Borussia Neunkirchen „Werden nun die Fördermittel zweckentfremdet?“

Neunkirchen · Martin Bach, ehemaliger Präsident von Borussia Neunkirchen, äußert sich zu den Diskussionen rund ums Ellenfeld.

 Martin Bach, links, hier als Präsident der Borussia im Jahr 2015 mit Reiner Calmund, bei der Versteigerung eines Käfers zugunsten des Vereins.

Martin Bach, links, hier als Präsident der Borussia im Jahr 2015 mit Reiner Calmund, bei der Versteigerung eines Käfers zugunsten des Vereins.

Foto: Andreas Schlichter

Der Name Martin Bach ist fest mit Borussia Neunkirchen verbunden. Unter anderem war Bach von 1989 bis 1991 als Spielausschuss-Vorsitzender tätig, übernahm 1994 erstmals für zwei Jahre die Präsidentschaft, 2011 bis 2013 übernahm er die Aufgabe des Sportvorstandes, zuletzt war er von April 2015 bis Juni 2018 mehr als drei Jahre Präsident des Vereins. Nun hat sich Martin Bach zu den Diskussionen rund ums Ellenfeld geäußert, was die Ausgaben von zwei Millionen an Landesfördergeldern betrifft. Stadt und Verein wollen damit den Neubau von Kabinen und sanitären Anlagen finanzieren, die Stadiongesellschaft Ellenfeld hätte das Geld lieber in den Erhalt des Stadions gesteckt. Bach bezieht sich auf den Artikel „Ein Abriss steht vollkommen außer Frage“ vom 17. Mai.

„Ich möchte mich zu diesem Thema äußern, da ich Anfang 2018, in meiner damaligen Funktion als Vorstandsvorsitzender der Borussia, das erste Vieraugen-Gespräch mit dem heutigen Oberbürgermeister, Jörg Aumann, zur Zukunft des Ellenfeld-Stadions führen durfte“, schreibt Bach. Der damalige Ansatz Aumanns sei es gewesen, das Ellenfeld-Stadion zu einer Multifunktions- und Event-Arena umzufunktionieren. „Diesen Ansatz habe ich aus Sicht des Vereins unterstützt. Auch die Idee, das Ellenfeld zum Mittelpunkt für den Neunkircher Fußball zu machen, hatte ich unterstützt. Eine Multifunktionsarena, die nicht nur Spielstätte für den Fußballsport, sondern auch Austragungsort für Konzerte, Musicals oder sonstige Veranstaltungen ist, hat Charme und bietet Stadt, Bürgern und den Neunkircher Fußballvereinen einen Mehrwert. Die ursprüngliche Idee einer Multifunktionsarena sah gezielte Investitionen in die Substanzerhaltung der Spielstätte Ellenfeld vor“, so Bach. „Als es dann zur Übergabe des Schecks über zwei Millionen Euro kam, verblüffte der damals amtierende OB, Jürgen Fried, mit dem Vorschlag, die Spieser Kurve abreißen zu wollen. Substanzerhaltung sieht anders aus und ein Invest ebenfalls“, so Bach weiter.

Mittlerweile hat die Stadt Neunkirchen allerding erklärt, dass die Pläne, was einen Abriss der Spieser Kurve und des Block 5 betrifft, vom Tisch seien. Dazu Bach: „Die jüngsten Aussagen von Verein und Stadt — so begrüßenswert der Erhalt des Ellenfeld-Stadions ist – bringen aber auch einen Sinneswandel der Stadt Neunkirchen zum Vorschein, ist nun doch weder von einem Abriss der Spieser Kurve noch von einem Abriss von Block 5 die Rede. Die in der gemeinsamen Erklärung propagierten Maßnahmen sehen jedoch noch immer keinen Substanzerhalt vor, sondern vielmehr einen Abriss der Sporthalle und einen Neubau des Funktionsgebäudes bzw. des Kabinentraktes. Was bleibt dann nun konkret an Invest für die Substanzerhaltung des Ellenfelds übrig? Eigentlich wenig.“

Die Gelder des Sportministeriums würden definitiv nicht, wie ursprünglich vorgesehen, vordergründig für substanzerhaltende Maßnahmen eingesetzt. „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, könnte auch meinen: Man muss nur lange genug warten, dann kann man sagen: Der Zustand des Ellenfelds ist so schlecht, das kann man nur abreißen.“

Zu hinterfragen sei auch der Sinneswandel der Stadt Neunkirchen, den Neubau einer Sporthalle betreffend. So hätte der frühere OB Jürgen Fried noch im August 2017 die Meinung vertreten, Neunkirchen brauche – trotz des Abrisses der Krebsberghalle – keine weitere Sporthalle. „Deshalb hatte die Stadt Neunkirchen, wohl eher halbherzig und nach einem Hinweis des Sportministers Klaus Bouillon, auf eine mögliche Förderung eines Hallenneubaus durch das BMI, zweimal einen Förderantrag zum Bau einer Dreifeldhalle beim Bundesministerium des Innern (BMI) gestellt“, so Bach. Plötzlich stehe der Hallenneubau und der Neubau des Funktionsgebäudes dann aber im Vordergrund. „Werden nun die Fördermittel zur Ertüchtigung des Ellenfeld-Stadions zum Bau einer städtischen Sporthalle genutzt und somit zweckentfremdet? Wäre es nicht möglich gewesen, neben der Fördermittel für die Ertüchtigung des Ellenfeld-Stadions auch Fördermittel für den Bau einer Sporthalle zu erhalten, insbesondere nachdem die Krebsberghalle abgerissen werden musste?“

Viele Dinge blieben unklar und viele widersprüchliche Aussagen seien nur sehr schwer miteinander in Einklang zu bringen. Es sei auch sehr bedauerlich, dass die eigentlichen Initiatoren, die Mitglieder der SGE (Stadiongesellschaft Ellenfeld), in der Kommunikation und in der Planung rund um das Ellenfeld nicht mehr einbezogen und nicht einmal mehr gehört würden. „Ohne das Engagement der SGE stünden weder der Stadt noch dem Verein Mittel zu, über deren Verwendung wir heute diskutieren. Die SGE wird in der öffentlichen Diskussion heutzutage auf das Thema Flutlichtanlage reduziert und denunziert. Die Bemühungen der SGE galten eindeutig und ganz gezielt der Sanierung und der Ertüchtigung des Ellenfeld-Stadions auf dem Weg zu einer Multifunktionsarena, wie von OB Aumann einst angedacht“, so Bach. Eine Flutlichtanlage sei dafür kein Luxus, sondern Notwendigkeit und im Übrigen von der Borussia beantragt, das Genehmigungsverfahren von Aumann unterstützt und von der UBA bereits genehmigt worden, erklärt Bach.

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