Neue Blueshimmel-EP Mit Musik durch den Corona-Blues

Zweibrücken · Michael Wacks Blues Himmel hat eine neue CD herausgebracht.

Musiktherapie heißt die neue EP von Blueshimmel
Foto: Carla Wack

„Musiktherapie“ steht auf dem in Schwarz gehaltenen Cover der CD, klein in der Ecke ist das Blueshimmel-Logo, dazu ein ernst schauender Michael Wack – es ist nicht schwer zu verstehen, was das ausdrücken soll: Der durch die Pandemie hervorgerufene kulturelle Lockdown hat am Blueshimmel-Chef Wack schwer genagt.

Jetzt besitzt der Musiker allerdings einen großen Vorteil: Er kann singen, spielt Schlagzeug, Gitarre und Mundharmonika und hat in seiner Trommelschule einen Raum, in dem er das ungestört tun kann. Während des Lockdowns gab es natürlich keinen Präsenz-Unterricht und ohnehin erschreckend wenig zu tun für den Hans Dampf in allen Gassen. Also schloss sich Wack in die eigenen vier Studiowände ein und begann zu komponieren und aufzunehmen.

Unterstützung erhielt er dabei nur bei einigen Stücken von seiner Tochter Carla Wack am Bass und von Trio Finale-Akkordeonistin Barbara Wesely. Acht Songs enthält die EP, die Wack zwar unter dem Label von Blues Himmel herausgebracht, aber wie gesagt, fast alleine eingespielt hat. Trotzdem hat die Band die Stücke einstudiert und wird sie live spielen - dazu später.

Das erste Stück der EP, der „Corona Blues“, ist ein sehr typischer Song dieser Sorte mit Westerngitarre und Mundharmonika sowie klaren Aussagen: „Corona Blues du bisch e Depp / Willsch uns all hole, kriesch uns awwa ned“. Den Song schrieb Wack sofort nach Ausbruch der Pandemie, auf das klassische Blues-Konzept Bezug nehmend: Verarbeitung der schweren Alltagslasten (Baumwollfelder!) in Form eines Liedes. Musiktherapie eben.

Der gleichnamige Song, das Titelstück, verzichtet allerdings ganz auf Sprache. Eine wirklich feine Rockballade wie aus den Siebzigern ist Wack da gelungen, im Sechsachteltakt und mit schönen Melodiebögen von Gitarre und Mundharmonika, unterstützt von der afrikanischen Kalimba.

Mehr Ohrwurm ist dagegen „Madame Corona“, das der Musiker schon letztes Jahr mitsamt Video herausbrachte: Darin beschreibt er die absurde, aber nicht verwirklichte Liebesgeschichte von Madame Corona und Mister Pandemie. „Er will se hann / fer immer un ganz / doch sie is vergänglich / bald verblasst is ihr Glanz“.

Mehrere Songs beziehen sich auf die Folgen der Virenkrise: „Bleib Deheem“ ist ein Aufruf an alle, die es während des Lockdowns mit den Kontakten nicht so eng sahen, „Ohne Dich“ bezieht sich auf den menschlichen Halt in der kontaktarmen Zeit: Wack bedankt sich hier bei seiner Familie, seinen Freunden und seinen Schülern. „Negativ iss Positiv“ wiederum spielt mit den verwirrenden Begriffen, die für die Testergebnisse angewendet werden: Wäre es nicht leichter zu verstehen, wenn „positiv“ für „gut“ oder „erwünscht“ stünde? Musikalisch setzt Wack das mittels eines skurrilen Reggaes um, bei dem der Hintergrundchor ein pfälzisches „Ah jo“ beziehungsweise „Oh je“ singt, so als käme er aus Jamaika. Sogar einen Rap-Teil hat der Musiker in dieses vielfältige Stück eingebaut.

Nur ein Song ohne Corona-Bezug hat sich auf den Tonträger geschmuggelt: Das Funk-Stück „Alles Zuviel“ behandelt all die anderen Miseren, die es ja schließlich auch noch gibt. Hunger, Luftverschmutzung, Plastik im Wasser, dagegen der „Konsum ohne Ende“. Wack zieht daraus den Schluss: „Ganz egal wir mir kabudd gehn / die Hauptsach is, mir sehn gud aus“.

Die gesamte CD ist sehr abwechslungsreich und eine bewundernswerte Riesen-Leistung sowieso. Doch für Wack kann das Aufnehmen im Heimstudio niemals das Gefühl ersetzen, live vor Publikum aufzutreten. Das macht er in „Was war denn dess fer e Gefiehl“ deutlich: „Ohne Mussig mache bin ich ned der, der ich bin“ singt er darin. Doch es ist Licht am Ende des Tunnels. In nächster Zeit tritt Blueshimmel zweimal auf: Am Donnerstag in der Reihe Kultur im Museum an der Klosterruine Wörschweiler (20 Uhr, nur bei trockener Witterung) und am Freitag (20 Uhr) in der ACH-Eventhalle am Flugplatz. Abgesehen von Wack und seinen Mitmusikern wird es auch dem Publikum während der Konzerte besser gehen: Musiktherapie eben.

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