Zweibrücker Stadtrat Patrick Lang wechselt von FWG in Grünen-Fraktion
Zweibrücken · Der Meteorologe begründet seinen Übertritt mit gewachsener Bedeutung „nachhaltiger Klimapolitik“. FWG-Fraktionschef Dettweiler ist „enttäuscht“.
In dem im Mai 2019 gewählten Zweibrücker Stadtrat gibt es den zweiten politischen Seitenwechsel: Patrick Lang hat die FWG-Fraktion (Freie Wählergruppe) verlassen und wechselt in die Grünen-Fraktion. Diese Merkur-Information bestätigten alle Beteiligten am Sonntag auf Merkur-Anfrage.
Lang wurde zwar erst im Mai 2019 in den Stadtrat gewählt, hat sich aber schnell zu einem der öffentlich profiliertesten Ratsmitglieder entwickelt: durch Beiträge im Rat, aber auch durch intensive Darstellung seine politischen Vorstellungen auf Facebook. Der ausgebildete Meteorologe engagiert sich dabei besonders für den Klimaschutz und für soziale Themen. Lang ist das mit Abstand jüngste FWG-Fraktionsmitglied und galt in der FWG als „Mann der Zukunft“, zumal er bei der Wahl 2019 dank vieler Personenstimmen von Listenplatz 4 aus zwei Plätze nach oben rutschte.
Der 45-Jährige bestätigte am Sonntagnachmittag auf Merkur-Anfrage: „Zum 1.8.2021 werde ich die Fraktion der FWG verlassen.“ Zu den Gründen mailte Lang: „Der Austritt aus der FWG fällt mir und meiner Frau nicht leicht, jedoch ist es die logische Konsequenz einer längeren Entwicklung. Die Prioritäten in unserem Leben haben sich seit Längerem immer stärker an die politischen Ziele der Grünen angenähert. Für mich als Wetterfrosch liegt eine gute und nachhaltige Klimapolitik nahe. Wir bedauern diesen jetzigen Schritt, so habe ich der FWG meinen kommunalpolitischen Start zu verdanken und ich wünsche ihnen weiterhin alles Gute.“
Auf die Nachfrage, ob es auch persönliche Unstimmigkeitgen gab, ergänzte Lang: „Unser Austritt aus der FWG hat ausschließlich die erwähnten inhaltlichen Gründe.“
Lang mailte weiter: „Dem Wahlauftrag der Wähler*innen, welchen ich mein Stadtratmandat zu verdanken habe, fühle ich mich auch weiterhin verpflichtet. Ich freue mich auf die neue Herausforderung und bedanke mich beim Bündnis 90/Die Grünen für das uns entgegen gebrachte Vertrauen.“ Er habe die Stadtverwaltung am Sonntag schriftlich über seinen Fraktionswechsel informiert.
Lang war bislang auch Schriftführer im FWG-Vereinsvorstand – den Austritt aus dem FWG-Verein erkläre er zum 31. Juli. Der beim Deutschen Wetterdienst ausgebildete Meteorologe war 25 Jahre im Bereich Wetterbeobachtung tätig und betreibt zusammen mit seiner Frau Diana Lang neuerdings den Kiosk im Freibad Bruchmühlbach-Miesau (zuvor im Freibad Zweibrücken).
FWG-Fraktionschef Kurt Dettweiler sagte am Sonntagmittag auf Merkur-Anfrage, er sei „enttäuscht“ über den Übertritt, „wir haben das hier ja zusammen aufgebaut“. Lang habe ihn und den FWG-Vereinsvorsitzenden Werner Sebald am Freitag über seinen Schritt informiert. Gab es schon vorher interne Probleme zwischen Lang und der FWG? Dettweiler: „Es gab keinen Streit.“ Wahrscheinlich fühle sich Lang angesichts seines Einsatzes für „grüne Themen“ bei den Grünen besser aufgehoben, da dies ja nicht Schwerpunkt der FWG sei, vermutet Dettweiler. Es sei Prinzip der FWG, dass dort Platz für unterschiedliche Positionen ist und es keinen Fraktionszwang gibt, hätte Dettweiler Lang gerne in den eigenen Reihen behalten – spekuliert aber, Lang könne frustriert gewesen sein, weil er in der FWG-Fraktion „nicht immer durchkommt mit seinen Positionen“.
