Perl Der Mann, der den Markusturm saniert hat

Hunnefeier, Monatsmarkt und vieles mehr: Nach sieben Jahren hört Marc Schoentgen als Präsident des Syndicat d’Initiative Schengen auf.

 Marc Schoentgen vor dem Markusturm

Marc Schoentgen vor dem Markusturm

Foto: Nadja Zehfuß

Fällt Ihnen der Abschied vom Amt schwer?

MARC SCHOENTGEN Nein, der Abschied vom Amt des Präsidenten des Syndicat d’Initiative Schengen fällt mir nicht schwer. Ich blicke mit Freude und vollster Zufriedenheit auf die vergangenen Jahre zurück. Sowohl in meiner Zeit als Vize-Präsident als auch in den sieben Jahren, in denen ich Präsident des ehrenamtlichen Vereins war, haben wir viel für Schengen und die Region initiiert und bewegt. Ich fühle eine Zufriedenheit über das Erreichte.

Wie hat Ihr Engagement begonnen?

SCHOENTGEN Am 23. Januar 2013, also vor genau sieben Jahren, trat ich das Amt des Präsidenten an. Zuvor war ich fünf Jahre lang Vize-Präsident, sodass ich insgesamt zwölf Jahre mit vielen Initiativen die Region beeinflusste. Alles begann am 25. Februar 2008, als sich der Syndicat d’ Initiative Schengen neu formierte. Ramon Hemmer wurde Präsident und ich Vize-Präsident. Mit dem damaligen Vorstand begannen wir, unsere Ideen umzusetzen: Wir haben eine neue Hunnefeier auf die Beine gestellt, haben Blumenbehälter angeschafft, und seit Frühjahr 2008 schmücken Blumen die Moselbrücke Schengen. Wir waren beim Tag der Deutschen Einheit 2009 in Saarbrücken präsent und haben den Saison-Start an Bord der MS Princesse Marie-Astrid an Ostern neu belebt, um nur einige Beispiele zu nennen. Dies waren die Anfänge.

Welche Aktionen wurden unter Ihrer Präsidentschaft gestartet?

SCHOENTGEN Wir haben die Aktion Rent e Riefstack – miete einen Rebstock – ins Programm aufgenommen, ebenso eine kulinarische Wanderung, die Weinmosel-Kreuzfahrt „InVino“ und einen Luxemburger Abend. Zum 30. Jahrestag der Unterzeichnung des Schengener Übereinkommens haben wir eigens, in limitierter Auflage, V&B-Schengen-Tassen herausgegeben. Das sind nur Teilstücke eines großen Puzzles. Besonders erfreut es mich, dass unter meiner Präsidentschaft Schengen einen eigenen, erfolgreichen Monatsmarkt bekam. Der Markt, der ganzjährig immer am ersten Mittwoch des Monats stattfindet, lockt stets viele Besucher an. Die Feierlichkeiten zu 80 Jahre Markusberg und die Restaurierung des Markusturms stellten ohne Zweifel Höhepunkte meiner Präsidentschaft dar. Die Einwohner von Schengen, die Geschichte der Ortschaft, der Weinbau und die gesamte Region lagen und liegen mir am Herzen.

Warum kandidieren Sie nicht wieder?

SCHOENTGEN Vor genau einem Jahr habe ich der Versammlung angekündigt, dass ich am 29. Januar in der Jahreshauptversammlung aufhören möchte. Die Vorstandsmitglieder konnten sich danach richten. Man sollte ja auch nicht von heute auf morgen zurücktreten. Meine Idee war mich geordnet und sauber zurückzuziehen.

Was war in all den Jahren das schönste Erlebnis?

SCHOENTGEN Es gab einige sehr schöne, unvergessliche Erlebnisse. Da war nach zwei Jahren intensiver Vorarbeit zum grenzüberschreitenden Volksfest anlässlich 25 Jahre Schengener Abkommen, jener Moment, in dem ich mit dem damaligen Präsidenten Ramon Hemmer auf der Moselbrücke stand und wir das Feuerwerk vom Markusberg mit tausenden von Besucher bewunderten. Während meiner Präsidentschaft werde ich wohl einige Ereignisse nie vergessen: die Feierlichkeiten 80 Jahre Markusberg und besonders die Restaurierung des Markusturms auf dem Markusberg. Die Einweihungsfeier war für mich sehr emotional. Ich spürte die Dankbarkeit der Einwohner von Schengen. Besonders die älteren Einwohner traten an mich heran und bedanken sich.

Welche Erlebnisse bleiben Ihnen noch in Erinnerung?

