Saarland-Brigade im Einsatz General aus Saarlouis leitet jetzt Evakuierungsmission in Afghanistan

Update | Saarlouis · Die Saarland-Brigade ist für Evakuierungseinsätze spezialisiert – als einziger Verband der gesamten Bundeswehr. Am Dienstag ist der Kommandeur, Brigadegeneral Jens Arlt, in Kabul eingetroffen. Er leitet den Evakuierungseinsatz vor Ort.

 Jens Arlt

Jens Arlt

Foto: Bundeswehr/Marc Tessensohn

Bei der dramatischen Evakuierungsmission der Bundeswehr in Afghanistan führt der Chef der Saarland-Brigade, Jens Arlt, nun das Kommando. Der 52-Jährige war an Bord der Luftwaffen-Maschine, die am Dienstag auf dem Flughafen von Kabul landete, um deutsche Staatsbürger auszufliegen.

Der Brigadekommandeur im Rang eines Brigadegenerals hat seinen Sitz normalerweise in der Saarlouiser Graf-Werder-Kaserne. Dort befindet sich der Stab der Luftlandebrigade 1. Arlt diente jahrelang beim Kommando Spezialkräfte (KSK), unter anderem als Zugführer und Abteilungsleiter für Operationen und Übungen.

Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr wollte „weder bestätigen noch dementieren“, dass Arlt der militärische Führer der Rettungsmission ist. Der sicherheitsheitspolitische Blog „Augen geradeaus!“ und die Bild-Zeitung hatten dies jedoch zuvor berichtet.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer will bis zu 600 Soldaten bereitstellen, um die Evakuierungsaktion abzusichern. Neben den speziell für solche Einsätze ausgebildeten Fallschirmjägern, die in der Luftlandebrigade 1 zusammengefasst sind, sollen beispielsweise auch Feldjäger (diese durchsuchen die zu Evakuierenden nach gefährlichen Gegenständen und stellen ihre Personalien fest) und Sanitäter zum Einsatz gekommen. Am Mittwoch will das Bundeskabinett ihren Mandatsentwurf beschließen, der Bundestag soll in der kommenden Woche darüber entscheiden.

Innerhalb der Luftlandebrigade 1 (rund 4400 Soldaten), dessen Stab sich in Saarlouis befindet, gibt es zwei Regimenter, die für Evakuierungen infrage kommen. Der Auftrag wechselt alle paar Jahre zwischen diesen beiden Verbänden: dem Fallschirmjägerregiment 31 in Seedorf (Niedersachsen) und dem Schwesterregiment 26 in Zweibrücken und Merzig. Aktuell damit beauftragt ist das Fallschirmjägerregiment 31, das auch einen Großteil des derzeit in Afghanistan eingesetzten Personals stellt. Die Militärmaschinen vom Typ Airbus A400M kommen ebenfalls aus Niedersachsen, genauer gesagt aus Wunstorf bei Hannover.

2015 erklärte der damalige Kommandeur der Saarland-Brigade, Oberst Stefan Geilen, in einem SZ-Interview: „Wir haben eine Kompanie für schnelle Luftevakuierung, die innerhalb weniger Stunden von Deutschland aus in ein Krisengebiet fliegen und Menschen retten kann. Wenn wir zu einem komplexeren Einsatz mit vielen Flugbewegungen aufbrechen, müssen wir zunächst einmal Einsatzkräfte und Gefechtsstand in ein nahe gelegenes friedlicheres Land verlegen, um von dort unsere Operation zu führen, das dauert dann mehrere Tage.“

Für eine Evakuierung können je nach Intensität von 60 bis zu mehreren hundert Soldaten erforderlich sein. Aus dem Bereich der Luftlandebrigade und anderer Verbände stehen insgesamt 1000 Mann zur Verfügung, die eine spezielle Ausbildung haben und nach dem Baukastensystem zusammengestellt werden.

„Wenn wir in die Operationsplanung gehen, stellen wir den Einsatzverband so zusammen, wie wir ihn brauchen. Wir wissen ja vorher nicht genau, wen wir im konkreten Fall benötigen – ob Pioniere, ABC-Abwehr-Kräfte oder vielleicht besonders viele Sanitäter“, sagte Geilen damals.

Ein Teil der Luftlandebrigade sind Fallschirmjäger, die in der Lage sind, vor der eigentlichen Evakuierung im Sprungeinsatz Flugplätze einzunehmen. Dies kann zum Beispiel dann nötig sein, wenn die Landebahn zerstört oder blockiert ist. Diese Kräfte können nach ihrer Landung mit dem Fallschirm die Rollbahn ausbessern oder das Flugfeld sichern. Zu den Evakuierungskräften zählen auch Soldaten, die in der Lage sind, einen Flugplatz behelfsmäßig zu betreiben, so dass die Flugzeuge dort landen können.

Die Spezialisten der Brigade waren bisher zwei Mal gefordert: 1997 flogen Soldaten unter Beschuss Botschaftsangehörige aus Albanien aus, wo ein Bürgerkrieg ausgebrochen war („Operation Libelle“). Der Brigadestab der Saarland-Brigade kam damals zum Einsatz, weil er zufällig in Bosnien im Einsatz war. Besonders vorbereitet war die Operation nicht. Nach dieser Erfahrung erhielt die Saarland-Brigade den Auftrag, sich gezielt auf militärische Evakuierungsoperationen vorzubereiten.

2011 folgte die zweite Operation dieser Art: Fallschirmjäger flogen Deutsche aus Libyen aus („Operation Pegasus“). Im Einsatz waren damals Soldaten aus Seedorf, die 2015 in die Saarland-Brigade eingegliedert wurden.

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