reynolds („Deadpool“) als Protagonisten. Dessen Figur trägt zwar den Namen Guy, ist aber keineswegs ein Free Guy, wie es der Titel zunächst suggeriert. Guy nämlich muss feststellen, dass er kaum mehr ist als die Figur eines Video­spiels. (Ab Donnerstag in vielen Kinos der Region).

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