Ärgerlich ist für Dettweiler auch, dass die von vier auf drei Sitze geschrumpfte FWG-Fraktion infolge des Wechsel wohl auch Ausschuss-Sitze verlieren werde. So befürchtet Dettweiler, dass die FWG im Hauptausschuss sowie im Bau- und Umweltausschuss künftig nur noch mit einem statt zwei Mitgliedern vertreten sein kann. Eine Aufforderung an Lang, sein Ratsmandat niederzulegen, gab es nicht, so Dettweiler auf Nachfrage: „Da haben wir nicht mal dran gedacht.“ Dettweiler vermutete, dass Lang auch den FWG-Verein verlassen wird: „Ich möchte ihn da auch nicht mehr haben.“ Dettweiler betonte aber auch, obwohl Langs Übertritt „weh tut“, wünsche ihm „kein Mensch bei uns was Schlechtes“.
Grünen-Fraktionschef Norbert Pohlmann berichtete auf Merkur-Anfrage, Lang sei „mit dem Wunsch an uns herangetreten, unsere Fraktion zu vergrößern“. Nach einem Gespräch mit Lang habe die Fraktion dem zugestimmt. Dass Lang „grundsätzlich zu grünen Inhalten passt“, habe man auch schon an einigen Anträgen und Beiträgen von ihm im Stadtrat bemerkt: „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass eine Zusammenarbeit ertragreich sein kann.“ Lang habe auch den Wunsch geäußert, Grünen-Mitglied zu werden, aber den Aufnahmeantrag noch nicht gestellt. Auch hierfür zeigte sich Polmann offen.
Pohlmann bestätigte eine Merkur-Information, wonach die Frage der Parteimitgliedschaft auch eine Rolle dafür spielt, ob der Stadtrat die Sitzverteilung in den Ausschüssen neu bestimmen muss. Denn in der rheinland-pfälzischen Gemeindeordnung ist in Paragraph 45 (3) nicht von „Fraktionen“ die Rede: „Ändert sich das Stärkeverhältnis der im Gemeinderat vertretenen politischen Gruppen, so sind die Ausschussmitglieder gemäß Absatz 1 neu zu wählen, wenn sich auf Grund des neuen Stärkeverhältnisses eine andere Verteilung der Ausschusssitze ergeben würde.“ Allerdings habe es auch schon Fälle gegeben, in denen der Rat die Sitze nicht neu verteilt habe, ist dies für Pohlmann derzeit kein Thema: „Da haben wir überhaupt noch nicht drüber gesprochen.“
Der andere Fraktionswechsel in dieser Wahlperiode im Zweibrücker Stadtrat war 2019/20: Im Oktober hatte die SPD-Fraktion Dirk Schneider ausgeschlossen, im März gründete er eine neue Fraktion mit dem bis dahin fraktionslosen Atilla Eren (dessen Wählergruppe Bernhard Schneider sowie Die Linke hatten bei der Wahl nur ein Mandat und damit nicht Fraktionsstärke erreicht).
Der Zweibrücker Stadtrat ist von stark wechselnden Mehrheitsverhältnissen geprägt, und auch innerhalb der Fraktionen gib es nicht selten abweichendes Stimmverhalten – sodass der Wechsel Langs Mehrheiten nach Einschätzung des Merkur-Reporters künftig wohl nur in Einzelfällen verändern dürfte.
Die neue Sitzverteilung im Stadtrat (insgesamt 40 Sitze): CDU 11 Sitze, SPD 10, Die Grünen 6 (bisher 5), AfD 4, FWG 3 (bisher 4), FDP 2, Die Partei – Die Linke 2, Bürgernah 2 Sitze.