Baumschnitt in Zweibrücker Flaniermeile Bei Allee-Pflege 52 Saatkrähen-Horste entfernt

Zweibrücken · Es bleiben aber noch weit über 1000 Nester in Zweibrücken. Trotz des strengen Schutzes wäre etwas mehr Vergrämung möglich.

 Beim unabdingbaren Baumschnitt in der Schwarzbach-Allee zwischen Ende Januar (Bild) und jetzt purzelte auch das eine oder andere Saatkrähen-Nest zu Boden.

Beim unabdingbaren Baumschnitt in der Schwarzbach-Allee zwischen Ende Januar (Bild) und jetzt purzelte auch das eine oder andere Saatkrähen-Nest zu Boden.

Foto: Mathias Schneck

In den Platanen an der Zweibrücker Allee war in den vergangenen Wochen jede Menge los: Sowohl reger Krähen-Flugverkehr als auch in den Kronen arbeitende Baumpfleger waren zu beobachten. Der UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken) hat dazu mehrere Merkur-Anfragen beantwortet.

Zunächst zu den vielen Saatkrähen. Ist das normal Anfang Februar – oder haben die Krähen, womöglich infolge des Klimawandels, bereits mit Brutvorbereitungen begonnen? Heiko Wunderberg, beim UBZ für Naturschutz zuständig, mailt: „In Abhängigkeit von der Witterung fangen die Krähen, soweit nicht schon erfolgt, im Januar/Februar mit der Paarbildung, im Anschluss erfolgt der Nestbau. Auch der Brutbeginn ist abhängig von der Witterung, der Schwerpunkt der Brut liegt durchaus im März.“

Wie entwickelt sich die Zweibrücker Saatkrähen-Population? Wunderberg: „Eine genaue Brutvogel-Erfassung ist nicht möglich. Es erfolgt eine jährliche Erfassung der Horste zur Brutzeit. Diese Zahlen sind in den letzten vier Jahren relativ konstant bei circa 1150 Horsten, wobei hier durchaus ein auch ein geringer Fehlbestand (vorhandene, aber nicht besetzte Horste) zu berücksichtigen ist.“ 1150 – eine beeindruckende Zahl dafür, dass die Saatkrähen unter strengem Naturschutz stehen, weil sie als vom Aussterben bedroht gelten. Schon 2008, als es 242 Nester gab, schrieb der Merkur: „Zweibrücken mausert sich zur Stadt der Rosen, Rosse – und Saatkrähen.“

1150 Horste, entsprechend ein Vielfaches an Saatkrähen – da dürfte verkraftbar sein, dass bei den Baumschnitt-Arbeiten einige Horste heruntergefallen sind, wie ein Redakteur bemerkte. Auf die Frage, ob es sich um die Routine-Schnittarbeiten handelte (die aus Sicherheitsgründen erforderlich sind, um zu verhindern, dass die Äste zu hoch wachsen, abbrechen und Menschen erschlagen, wie 2001 ein Gutachten eindringlich mahnte) oder es diesmal einen besonderen Anlass gab, antwortet der UBZ: „Seit vielen Jahren wiederholt sich der Rückschnitt der Platanen in der Allee. Jeweils ein Viertel der Bäume werden in der Winterzeit zurückgeschnitten. Es werden allgemeine Pflege- und Rückschnittarbeiten durchgeführt, wobei wir Totholz entfernen, und Wildtriebe zurückschneiden.“

Dabei mussten auch Krähen-Nester entfernt werden: „Dieses Jahr waren es 52 Stück. Die Entfernung der Nester beantragen wir zuvor, wie jedes Jahr, bei der SGD in Neustadt.“

Beim UBZ sitzt die Untere Naturschutzbhörde, bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd die Obere Naturschutzbehörde. SGD-Präsident Hannes Kopf war Anfang Februar beim Merkur-Redaktionsgespräch (wir berichteten). Die Gelegenheit haben wir natürlich genutzt, um auch nach den Saatkrähen zu fragen. Die nämlich  sorgen schon seit vielen Jahren für viel Ärger in Zweibrücken: Monatelang ist die Allee vor allem in der Brutzeit für Fußgänger, Jogger und Radelnde nur sehr eingeschränkt nutzbar, weil tausende Vögel Kot und Nestmaterial herunterfallen lassen. Sogar die Bänke werden deshalb verhüllt, der aggressive Kot würde sie sonst zerstören. Auch den Stadtrat beschäftigte das Thema mehrfach, zumal die kilometerlange Allee im Herzen der Stadt ein Alleinstellungsmerkmal und sehr wichtig für die Wohn- und Lebensqualität in Zweibrücken ist. Doch unter Verweis auf den strengen Schutz für die Saatkrähen hieß es immer wieder: Die Vögel dürfen nicht vertrieben werden.

SGD-Präsident Kopf kennt sich schon lange gut aus mit dem Thema, früher war er bei der SGD Referent für Naturschutz. Er bestätigt zwar zunächst, dass infolge des europäischen Artenschutzrechts es keine Möglichkeiten gibt, die Saatkrähen aus der Allee komplett zu vergrämen oder gar zu bejagen.

Allerdings würde Kopf sich eine größere Flexibilität wünschen je nach geografischen Gegebenheiten – denn angesichts der stabilen riesigen Population in Zweibrücken gebe es dort wohl kaum einer Aussterbe-Gefahr.

Das jedoch sind eher theoretische Erwägungen. Praktisch dürfe man laut der Rechtssprechung Saatkrähen nur in Ausnahmefällen vergrämen, „wenn Spielplätze, Kitas, Krankenhäuser oder Altenheime“ erheblich beeinträchtigt seien. Kopf: „Störende Lautäußerungen reichen dabei nicht aus – es muss hygienische Bedenken geben.“

Moment mal: Direkt an der Allee gibt es doch eine Kita, die Kindertagesstätte Heilig Kreuz, die natürlich auch einen Spielplatz hat! In solchen Fällen sei möglich, „Bäume so zu beschneiden, dass keine Nester mehr darauf gebaut werden können – die Stadt könnte das beantragen, antwortet Kopf. Allerdings warnt der SGD-Präsident vor übertriebenen Hoffnungen: Eine solche Maßnahme könne nicht die ganze Allee betreffen, sondern nur den konkreten kleinen Bereich. Also: Wenn Vogelkot im Spielplatz-Sand landet, dürften die Nester auf den Bäumen in der Nähe entfernt werden, weiter entfernte Horste jedoch nicht.

Hat Zweibrücken schon versucht, für das Kita-Umfeld eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, um dort die Krähen zu vergrämen? Kopf ließ diese Merkur-Frage prüfen. Die SGD Süd mailte danach: „Aktuell liegt hier für die Kita Heilig Kreuz keine Anfrage und kein Antrag vor.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort