Bundeswehr simuliert Evakuierung aus Kraftwerk im Krisengebiet

Ensdorf · Offiziere halten das Szenario für durchaus realistisch: Fallschirmjäger der Saarland-Brigade übten gestern im Kraftwerk Ensdorf mit Unterstützung dreier Hubschrauber die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Krisengebieten.

 Bei der Übung „Schneller Adler“ im Kraftwerk Ensdorf rettete die Luftlandebrigade 26 eine Gruppe Mitarbeiter. Foto: Rolf Ruppenthal

Bei der Übung „Schneller Adler“ im Kraftwerk Ensdorf rettete die Luftlandebrigade 26 eine Gruppe Mitarbeiter. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Der Kohlestaub von den Zufahrtswegen wird aufgewirbelt, als drei Hubschrauber der Bundeswehr auf einer fußballfeldgroßen Wiese des Ensdorfer Kraftwerksgelände landen. Die Ladeklappen gehen auf, 36 Fallschirmjäger stürmen mit Gepäck und Gewehren im Anschlag heraus, dazu gut 20 Feldjäger, Sanitäter und zwei Soldaten mit Kampfmittelspür- und Personensuchhunden.

Es ist eine ungewöhnliche Übung, zumindest was den Ort angeht: In einer Werkstatt des Kraftwerks - gelegen im fiktiven Land "Gerland" - sitzen deutsche Mitarbeiter fest. Nachdem sich die Provinz "Saar" von "Gerland" abgespalten hat, so lautet das Szenario, ist dort Chaos ausgebrochen. "Was hier angelegt ist, trifft die Anforderungen des Einsatzes ziemlich genau", sagt Oberstleutnant Constantin Spallek, der Kommandeur der Zweibrücker Fallschirmjäger . Seine Leute sollen die Deutschen aus dem Kraftwerk herausholen.

Die Saarland-Brigade ist auf die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Krisen- und Kriegsgebieten in aller Welt spezialisiert. Die Übung "Schneller Adler", an der noch bis Ende nächster Woche landesweit über 500 Soldaten beteiligt sind, stehe "in keinem Zusammenhang mit aktuellen politischen Entwicklungen", heißt es. Dennoch sagt Spallek: "Wenn man sich die Gesamtlage international gerade anschaut, ist das Szenario nicht so weit hergeholt."

In einer Werkstatt des Kraftwerks hat das Auswärtige Amt bereits einen Sammelpunkt eingerichtet. Die Soldaten sichern das Gelände, leisten Erste Hilfe, durchsuchen die Mitarbeiter nach gefährlichen Gegenständen und stellen ihre Personalien fest. Anschließend werden die Mitarbeiter zu den Hubschraubern gebracht, die zwischenzeitlich auf Abruf in der Luft kreisten, und in ein sicheres Gastland ausgeflogen.

Kommandeur Spallek sagt, für eine erfolgreiche Operation seien Überraschung, Schnelligkeit und Durchsetzungsfähigkeit notwendig. "Und ein Quäntchen Glück, ohne das geht es nicht."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort