Harigs Haus Einem Denkmal droht der Abriss

Wiebelskirchen · Harigs Haus in Wiebelskirchen zählt zu den ältesten Wohnhäusern im Saarland. Ein Abriss ist möglich. Heimatkundler fordern Erhalt.

 Die Interessenlage um die Zukunft von Harigs Haus ist unterschiedlich. Der Eigentümer möchte es abreißen, der Heimatverein erhalten.

Die Interessenlage um die Zukunft von Harigs Haus ist unterschiedlich. Der Eigentümer möchte es abreißen, der Heimatverein erhalten.

Foto: Heinz Bier

Wie geht es weiter mit „Harigs Haus“ in Wiebelskirchen? Kommt die Abrissbirne zum Einsatz oder wird es ein Fall für den Sanierer? Seit über 40 Jahren beschäftigt das Wohnhaus gegenüber der evangelischen Kirche in der Martin-Luther-Straße Heimatkundler, Bauforscher, Denkmalschützer und seit einigen Jahren auch die Stadtoberen gleichermaßen. Immerhin ist es nicht irgendein altes Haus. Aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse ist erwiesen, dass „Harigs Haus“ auf jeden Fall das älteste Wohnhaus von Wiebelskirchen und eines der ältesten im Saarland ist. Deshalb hat der Heimat- und Kulturverein (HuK) Wiebelskirchen großes Interesse daran, das Haus zu erhalten. Aber das Gebäude, in dem Bauelemente aus der Zeit um 1530 gefunden wurden, befindet sich in Privatbesitz und der Eigentümer hat schon vor längerer Zeit angekündigt, er wolle abreißen.

„Ein einmaliges saarländisches Denkmal droht dann zu verschwinden“, hatte der Wiebelskircher Heimatkundler Norbert Hell schon vor einiger Zeit befürchtet. Hell führt Belege an: „An einem der Türgewände sind Wetterrillen erhalten geblieben, was für Wiebelskirchen einmalig ist“, sagt der engagierte Heimatkundler. Er vermutet zudem, dass der ursprüngliche Bau einbezogen war in den Mauerbering der alten Wehrkirche und dazu verweist er auf mehrere Abhandlungen von ihm in der Buchreihe „Wiebelskircher Geschichten“ des Heimat- und Kulturvereins.

Auch Olaf Schuler, der Museumsleiter des HuK, setzt sich schon seit vielen Jahren für den Erhalt des kulturgeschichtlich bedeutenden Hauses ein. „Es gibt im Saarland nur wenige solcher Profanbauten, die so alt sind“, sagt er, „und deshalb wäre es wichtig, dieses Haus zu erhalten“. Es ist schon seit geraumer Zeit nichts mehr an dem Haus gemacht worden. Durch den maroden Bauzustand war es ständig der Witterung ausgesetzt und das blieb nicht ohne Folgen. Es hat unter anderem hineingeregnet, und das macht den Sanierungsaufwand noch höher. Schuler rechnet mit 500 000 bis eine Million Euro, die notwendig sind, wenn man das Haus erhalten will. Geld, das der Verein nicht hat, und deshalb ist der HuK schon vor einigen Jahren an die Stadt herangetreten mit der Bitte um Unterstützung.

Doch es sei nicht allzu viel passiert, beklagt Schuler. Er wirft den Verantwortlichen im Rathaus deshalb vor, die gesamte Maßnahme verschleppt zu haben. Aber die Stadt ist finanziell auch nicht auf Rosen gebettet und deshalb reagiert der Oberbürgermeister entsprechend. „Wir haben hier einen riesigen Finanzierungsbedarf und wissen nicht, wie wir den bewältigen sollen“, erklärt Jörg Aumann. Man habe schon immer die Bereitschaft erklärt, den HuK nach Kräften zu unterstützen, sagt der Rathauschef, „aber wir können dort jetzt nicht einspringen und sagen, wir machen das“. Die Stadtverwaltung bedauere, dass der Eigentümer von „Harigs Haus“ sich entschlossen habe, das Haus abreißen zu lassen, heißt es auf Nachfrage aus der Pressestelle des Rathauses. Die Stadt sei als Haushaltssanierungskommune aber nicht in der Lage, die veranschlagte Summe von einer Million Euro in ein solches Projekt zu investieren, heißt es weiter. Dieses Geld würde an anderer, dringend notwendiger beziehungsweise gesetzlich vorgegebener Stelle, wie beispielsweise für Kindertageseinrichtungen, fehlen. Sollte der Heimat- und Kulturverein Wiebelskirchen jedoch andere Möglichkeiten des Erhalts sehen, wie etwa mit Hilfe von Sponsoren, sei die Verwaltung gerne bereit, entsprechende Initiativen zu unterstützen, heißt es aus dem Rathaus weiter.

Vielleicht ist ja doch noch nicht aller Tage Abend für „Harigs Haus“. Der Eigentümer hat den geplanten Abriss auf jeden Fall zunächst einmal aufgeschoben und nach viel medialer Berichterstattung in den letzten Tagen haben sich Interessenten gemeldet, denen ebenfalls daran gelegen ist, das Haus zu erhalten. Unabhängig davon hat Oberbürgermeister Aumann Kontakt mit Umwelt-Staatssekretär Sebastian Thul und dem SPD-Bundestagsabgeordneten Christian Petry aufgenommen, um auszuloten, ob von dort eine Unterstützung für eines der ältesten Wohnhäuser im Saarland möglich ist. „Danach müssen wir uns zusammensetzen“, kündigt Olaf Schuler an, „und es muss entschieden werden, ob etwas passiert und in welcher Form“. Aber es müsse zeitnah etwas geschehen, sagt er weiter, denn all zu lange werde der Eigentümer nicht mehr mit dem Abriss des Hauses warten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort