Wenn der Stuhl im Klassenzimmer leer bleibt

Merzig · Null Bock auf Schule hat wohl jeder Schüler hin und wieder mal. Wenn sich aber Fehlzeiten häufen, wird Schulverweigerung zum ernst zu nehmenden Problem. Der Landkreis will künftig bestehende Hilfsangebote besser vernetzen.

 43 Teilnehmer waren nach Merzig gekommen, um über das Problem der Schulverweigerung zu diskutieren. Fotos: Landkreis

43 Teilnehmer waren nach Merzig gekommen, um über das Problem der Schulverweigerung zu diskutieren. Fotos: Landkreis

 Professor Hans Heinrich Ricking zeigte Ursachen des Schulabsentismus auf.

Professor Hans Heinrich Ricking zeigte Ursachen des Schulabsentismus auf.

Im Kontext Schule spielt das gemeinsame Miteinander eine tragende Rolle. So auch beim Thema Schulverweigerung, welches verschiedenen Helfersystemen auf unterschiedlichen Ebenen immer wieder begegnet. Neben der Schule sind hier unter anderem auch der Schulpsychologische Dienst, das Jugendamt, der Jugendärztliche Dienst, die Kreisordnungsbehörde oder auch die Polizei tangiert.

Im Landkreis Merzig-Wadern ist das Thema Schulverweigerung ebenfalls präsent. Von Schulverweigerung Betroffene und deren Angehörige können sich an unterschiedliche Anlaufstellen wenden und finden dort in der Regel zeitnah Hilfe. Bisher existieren im Landkreis aber noch keine koordinierten Handlungsempfehlungen, welche die vielschichtigen Angebote und Kooperationsstrukturen bei Schulverweigerung sowohl für die Hilfesuchenden als auch für die Helfenden transparent machen.

Um unter Mitwirkung aller beteiligten Stellen Handlungsempfehlungen bei Schulverweigerung zu entwickeln, lud der Landkreis Merzig-Wadern am Mittwoch alle Akteure zu einer Auftaktveranstaltung in den großen Sitzungssaal im Landratsamt in Merzig ein. Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich begrüßte die 43 Teilnehmer und erklärte: "Schulabwesenheit beziehungsweise Schulverweigerung ist ein Thema, das auch uns im Landkreis Merzig-Wadern betrifft und das an verschiedenen Stellen als Problem auftaucht. Ziel dieser Veranstaltung und weiterer Treffen ist es, zukünftig ein gemeinsames Vorgehen besser als bisher zu koordinieren und einen Leitfaden für alle Akteure zu erstellen." Professor Hans Heinrich Ricking vom Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik und Pädagogik bei Verhaltens- und Lernstörungen der Universität Oldenburg referierte im Anschluss zum Thema und stellte klar: "Im Bereich des Schulabsentismus gibt es immer noch eine große Dunkelziffer in der Statistik. Nicht jede Fehlzeit ist gleich eine dramatische Sache, aber eigentlich kann sich keine Schule hinstellen und sagen, so etwas gibt es bei uns nicht." Ricking veranschaulichte, dass der sogenannte "leere Stuhl" im Klassenzimmer in seinen Ursachen sehr variantenreich ist. Eine ablehnende Haltung gegenüber der Schule als Institution entwickle sich oft schon in der Grundschule, dort könne schon früh gehandelt werden, um Schulabwesenheit vorzubeugen. Ein gutes Schulklima und die Miteinbindung der Eltern beziehungsweise Elternarbeit wirken sich ebenfalls positiv auf die Höhe von Fehlzeiten aus. Die zahlreichen Anregungen, die die Teilnehmer aus dem Vortrag von Professor Hans Heinrich Ricking mitnahmen, sollen Eingang in die Arbeit einer interdisziplinären Arbeitsgruppe finden. In zwei Treffen der Arbeitsgruppe unter der Federführung des Kreisjugendamtes und des Schulpsychologischen Dienstes soll eine übersichtliche und auf den Landkreis abgestimmte Handlungsempfehlung zum Thema Schulverweigerung erarbeitet werden.

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