„Besorgniserregend für viele Betriebe“

Merzig · Gewerbetreibende in Merzig befürchten, dass neue Märkte in der Rieffstraße Kundschaft aus der Fußgängerzone abziehen. VHG-Chef Peter Schill fordert die Ratsmitglieder auf, sich gegen die Pläne auszusprechen.

 Geplant ist, auf diesem Areal an der Rieffstraße neue Verbrauchermärkte anzusiedeln. Foto: Rup

Geplant ist, auf diesem Areal an der Rieffstraße neue Verbrauchermärkte anzusiedeln. Foto: Rup

Foto: Rup

Die geplante Ansiedlung von Verbrauchermärkten in der Merziger Rieffstraße stößt auf massiven Widerstand bei den Gewerbetreibenden in der Kreisstadt. In einem Schreiben an den Merziger Bürgermeister Marcus Hoffeld und alle Mitglieder des Merziger Stadtrates, das unserer Redaktion vorliegt, bezeichnete der Vorsitzende des Merziger Vereins für Handel und Gewerbe (VHG), Peter Schill, die Ansiedlungspläne als "besorgniserregend für viele unserer Mitgliedsbetriebe" und fordert die Ratsmitglieder direkt dazu auf, sich gegen die angestrebte Ansiedlung auszusprechen.

"Leerstände sind die Folge"

Eine Projektentwicklungsgesellschaft aus Leonberg möchte auf dem rund 15 000 Quadratmeter großen Areal verschiedene Verbrauchermärkte errichten, unter anderem einen Drogeriemarkt mit erweitertem Sortiment ("Müller"), einen Textildiscounter ("Kik"), eine Apotheke, einen Fachmarkt für Tiernahrung und -zubehör ("Fressnapf") sowie einen Schuhmarkt ("K&K"). Allerdings müsste hierfür der bestehende Bebauungsplan für das Areal geändert werden, da dieser verschiedene Warensortimente, die jetzt dort geplant sind, noch für diesen Standort ausschließt. Bei den Gewerbetreibenden in der Stadt grassiert die Befürchtung, dass die Neuansiedlung in der Rieffstraße Kundschaft aus der Fußgängerzone abzieht. VHG-Chef Schill: "Das dort angekündigte Sortiment steht in direkter Konkurrenz zu unserer Innenstadt und wird daher mit Sicherheit spürbare Umsätze aus der Innenstadt abziehen." Die "erfolgreichen Stadtmarketing-Bemühungen der letzten Jahre" wären somit schnell zunichte gemacht, Leerstände in der Innenstadt sind nach Schills Überzeugung die unweigerliche Folge.

"Kein Bedarf"

Der VHG-Vorsitzende sieht namens seines Verbandes keinen Bedarf für die geplante Ansiedlung: "Mit Blick auf die demografische Entwicklung gibt es keine Argumente für weitere Einzelhandelsflächen außerhalb der Innenstadt." Zum einen sei der Bedarf durch die bestehenden Geschäfte bereits abgedeckt, zum anderen sollte der Fokus nach seiner Auffassung viel mehr darauf liegen, das Angebot an Verkaufsflächen in der Innenstadt für die wachsende Zahl älterer Menschen zu erhöhen.

Die vom VHG befürchteten negativen Konsequenzen der Erschließung, nämlich eine Zunahme der Leerstände in der City, seien keine Schwarzmalerei, betont Schill: "Die Kaufmannschaft der Innenstadt kann die Gefahr durch die geplante Ansiedlung besser beurteilen als andere überregionale Unternehmen und Investoren."

Schill gibt in seinem Brief zu bedenken, was passieren würde, wenn das Kaufhaus Woolworth mit seinen "Artikeln des täglichen Bedarfs" angesichts der geplanten Konkurrenz durch die "Müller"-Filiale seine Türen schließen würde. "In Dillingen war das vor einigen Jahren Wahrheit. Heute steht dort ein Verwaltungsgebäude, in bester Lage der Fußgängerzone."

Auch der geplante neue Schuhmarkt wird von den ansässigen Gewerbetreibenden äußerst kritisch gesehen: "Wenn wir anstelle von fünf nur noch zwei Schuhgeschäfte hätten - ‚in Merzig findet man ja nichts mehr' würden einige Besucher sagen und zukünftig in andere Städte fahren", findet Schill. Das Ganze könnte in einem Dominoeffekt münden, fürchtet der Merziger VHG-Vorsitzende: "Wenn wir für viele Kunden den Bedarf in der Merziger Fußgängerzone nicht mehr decken können, folgen zwangsweise nach und nach weitere Schließungen ." Dafür gebe es im Saarland genug Beispiele.

"Verschiebung der Umsätze"

Schill kritisiert zudem, dass das neue Marktcenter in der Rieffstraße Merzig als Einkaufsstadt nicht aufwerten werde: "Die geplanten neuen Ansiedlungen wären nicht attraktiv genug, um neue Kundenströme nach Merzig zu locken." Es würde sich nur um eine Verschiebung der Umsätze handeln, so der VHG-Chef. "Bei der Summe des Investitionsvolumens von rund acht Millionen Euro kann man sich schnell ausrechnen, welche Umsätze dort generiert werden müssen. Die werden dann in der Innenstadt fehlen."

Schill beschwört in seinem Schreiben die Stadtratsmitglieder eindringlich, sich gegen die Ansiedlung auszusprechen: "Lassen Sie es bitte nicht zu, dass man uns alle in einigen Jahren die Baumeister der ‚Geisterstadt Merzig ' nennt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort