Gabi Maue Mit Geduld und Übung zum Clubsieger

Zweibrücken · Auch Hundeausbildung ist in Zeiten von Kontaktbeschränkung ein schwieriges Thema. Um so erstaunter und erfreuter war die Zweibrückerin Gabi Maue, als ihr einjähriger Pyrenäen-Hütehund Anuk gleich bei seiner ersten Zuchtschau siegte.

 Gabi Maue freut sich über den unerwarteten Club-Sieg ihres Berger-Rüden Anuk.

Gabi Maue freut sich über den unerwarteten Club-Sieg ihres Berger-Rüden Anuk.

Foto: Cordula von Waldow

Dass Anuk vom Wandersmann einer fremden Person – wie der Autorin – freundlich den Zutritt zu seinem Garten gestattet, erstaunte seine Halterin Gabi Maue. Denn der pfiffige, jetzt ein Jahr alte Berger des Pyrénées verteidigt nicht nur sein Revier, sondern ist als Hütehund in den französischen Pyrenäen seit Anbeginn darauf gezüchtet, seine Herde und ihren Schäfer in der Einsamkeit zu schützen, indem er jegliche Zudringlinge mit vier oder zwei Beinen bereits von weitem bellend vermeldet.

Im Juni absolvierte er seine erste Zuchtschau, die Jugendklasse des Zuchtvereins CBP (Club Berger des Pyrénées) im Kloster Wöltingerode bei Goslar. Dass er sie so souverän gewinnen konnte, hätte seine Ausbilderin nicht unbedingt erwartet. „Anuk zeigt fremden Personen, die ihn anfassen wollen, von klein auf mit seinen Zähnen, dass er das nicht will.“ Nicht die günstigste Voraussetzung für einen Hund, der sich per Zollstock vermessen und seine Zähne kontrollieren lassen soll. Also hieß es „üben“.

Ein in Corona-Zeiten mit ihren Kontaktbeschränkungen ebenfalls herausforderndes Unterfangen, das Gabi Maue jedoch in den Alltag einbaute, etwa auf dem Hundeplatz oder, als das wieder möglich war, im Seniorenheim. Zum Glück liebte Anuk die 93-jährige Mutter von Gabi Maue sofort und war Liebling im Seniorenheim – für die Senorin und einige der Pflegerinnen, während er bei anderen gerne seine Beschützer-Rolle gespielt hätte.

Doch bei der Zuchtschau verhielt sich der hübsche Rüde mit dem strubbeligen Fell und den kess blinzelnden Augen einfach vorbildlich. „Wir hatten mit Gabi und Heinz Kagel ein absolut lobenswertes Vermessungsteam, das mit viel Ruhe, Geduld und Achtsamkeit mit den jungen Hunden umgegangen ist“, lobt die seit Jahrzehnten erfahrene Hundeausbilderin.

Bei der ersten Vorführung allerdings hing der junge Mann mehr in ihren Beinkleidern und lief auf den Hinterbeinen, um seine Anspannung abzubauen. Doch die Zuchtzulassung wurde erfolgreich bestanden. Gabi Maue berichtet weiter: „Umso erstaunter war ich, dass Anuk letztendlich total überraschend vorbildlich vor dem Richter, Professor Friedrich, lief und als V1 und als Clubjugendsieger anerkannt wurde.“ Sein Wurfbruder Aiko erhielt das V2.

Während des Gesprächs tobt Anuk durch den großzügigen Garten. „Bitte, lass das“, reicht, sofern draußen nicht gerade ein vermeintlicher Feind herumläuft. Dann imponiert der junge Berger-Rüde mit dem für die Hunderasse so typischen, federleicht schwingenden, raumgreifenden Trab, der ihn ermüdungsfrei und rasant Strecken zurücklegen lässt.

Seit 1995 hält Gabi Maue immer wieder Pyrenäen-Hütehunde. Als ganz junge Frau hatte sie einen ähnlich aussehenden Mischling und verliebte sich später regelrecht in diese agilen und temperamentvollen Hunde, die „unheimlich an ihren Menschen gebunden sind“. Eine Aufgabe der Hütehunde war es, Bär, Wolf, Geier oder Diebe zu melden, falls diese die Schafherde angriffen – und sich ihnen notfalls auch zu stellen. „Sie sind keine Anfängerhunde und sollten auf keinen Fall eine Schutzhundausbildung machen“, findet Gabi Maue, in Hundeausbildung erfahrene Tellington-Practicionerin.

Dogdancing, Agility oder Man-Trailing hingegen forderten diese Hunderasse. Gabi Maue berichtet über deren Schicksal: „Sie wurden im Krieg in den Schützengräben der Soldaten eingesetzt und meldeten, wenn sich der Feind näherte.“ Dennoch seien sie als Familienhunde gut geeignet, da sie sich dem Rhythmus ihrer „Herde“ in einem Wechsel aus Aktion und Ruhe gut anpassen können. „Bergers sind sehr selbstständig agierende Hunde, deren Training nicht immer einfach ist. Druck vertragen sie überhaupt nicht, oft ist Geduld angesagt“, charakterisiert Gabi Maue. Verweigerten sie eine Kooperation, wie Anuk nach seinem ersten Durchlauf durch ein Hundelabyrinth, heiße es erst einmal „Übung einstellen“. Als Gabi Maue den Irrgarten Monate später für einen Klienten-Hund im Garten erneut errichtete, durchlief ihn der Berger-Rüde, als habe er niemals etwas anderes gemacht.

Da alle ihre Vortrags- und Ausbildungs-Termine bei der VHS-Zweibrücken storniert wurden, wechselte die gefragte Zweibrücker Hundeausbilderin für Einzeltermine in den heimischen Garten.

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