Frühlingskonzert im Rosengarten Die Stadtkapelle weiß, was „gute Musik“ ist

Zweibrücken · Die Stadtkapelle Zweibrücken präsentierte beim Frühlingskonzert im Rosengarten ein eindrucksvolles Klangerlebnis. Es war auch die Premiere für den neuen Dirigenten Bruno Steis.

Seit fünf Monaten spielt die Stadtkapelle Zweibrücken mit dem neuen Dirigenten Bruno Steis. Dass die Verbindung erfolgversprechend ist, bewies das Orchester am Sonntag bei der Premiere im Rosengarten.

Seit fünf Monaten spielt die Stadtkapelle Zweibrücken mit dem neuen Dirigenten Bruno Steis. Dass die Verbindung erfolgversprechend ist, bewies das Orchester am Sonntag bei der Premiere im Rosengarten.

Foto: Sabine Best

„Was ist gute Musik?“ Diese Frage stellte Uli Schell, Vorsitzender der Stadtkapelle Zweibrücken, beim Frühlingskonzert der Stadtkapelle am vergangenen Sonntag in den Raum oder besser gesagt in das Gelände des Rosengartens vor dem Pavillon. Gut zwei Stunden präsentierte das 40-köpfige Blasorchester unter ihrem neuen Dirigenten Bruno Steis den etwa 200 Zuhörern ein kurzweiliges, anspruchsvolles und auch breit gefächertes Musikprogramm.

Der Begriff „gute Musik“ sei natürlich subjektiv, da der Musikgeschmack von Person zu Person unterschiedlich ist, stellte Schell fest, jedoch gebe es bestimmte gemeinsame Merkmale wie musikalische Qualität, emotionaler Ausdruck, Kreativität und Originalität sowie zeitlose Wirkung. Das Ziel der Stadtkapelle Zweibrücken, deren Image als Aushängeschild der Stadt entsprechend gepflegt werden müsse, sei es, mit der richtigen Mischung von Musikstücken gute Musik zu bieten.

Der Vorsitzende nutzte die Gelegenheit den neuen, Ende 2022 unter Vertrag genommenen, Dirigenten Bruno Steis mit seinem eindrucksvollen musikalischen Werdegang vorzustellen. Eine Weiterentwicklung der Stadtkapelle, wenn auch zunächst „in kleinen Schritten“, kann Bruno Steis nach eigenen Worten schon verzeichnen. Schwerpunkte lege er auf präzise Interpretation der ausgewählten Beiträge in Bezug auf Rhythmus, Klangausgleich und Phrasierungen, sodass die Inhalte der Stücke auch gut von den Zuhörern nachvollzogen werden können. Die Programmvielfalt für ein breites Publikum bezeichnet der Dirigent, der auch als Hornist in mehreren Ensembles mitspielt, als sein wichtigstes Auswahlkriterium für das Repertoire des Frühlingskonzertes. In den vergangenen fünf Monaten habe er über 30 Stücke mit den Musikern zwischen 16 und 82 Jahren geprobt – zum Teil neue, zum Teil aus dem Archiv.

Kraftvoll startete das Konzert mit der „Appalachian Overture“, eine der beliebtesten und bekanntesten Blasorchester Kompositionen des US-amerikanischen Komponisten James Barnes. „Das Stück beschreibt die Gegend der Appalachen – eine Gebirgskette im Osten Nordamerikas und die Wanderung der alten Pioniere auf dem gleichnamigen Trail“, informierte Uli Schell, der nicht nur als Tenorsaxophonist mitwirkte, sondern sehr unterhaltsam mit viel Wissen und kleinen Anekdoten zu den einzelnen Beiträgen die Moderation der Veranstaltung übernommen hatte.

Im Filmklassiker „Sister Act“ aus dem Jahr 1992 bildet das Stück „I will follow him“ den krönenden Abschluss – bei der Stadtkapelle war es der krönende zweite Programmpunkt, den sie sehr eingängig mit schönen Wechseln zwischen ruhigen und schwungvollen Passagen zu Gehör brachten. Es folgte „Songs from the States“, ein von Naohiro Iwai arrangiertes Medley mit Highlights verschiedener amerikanischer Pop- und Folksongs. Auch hier gelang, durch den Wechsel der einzelnen Instrumentengruppen mit ihren unterschiedlichen Klangfarben, beispielsweise den „erzählende Part“ der Klarinetten, eine sehr gute charakteristische Interpretation.

Schöne Klangeffekte gab es auch bei den „Movie Themes from 1984“ mit den drei großen Filmhits „Ghostbusters“, „Footloose“ und „Beverley Hills Cop“. Sicher hätten Oboe und Fagott – zwei der Instrumente, die sich der Dirigent noch für sein Orchester wünscht – gerade dieses Stück weiter bereichert.

Spanisches Flair entstand bei „El Matador“, im Stil eines spanischen Paso doble komponiert. Aufmerksam achteten auch hier die Musiker auf die präzise gegebenen Einsätze ihres hoch konzentrierten Dirigenten. Das folgende „Wickie Medley“ weckte bei vielen Gästen Kindheitserinnerungen – wer kennt ihn nicht, Wickie, den kleinen Wikinger aus der Zeichentrickserie aus den 1970er Jahren, der mit Verstand und Köpfchen mehr Siege erringt als sein kriegerischer Vater mit seinen Genossen.

Die vielen Facetten einer emotionsgeladenen Reise brachte das Ensemble bei „Pacific Dreams“ des zeitgenössischen niederländischen Komponisten Jacob de Haan auf sehr vielfältige Weise gekonnt zum Ausdruck. Die Reiseerinnerung in mehreren Sätzen auf hohem musikalischen Niveau entführte das Publikum musikalisch opulent und gefühlvoll zugleich träumerisch von Sydney bis an die Pazifikstrände – ein Beitrag, bei dem sich einmal mehr die schöne musikalische Einheit des Orchesters zeigte.

Mit „Concerto d‘ Amore“ stand ein Titel im Programm, der mit Barock, Pop und Jazz drei unterschiedliche Stilrichtungen verbindet; entsprechend hoch war auch hier der Interpretationsanspruch. Ein weiterer Beitrag der Stilrichtung Jazz war „Caravan“ von Duke Ellington mit exotisch anmutendem Sound.

Bei der erstklassigen musikalischen Unterhaltung durfte natürlich auch die „80er Kulttour“ mit fünf Songs der Neuen Deutschen Welle nicht fehlen; enthusiastisch sangen die Gäste „Skandal im Sperrbezirk“, „1000 und eine Nacht“, „Ohne dich schlaf ich heut Nacht nicht ein“, „Sternenhimmel“ und „Rock me Amadeus“ mit.

Ein ganz besonderer Ohrenschmaus waren dann drei Titel von Santana, dabei begeisterte Thomas Girard mit seinen Soli auf dem Altsaxophon. Anschließend „konnte jeder spielen, was er wollte“ erklärte Uli Schell scherzhaft: Der letzte Titel des sehr vielseitigen Programms hieß „Hootenanny“ – er bezieht sich auf eine öffentliche Aufführung von Folksängern und Musikern, die ihre individuelle Interpretation einer Komposition spielen. Für die Musiker der Stadtkapelle bedeutete dies aber noch einmal höchste Konzentration auf die präzisen Einsätze der jeweiligen Instrumentengruppen. Das passgenaue Zusammenspiel der Folksongs, bei dem noch einmal alle Orchesterfarben zur Geltung kamen, bildeten ein tolles Finale.

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