Internationaler „Tag der Kartoffel“ Warum die Kartoffel von den Speiseplänen im Saarland verschwinden könnte

Saarbrücken · Vor 325 Jahren soll sie von Frankfurt ins Saarland gekommen sein. Und sie ist geblieben. Dennoch könnte die Kartoffel mehr und mehr von den Speiseplänen der Saarländer verschwinden.

 Genießen kann man die  gesunde Knolle zum Beispiel als  Bratkartoffel,  Folienkartoffel, Kartoffelpüree, Pommes oder Dullesjer,  Grumbeerkichelcher,  Hoorische, Schaales und Stupperdeum.

Genießen kann man die gesunde Knolle zum Beispiel als Bratkartoffel, Folienkartoffel, Kartoffelpüree, Pommes oder Dullesjer, Grumbeerkichelcher, Hoorische, Schaales und Stupperdeum.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Am 19. August wird international der „Tag der Kartoffel“ gefeiert. Dann dreht sich also alles um die Knolle. Die Slowfood-Bewegung macht sich für die saarländischen Kartoffeln stark und ruft mit zahlreichen Partnern ein sagenhaftes Jubiläum in Erinnerung. Laut Karl Lohmeyer, bekannt durch seine Aufzeichnungen saarländischer Sagen, Geschichten und Kochrezepte, soll ein Bauer 1696, also vor 325 Jahren, eine Kartoffel aus Frankfurt mitgebracht und dem Bischmisheimer Pfarrer übergeben haben. Und zwar mit der Idee, dass sich die Kartoffel nach und nach vermehre.

Diese Begebenheit nimmt Slowfood zum Anlass, der saarländischen Grumbeere am „Tag der Kartoffel“ Aufmerksamkeit zu schenken. In einem symbolischen Akt möchten die Küchen- und Lebensmittelkenner an das vergessene Datum vor 325 Jahren erinnern. „Wir werden in dem zu Ehren des Botanikers Hieronymus Bock angelegten Renaissance-Garten des Saarbrücker Schlosses dem heutigen „Schlossherrn“ eine Saatkartoffel übergeben“, schreibt der Sprecher von Slowfood, Patric Bies. Diese Übergabe ist der Auftakt einer saarlandweiten Aktionsreihe, um die Kartoffel vor dem Verschwinden zu bewahren. Bei uns im Land hat sie eine große Tradition. Auf die Kartoffel könne man sich immer verlassen, es gebe viele Gründe, sie zu lieben: Bratkartoffel, Folienkartoffel, Kartoffelpüree, Pommes oder Dullesjer, Grumbeerkichelcher, Hoorische, Schaales und Stupperdeum, nur um ein paar Rezeptbeispiele zu nennen. Als wohlschmeckender Lieferant von Eiweiß, Mineralien und Kohlenhydraten verdiene sie zu Recht die Auszeichnung „Superfood“ oder „Comfort Food“.

„In letzter Zeit haben ,Low-Carb-Alternativen’ die köstliche Knolle mehr und mehr ins Abseits gedrängt. Pasta, Quinoa, Kürbis oder Süßkartoffel genießen vielerorts inzwischen mehr Beachtung als der ‚Erdapfel’“, sagt Bies. Gab es im Saarland vor zehn Jahren noch Verkostungen der aktuellen Ernte, ob nun konventionell oder in Bio-Qualität, eine „Prämierung der Besten“ und die „Wahl der Kartoffelkönigin“, so suche man heute vergeblich nach Aktionen für die „Grumbeere“. Geblieben seien nur wenige Veranstaltungen wie die Kartoffeltage von „Ebbes von hei“ im nördlichen Saarland und Hunsrück. Dabei passe die Kartoffel zum Kern der Philosophie von Slowfood: „Wir kümmern uns um Lebensmittel, die aus der Region kommen und gut, sauber und fair sind.“ Möglichst viele Landwirte, Jugendliche, Köche und Organisationen zusammenzuführen, den Kontakt zwischen Bauern, Ackerbau und Menschen wiederherzustellen – das sei das Ziel von Slowfood. „In den verschiedensten Formen werden wir uns um die Kartoffel bemühen und alle Gelegenheiten suchen und nutzen, um mit Partnern und Interessierten die Geschichte, die Vielfalt und die Köstlichkeit darzustellen“, versichert Bies.

Aktuelles zu den Veranstaltungen und weitere Informationen sind auf der Facebook-Seite von Slowfood Saarland oder im  Internet zu finden.
www.slowfood.saarland

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