SCHOENTGEN Auch die Feierlichkeiten „125 Jahre Luxemburger Dynastie“ in Schengen, dies in Anwesenheit Ihrer Königlichen Hoheiten des Erbgroßherzogs und der Erbgroßherzogin, im Jahre 2015, gehören dazu. Neben der Eröffnung meiner Wanderausstellung über die Luxemburger Dynastie stand auch eine akademische Sitzung mit einem Vortrag von Pierre Even auf dem Programm. Im Anschluss haben die Hoheiten einen Gedenkstein enthüllt und eine Weilburger Linde gepflanzt. Unvergesslich war für mich der Aufmarsch der Bürgergarde aus Weilburg an der Lahn in Schengen, dies unter dem Kommando von Hauptmann Jörg Schönwetter. Es war das erste Mal, dass die Bürgergarde in ihrer über 110-jährigen Geschichte, außerhalb von deutschem Territorium für Ihre Hoheiten aufmarschierten.

Gibt es eine Sache, die Sie im Nachhinein gesehen anders machen würden?

SCHOENTGEN Ich schaue zufrieden zurück und würde auch immer wieder authentisch auftreten und auch so handeln.

Auf welche Arbeit sind Sie besonders stolz?

SCHOENTGEN Natürlich auf die Hunnefeier, die Restaurierung des Markusturms und die Schaffung eines Monatsmarktes – nachhaltige realisierte Projekte, die einen besonders stolz machen.

Was hat Sie bewogen, das Amt anzunehmen?

SCHOENTGEN Seit meiner Kindheit und Jugend bin ich ein engagierter Mensch. Stets habe ich gerne Dinge organisiert und initiiert. Ich denke, das war so und bleibt auch so. Ich zog damals nach Schengen und wollte etwas in der Region bewegen.

Polizist, Fotograf und Buchautor: Welches ist Ihr Lieblingsjob?

SCHOENTGEN Man kann diese drei Tätigkeiten nicht direkt miteinander vergleichen, aber dennoch finde ich mich in ihnen sehr wieder. Von Beruf her bin ich Polizist, ich bin es sehr gerne. Nach 25 Jahren am Polizeikommissariat in Remich leite ich seit April vergangenen Jahres, als Chef de Service, den Service Palais. Das heißt: Ich bin der Vorgesetzte jener Kollegen, die ihren Dienst am Großherzoglichen Palais, auf Schloss Fischbach und am Schloss in Colmar-Berg verrichten. Diese Arbeit macht mir sehr viel Spaß, und ich empfinde es als eine sehr ehrenvolle Aufgabe, für die Sicherheit der Residenzen der Großherzoglichen Familie zu sorgen. Wenn der Polizist dienstfrei hat, geht er sehr gerne spazieren, liebt es seinen Garten zu gestalten und fotografiert mit Leidenschaft. Besonders die Detailaufnahmen haben es mir angetan. Wenn es sich ergibt, kann auch mal ein Buch entstehen.

Nach Ihren drei veröffentlichten Büchern und zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, arbeiten Sie an einem weiteren Projekt?

SCHOENTGEN Neben dem Bildband „Schengen. Ein europäisches Winzerdorf“, einem Bildband über den Weinbau, „Von der Rebe zum Wein“ und die Bildband „Die Dynastie Luxemburg-Nassau“ ist im Moment kein weiteres Werk oder eine Ausstellung in Planung. Ich müsste aber lügen, wenn ich sagen würde, ich würde mich nicht mit der ein oder anderen Idee auseinandersetzen.

Welchen Rat geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg?

SCHOENTGEN Zuerst wünsche ich dem neuen Präsidenten Marc Zago viel Erfolg in seinem Amt, viele neue Ideen und Initiativen für die Region. Es heißt, viel ehrenamtliche Zeit zu investieren. Jeder sollte jedoch seinen eigenen Führungsstil finden.

Werden Sie dem Verein weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen?

SCHOENTGEN Wir gehen ja nicht im Streit auseinander, und der Verein liegt mir am Herzen. Ein großer Dank gilt meiner Kollegin und den Kollegen aus dem Vorstand. Natürlich werde ich, wenn es von ihnen gewünscht wird, auch mit Rat und Tat zur Seite sehen. Dennoch ist es wichtig, der neuen Mannschaft auch Freiraum und Zeit zu geben, sich zu finden.

Was macht ein Marc Schoentgen privat?

SCHOENTGEN Meine Prioritäten haben sich verändert. Vieles habe ich im vergangenen Jahr positiv für mich verändert. Der Umzug und auch die berufliche Veränderung haben mir sehr gutgetan. Hinzukommt, dass ich nicht nur eine tolle Tochter habe, sondern mein Leben auch mit einer wunderbaren Frau teilen darf, so, dass hinter dem scheidenden Präsidenten auch ein sehr glücklicher Mann steht.

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