Unterstützung für Kohlpharma

Merzig/Perl. "Für 150 Leute haben wir definitiv keine Arbeit mehr", sagte Carsten Wurzer, Pressesprecher des Unternehmens, in einem SZ-Gespräch. Grund: Die Kohl-Gruppe mit Standorten in Merzig und Perl befürchtet als Folge der Gesundheitsreform massive Umsatzeinbußen

 Vor dem Kohlpharma-Betriebsgelände am Freitag: Die Unsicherheit ist groß. Foto: Norbert Wagner

Vor dem Kohlpharma-Betriebsgelände am Freitag: Die Unsicherheit ist groß. Foto: Norbert Wagner

Merzig/Perl. "Für 150 Leute haben wir definitiv keine Arbeit mehr", sagte Carsten Wurzer, Pressesprecher des Unternehmens, in einem SZ-Gespräch. Grund: Die Kohl-Gruppe mit Standorten in Merzig und Perl befürchtet als Folge der Gesundheitsreform massive Umsatzeinbußen. "Wir versuchen, die Kündigungen so sozialverträglich wie möglich zu gestalten", sagte Wurzer (wir berichteten). Die 150 Kündigungen könnten aber nur die Spitze des Eisberges sein, sollte die Bundesregierung ihre Pläne durchsetzen.Sie will den "Hersteller-Zwangsrabatt" ab 1. August deutlich erhöhen - von sechs auf 16 Prozent. Käme es dazu, wäre laut Wurzer jeder zweite der 1000 Arbeitsplätze bei Kohlpharma in Gefahr. Das wollen Politiker aller Couleur abbiegen. So appellieren die Liberalen im Kreis an ihren Parteifreund Gesundheitsminister Philipp Rösler, bei der geplanten Gesundheitsreform eine Ausnahmeregelung für Arzneimittel-Importeure zu überprüfen. "Wenn durch eine umfassende Gesundheitsreform, die in diesem Fall einen Importeur einem Hersteller gleichstellt, in unserem strukturschwachen Landkreis Arbeitsplätze bedroht sind, befindet sich die Bundesregierung auf dem falschen Weg", sagt FDP-Kreisvorsitzende Marion Etringer. "Der Wegfall von bis zu 500 Arbeitsplätzen im Landkreis wäre nur schwer zu verkraften. Besonders stark davon wären Frauen betroffen, da Kohlpharma ihnen die Möglichkeit gibt, durch Teilzeitverträge Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren." Auch fürchtet sie den Verlust von Steuereinnahmen für die Stadt Merzig. Bei deren desolater Haushaltslage könne sie des nicht verkraften. Der saarländische Wirtschaftsminister und FDP-Landesparteichef Christoph Hartmann habe bei Rösler und nachdrücklich eine Ausnahmeregelung gefordert,", ergänzt Etringer - ein Vorstoß, den auch Saar-Gesundheitsminister Georg Weisweiler unterstützt. "Die gesetzliche Krankenversicherung spart durch das Modell der Reimporteure schon seit Jahren erhebliche Kosten ein." Die Landesregierung setze sich deshalb dafür ein, die Reimporteure nicht mit den zusätzlichen zehn Prozent zu belasten. Bereits im April habe sie eine entsprechende Stellungnahme dem Bundesministerium in Berlin übersandt. Zudem setzten Gesundheitsministerium, Wirtschaftsressort und die Fraktionen im Landtag alles daran, "um durch eine Abwendung der überproportionalen Belastung der Reimporteure auch saarländische Arbeitsplätze zu sichern". Für den SPD-Bundestagsabgeordneten Ottmar Schreiner und die SPD-Landtagsabgeordnete Anke Rehlinger steht fest: "Die CDU- und FDP-Bundestagsabgeordneten aus dem Saarland sowie der saarländische FDP-Wirtschaftsminister Christoph Hartmann müssen jetzt Farbe bekennen." Am Mittwoch wird der Gesundheitsausschuss des Bundestages über das Gesetz zur Änderung krankenversicherungsrechtlicher und anderer Vorschriften, am Freitag entscheidet der Bundestag. "Die SPD-Bundestagsfraktion hat im Gesundheitsausschuss beantragt, importierte Arzneimittel von der Erhöhung des Herstellerabschlags auszunehmen. Dies soll als Übergangslösung gelten, solange die Preisdifferenzen weiter bestehen", sagen die beiden Politiker. "Die Vertreter der CDU- und FDP-Fraktion müssen sich nun entscheiden, ob sie einer Regelung zustimmen, die zu erhöhten Kostenbelastungen für die Beitragszahler führt, um die Arzneimittelhersteller vor dringend nötigem Wettbewerb zu schützen." In einem Brief hat der Merziger CDU-Chef Dirk Dillschneider den Bundestagsabgeordneten der Region, Peter Altmaier, aufgefordert, seinen Einfluss geltend zu machen, damit Beschäftigte weiter ihre Arbeitsplätze behalten und sich der Industriestandort Merzig fortentwickeln kann. Jeder Arbeitsplatz der wegfalle sei, sei einer zu viel. Und im Falle von Kohlpharma müssen 150 Menschen um ihren Arbeitsplatz bangen, schreibt Dillschneider an Altmaier, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion. "Kohlpharma ist eines der bedeutendsten Unternehmen und ein wichtiger Arbeitergeber der Region. Die Beschäftigten und ihre Familien sind auf die Arbeitsplätze angewiesen." "CDU und FDP müssen jetzt Farbe bekennen."Anke Rehlinger, SPD-Kreisparteichefin "Beschäftigte sind auf die Jobs angewiesen."Dirk Dillschneider, CDU

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