Volkstrauertag in Zweibrücken Gedenken an die Toten der Kriege

Zweibrücken · Der Volkstrauertag wurde 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs vorgeschlagen. Heute gilt er als Gedenktag für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

Walter Rimbrecht spielte auf der Trompete, während am Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges ein Kranz niedergelegt wurde.

Foto: Susanne Lilischkis

Und so fand am gestrigen Sonntag wieder die traditionelle Kranzniederlegung an den beiden Ehrenmälern für die Gefallenen der Weltkriege statt.

Oberbürgermeister Marold Wosnitza wies in seiner Rede auf ein Zitat von Franz Kafka hin, das er vor zwei Jahren schon einmal zu diesem Anlass benutzt hatte: „Deutschland hat Russland den Krieg erklärt – am Nachmittag Schwimmschule.“ Damals dachte man, der Krieg sei kurz und das mag sich auch ein russischer Diktator gedacht haben bei seiner Invasion der Ukraine. Doch wie Wosnitza betonte: „Kriege haben Tausende das Leben gekostet. Der Krieg in Europa ist schon alltäglich geworden, jetzt liegt die Aufmerksamkeit auf dem Nahen Osten. Ich befürchte, die Aufmerksamkeit für die Kriege im Kongo, in Somalia oder in Syrien geht zurück.“

Auch in Zweibrücken haben Angehörige den Tod von Soldaten zu beklagen, die hier stationiert waren und die auf Auslandsmissionen ihr Leben verloren. Ihrer wurde mit sieben Kränzen am Ehrenmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges gedacht. „Ihnen wurde das Geschenk des Lebens entrissen“, so Wosnitza, „wir alle müssen für die freiheitliche Grundordnung einstehen, in Gedenken an alle, die Unrecht und Gewalt erlitten haben.“

Als Sprecher der Jugend waren Schüler und Schülerinnen des Hofenfelsgymnasiums vor Ort. „Als Schüler erschüttert es uns, dass Menschen einander Leid zufügen, wir sind gegen Rechtsnationalismus und gegen den Hass auf Juden.“ Auch das Thema Migration wurde aufgegriffen: „Niemand darf auf einem Schlepperboot auf dem Meer ertrinken. Deutschland braucht Fachkräfte – wir sind ein buntes Land, kein braunes.“

Die Hinweise auf den erstarkenden Rechtspopulismus und die Verharmlosung braunen Gedankengutes kamen nicht von ungefähr, denn während Vertreter der Stadt, von Vereinen und der Bundeswehr den Reden lauschten, versuchten einige Angehörige des Nationalen Widerstandes Zweibrücken, einen eigenen Kranz zum Ehrenmal zu tragen, was von der Polizei verhindert wurde.

Den Jugendlichen war es neben dem Gedenken an die Toten der Kriege der Vergangenheit auch wichtig zu betonen, dass in der Zukunft mit dem Klimawandel ein riesiges Problem auf die junge Generation zukommt.

Militärpfarrer Markus Konrad erzählte in seiner Andacht eine persönliche Geschichte. Er beschrieb den Moment, als seine Großmutter 1941 einen Brief erhielt, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass ihr geliebter Sohn an der Ostfront gefallen war. Seiner Ansicht nach war der keinen Heldentod gestorben: „Krieg kann kein Ort sein, wo Menschen zu Helden werden.“

Krieg raube jungen Menschen vielmehr die Zukunft, traumatisiere und töte sie und nehme ihnen die Unschuld. „Wir müssen den Kreislauf der Gewalt durchbrechen. Gewalt ist keine Lösung, auch nicht in der Sprache.“ Zum Ausklang der Veranstaltung spielte die Stadtkapelle, die der Feierstunde einen würdigen musikalischen Rahmen gegeben hatte, das Lied „Ich bete an die Macht der Liebe.“