Bläserklassen der Zweibrücker Stadtkapelle stellen sich vor Freude am Musizieren kennt kein Alter
Zweibrücken · Dass das „Küken“ der Zweibrücker Stadtkapelle flügge geworden ist, zeigte sich beim ersten großen Konzert der Bläserklassen.
„Nachwuchssorgen“ braucht sich die Stadtkapelle Zweibrücken derzeit nicht zu machen, wie die beiden Bläserklassen des Vereins bei ihrem ersten großen Konzert am vergangenen Samstagnachmittag in der voll besetzten Aula der ehemaligen Hauptschule Nord in Zweibrücken mit dem passenden Titel „Das Küken wird flügge“ eindrucksvoll demonstrierten.
Mit der Idee, Nachwuchsförderung zu betreiben, sei 2017 die erste Bläserklasse entstanden, informierte der Vorsitzende der Stadtkapelle, Uli Schell: „Wir hatten uns gesagt, dass es doch bestimmt viele Musikinteressierte gibt, denen eine Einstiegsmöglichkeit in die Orchestermusik fehlt. Und diese Idee hat hingehauen! Etliche Musiker aus dieser Bläserklasse spielen jetzt im Hauptorchester der Stadtkapelle mit.“
Die Kampagne sei so erfolgreich gewesen, dass 2022 eine weitere Bläserklasse mit dem gleichen Ziel ins Leben gerufen wurde – auch hier konnten die rund 90 Konzertbesucher hören und sehen, dass das Konzept aufgeht. Dabei habe es keine Vorbedingungen oder Altersbegrenzungen gegeben, um die Hemmschwelle in den Einstieg oder Wiedereinstieg in ein Orchester möglichst niedrig zu halten – sodass beide Bläserklassen mit jeweils 15 bis 20 Aktiven in allen Registern gut besetzt sind.
Die Leitung der Gruppen mit Musikerinnen und Musikern zwischen acht und über 80 Jahren haben 2023 Justin Köhler (22 Jahre), der aus dem Raum Birkenfeld stammt und beim Musikcorps der Bundeswehr mitspielt, sowie der 26-jährige gebürtige Rheinländer Janis Külchen, der auch in seinem mit der Stadtkapelle befreundeten Heimatverein, dem Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Velbert, musiziert, übernommen.
Abwechselnd moderierten und dirigierten Köhler und Külchen das Konzert oder wirkten instrumental am Tenorhorn oder Schlagwerk mit. In nur vier Monaten intensiver Vorbereitungs- und Probezeit hatten die beiden ein vielseitiges, mitreißendes Programm mit 17 Titeln auf die Beine gestellt, bei dem allen Mitwirkenden – darunter auch Uli Schell, der seine „Küken“ mit dem Tenorsaxophon unterstützte – ihre offensichtliche Freude am gemeinsamen Musizieren anzumerken war.
Nach der Eröffnung mit dem Konzertmarsch „Opening“ von Ernst Hoffmann, bei der die präzise Interpretation in Takt- und Rhythmuswechsel als besondere Herausforderung an die Saxophonisten bestens gemeistert wurde, folgten mit „Great Movie Adventure“ und „The Lord of the Rings“ Filmmusiken als besondere Klangerlebnisse.
So auch im Dreivierteltakt wie beispielsweise bei „The Second Waltz“ (Norbert Studnytski) und dem „Schneewalzer“ (Gerald Weinkopf) oder im Marschtempo beim „Marsch des Soldaten Robert Bruce“, mit schönem Querflötensolo der 14-jährigen Katharina Dejon, und dem „Zapfenstreichmarsch“ in stilechter Präsentation mit Justin Köhler, Janis Külchen (Trommel) und Jasmin Eichmann (Spielmannspfeifen) sowie bei den rockigen Beiträgen „Rocky Top“ und „Smoke on the water“ von Deep Purple. Die Spielfreude der Gruppe übertrug sich immer wieder spontan auf das Publikum, das begeistert klatschte, schunkelte oder sogar tanzte.
Gute Laune und beste Stimmung waren auch weiterhin mit dem Medley „Hurra, Hurra“ mit Erkennungsmelodien von Filmen der 80er Jahre wie „Heidi“, „Die Schlümpfe“, „Biene Maja“ und „Pumuckl“, dem Siegersong „Auf uns“ (Martin Scharnagl) und „An Tagen wie diesen“ (Peter Züll) garantiert. Beim zur Muppetshow gehörenden „Sailing for Adventure“ stellten die Macher Köhler und Külchen durchaus Parallelen zwischen sich und den Puppen fest; ebenso könne Peter Bruck am Schlagzeug mit dem „Tier“ (wilder Schlagzeuger bei der Muppet Hausband) verglichen werden, da er es immer mit Bravour schaffe, die Bläserklassen zusammenzuhalten.
Mit dem sehr einfühlsam dargebotenen „Gabriellas Song“ aus dem schwedischen Kinofilm „Wie im Himmel“ endete das sehr gelungene knapp zweistündige musikalische Event. Als vorweihnachtliche Zuggabe folgten noch „Von guten Mächten“ und das offizielle Schlusslied der Bläserklassen „Muss i denn zum Städtele hinaus“. Neben dem begeisterten Applaus der Gäste gab es mit einer finanziellen Zuwendung durch den Vorsitzenden des Fördervereins, Volker Lehner, eine weitere Anerkennung für die eindrucksvolle Leistung.
Ein Beispiel, dass es nie zu spät ist, etwas Neues auszuprobieren, ist der 81-jährige Bernie Düker, der dem Aufruf der Bläserklasse 2017 gefolgt ist und seitdem Tenorsaxophon spielt. Andere sind über ihre Kinder zum Musizieren gekommen, wie Katrin und Ralf Carbon. Sohn Fabian (13 Jahre) und die achtjährige Tochter Hannah spielen Saxophon und Trompete in der Stadtkapelle. Oder Bettina Eichmann, die 2017 mit Altsaxophon in der Bläserklasse angefangen hat und dann auf die Bassklarinette umgestiegen ist – ein Instrument, das auch ihre Tochter in der Stadtkapelle spielt. „Notenlesen kannte ich noch vom Blockflötenunterricht in der Grundschule“, erzählt die 59-Jährige, die Anfang des Jahres schon ins Hauptorchester aufgestiegen ist.
„Kommen kann jeder, der Lust am gemeinsamen Musizieren hat. Erfahrene in die Bläserklasse 2017, weniger Erfahrene in die Bläserklasse 2022“, lädt Uli Schell erneut ein.
Kontakt: E-Mail an info.justinkohler26@gmail.com, Tel. (0170) 7 68 75 20 oder an janiskuelchen@gmail.com, Tel. (0157) 34 96 20 74.