Gesprächskreis für Trauernde in der Zweibrücker Karlskirche Wenn der Verlust das Leben lähmt

Zweibrücken · Ramona Hewer-Wachs leitet einen Gesprächskreis für Trauernde in der Zweibrücker Karlskirche.

 Die Kommunikationstrainerin und Künstlerin Ramona-Heber-Wachs leitet den Gesprächskreis in der Zweibrücker Karlskirche.

Die Kommunikationstrainerin und Künstlerin Ramona-Heber-Wachs leitet den Gesprächskreis in der Zweibrücker Karlskirche.

Foto: Susanne Lilischkis

Wenn ein lieber Mensch stirbt, dann ist das ein Schock – auch wenn sich sein Ende bereits angekündigt hat. Die Hinterbliebenen bleiben oft genug mit ihrer Trauer alleine. Hier will der Gesprächskreis für Trauernde eine Hilfe sein. Leiterin Ramona Hewer-Wachs lädt an jedem zweiten Dienstag im Monat Menschen, die Angehörige oder Freunde verloren haben, zum Austausch in den Kapellenraum der Karlskirche ein.

„Jeder kann kommen“, erklärt sie, „und jeder kann über das sprechen, was ihn bewegt.“ Die Idee kam der ausgebildeten Kommunikationstrainerin und Künstlerin vor zwei Jahren, als ein sehr guter Freund von ihr im Sterben lag. Der riet ihr, einen Gesprächskreis zu gründen. Mit dem Tod ist Ramona Hewer-Wachs schon oft konfrontiert worden. Zwei Mal verlor sie ihren Ehemann und vor 15 Jahren ihr Kind. Manchen Freund sah sie sterben und sie hat erlebt, dass die Trauer und das Sterben aus unserer Gesellschaft ausgeklammert werden. „Ich weiß, wie das ist, wenn man sich nicht mitteilen kann“, erinnert sie sich, „denn die Leute wollen von der Trauer nichts wissen. Manche gehen schnell an dir vorbei und grüßen dich nicht mehr.“

Reden hilft – davon ist sie überzeugt. Mit Gleichgesinnten sei es einfacher zu sprechen. „Trauer hat keine Zeit, sie kommt einfach“, sagt sie. Und so besuchen den Gesprächskreis Menschen, die gerade einen Angehörigen verloren haben genauso wie Leute, die den Tod eines Familienmitgliedes oder Freundes schon vor einigen Jahren miterleben mussten.

Nach und nach werden die seelischen Belastungen deutlich, die der Tod eines geliebten Menschen hinterlässt. Wenn der Partner geht, dann bleibt auf einmal eine schreckliche Lücke. „Da verändert sich alles“, sagt die Leiterin, „man ist plötzlich alleine. Das ist als ob man mitgestorben wäre. Man kann nicht mehr reden, nicht mehr streiten, nicht mehr gemeinsam essen.“

Ramona Hewer-Wachs fühlt mit den Menschen, die in die Trauergruppe kommen. Doch die Schicksale, von denen einige wirklich schrecklich sind, lässt sie nicht zu sehr an sich heran: „Was hier im Kapellenraum besprochen wird, bleibt auch hier.“

Wer zur Gruppe kommt, hat die Möglichkeit in einem geschützen Rahmen über seine Trauer zu reden. Gezwungen, etwas zu sagen, wird niemand. Manchmal kommen drei Menschen zum Gesprächskreis, manchmal zehn. Einige besuchen die Gruppe mehrmals, andere wiederum nur ein Mal.

Ramona Hewer-Wachs fördert den Austausch der Teilnehmer untereinander: „Ich halte mich zurück, mache keinen Vortrag, sondern gebe nur Stichworte. Die Leute befruchten sich gegenseitig mit ihrer Erfahrung.“ Deshalb sei es auch wichtig, über die Trauer gemeinsam zu sprechen, so Hewer-Wachs.

In der Gruppe treffen sich Gleichbetroffene, können von dem oder der Verstorbenen erzählen und ihren Gefühlen Raum geben. Sie können erfahren, dass ihr Zustand akzeptiert werden kann, dass sie alles aussprechen können, was sie bewegt. Gerade die gegenseitige Zuwendung ermutigt und schafft Raum für neue Lebensperspektiven.

Der nächste Gesprächskreis für Trauernde findet am Dienstag, 8. September, um 16 Uhr im Kapellenraum der Karlskirche statt. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

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