Landkreis will Schulschwänzern helfen

Kreis Neunkirchen. Zirka 30 Seiten ist sie dick - die 2007 von der Jugendkonferenz erstellte Handlungsempfehlung zum Thema "Schulabwesenheit". Damit wollte man Lehrern einen Leitfaden an die Hand geben, was im Falle einer strikten Schulverweigerung zu tun ist. Die Gründe für Jugendliche, der Schule fern zu bleiben, sind vielfältig

 Damit es nicht soweit kommt, dass die Polizei dem Schulschwänzer die rote Karte zeigt, hat der Landkreis Neunkirchen eine Broschüre zum Thema herausgegeben. Foto: dpa

Damit es nicht soweit kommt, dass die Polizei dem Schulschwänzer die rote Karte zeigt, hat der Landkreis Neunkirchen eine Broschüre zum Thema herausgegeben. Foto: dpa

Kreis Neunkirchen. Zirka 30 Seiten ist sie dick - die 2007 von der Jugendkonferenz erstellte Handlungsempfehlung zum Thema "Schulabwesenheit". Damit wollte man Lehrern einen Leitfaden an die Hand geben, was im Falle einer strikten Schulverweigerung zu tun ist. Die Gründe für Jugendliche, der Schule fern zu bleiben, sind vielfältig. Sie reichen von schlichter Unlust bis hin zu einer Schulphobie. Auch im Kreis Neunkirchen ist die Zahl derer, die regelmäßig oder dauerhaft der Schule fern bleiben, recht hoch. 11 000 Jugendliche sind an den allgemein- und berufsbildenden Schulen angemeldet, darunter sind zirka 300 bis 400 Schulverweigerer. Um die Problematik noch einmal ins Bewusstsein zu rufen, hat der Landkreis Neunkirchen die Broschüre "Handlungsempfehlung zum Vorgehen bei Schulabwesenheit" herausgebracht. Die Idee dazu ist im vergangenen Jahr entstanden. "Wir wollten die Handlungsempfehlung übersichtlicher gestalten und alle Partner, die Hilfestellung geben können, auflisten", erklärt Christina Klein, seit 2008 Schoolworkerin im Kreis. In der Broschüre werden Kontaktadressen vom schulpsychologischen Dienst, von den Schoolworkern oder auch von der Polizei angegeben. Denn das Schwänzen der Schule kann eine polizeiliche Zuführung oder Bußgelder nach sich ziehen. Damit es soweit nicht kommt, engagiert sich der Landkreis Neunkirchen. "Es geht nicht darum, die Schulverweigerer anzuprangern oder zu sanktionieren. Wir wollen helfen", erklärt Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider. Und da auch Lehrer in solchen Fällen Unterstützung bräuchten, seien die Broschüre und die Kontakte zu Ansprechpartnern so wertvoll.Neben den Hilfestellungen, die der Landkreis bietet, müssen aber auch die Eltern hinschauen und bei Verhaltensänderungen ihrer Kinder entsprechend reagieren. "Wir können helfen, aber wir können nicht die elterliche Verantwortung übernehmen", so die Landrätin. "Im Schuljahr erlebe ich zwischen acht und zehn Fällen von Schulverweigerung", berichtet Sarah Köhler, die als Schoolworkerin im Kreis arbeitet. Meist sind es die 13- bis 16-Jährigen, die der Schule plötzlich fernbleiben. Gründe hierfür sind in einigen Fällen auch in der Familie zu finden. "In vielen Familien gibt es keine Stütze mehr für die jungen Menschen. Sie haben niemanden, mit dem sie reden können", weiß Hoffmann-Bethscheider. Deshalb schätzt sie auch das Schoolworker-Projekt als sehr wichtig ein. Denn so sei eine frühe Prävention möglich. "Es ist wichtig, einzugreifen, bevor sich das Verhalten, der Schule fernzubleiben, verfestigt hat", sagt Klein.

Meinung

Mehr als eine lästige Pflicht

Von SZ-RedakteurinEvelyn Schneider

Lesen und schreiben lernen - das ist für uns meist selbstverständlich. Dass es auch etwas Besonderes und Wichtiges ist, rückt gänzlich in den Hintergrund. Als Patin eines zehnjährigen Mädchens in Kenia weiß ich wieder, dass Bildung ein Privileg ist. Stolz schreibt sie mir von ihren Erfolgen in der Schule. Sie geht gerne zum Unterricht, auch wenn sie dafür einen langen Fußweg auf sich nehmen muss. Wenn sie groß ist, möchte sie Ärztin werden. Ihr Ansporn, um immer fleißig zu lernen.

Dass junge Menschen in Deutschland, dem Saarland und dem Kreis Neunkirchen die Schule als lästige oder gar unnötige Pflicht sehen, scheint fast unbegreiflich. Natürlich gibt es sicher mal Phasen, in denen der Unterricht keinen Spaß macht oder sich die Schüler mit Themen rumquälen, die ihnen schwerfallen. Aber ist das Grund genug, die eigene Zukunft wegzuwerfen? Sicher nicht. Und vielleicht braucht es manchmal nur eines offenen Gesprächs, um einen entmutigten Jugendlichen wieder zurückzubringen in die Schule, die auch Zukunft bedeutet. Es ist wichtig, dass es ein Netzwerk an Hilfe gibt.

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