UBZ sieht Vorstoß von Lang (FWG) kritisch Der Wunsch nach einer „Allee für alle“

Zweibrücken · Patrick Lang (FWG) hadert mit dem Kot-Bombardement in der Allee durch die Saatkrähen. Doch sein Vorstoß für ein Miteinander von Mensch und Tier ist für den UBZ so nicht umsetzbar.

 Grüne Lunge der Stadt: die Schwarzbach-Allee. Die Saatkrähen-Population dort sorgt allerdings Jahr für Jahr für Diskussionen. So auch jetzt wieder.

Grüne Lunge der Stadt: die Schwarzbach-Allee. Die Saatkrähen-Population dort sorgt allerdings Jahr für Jahr für Diskussionen. So auch jetzt wieder.

Foto: Mathias Schneck

Es ist jedes Jahr dasselbe. Ab Februar, spätestens März beginnen die Saatkrähen in der Allee in Zweibrücken mit der Aufzucht ihrer Brut. Dann herrscht bis in den Sommer hinein enormes Gekrächze – was ja noch ginge.

Aber zugleich fällt auch über Wochen und Monate massiv Kot herunter. Auf den Boden, auf Kleider oder gar Köpfe, wie diese Woche etwa bei einer älteren Dame. Die Seniorin war geschockt, als ihr ein großer Placken ins Haar plumpste, andere Passanten halfen ihr bei einer groben Reinigung.

Jedes Jahr dieselben Reaktionen: Verärgerte Bürger, die der Saatkrähen überdrüssig sind. Und prompt die Gegenwehr von Tierschützern.

Die Saatkrähen krächzen am längeren Hebel. Sie stehen unter strengem Schutz. Ihnen darf laut Gesetz noch nicht einmal nachgestellt werden, geschweige denn, dass sie gejagt werden dürften. Kein Wunder also, dass die Population von Jahr zu Jahr wächst.

Patrick Lang, Stadtratsmitglied der FWG, macht nun einen Vorstoß, wie man die Lage zumindest ein wenig unter Kontrolle bringen könnte. Er tut es sensibel, wissend um die Emotionalität des Themas. Langs Vorschlag: eine „Allee für alle“.

Das Stadtratsmitglied will beiden Positionen gerecht werden: dem Tierschutz und dem Menschenschutz. Gerade in Zeiten von Corona bleibe den Menschen nicht viel mehr als ein Spaziergang an der frischen Luft. Dieser sollte im Anschluss nicht als beschissenes Erlebnis verbucht werden müssen.

Lang hält nüchtern fest: „Eine reguläre Nutzung der Allee als Naherholungsbereich und Verbindung zwischen Innenstadt und Rosenweg ist innerhalb der Brutzeit faktisch nicht möglich.“

Nun haben die Passanten zusätzlich ein Nachsehen, macht Lang aufmerksam: Der UBZ habe die Sitzbänke in der Allee mit Warnhinweisen versehen: Diese seien ständig verschmutzt, man könne die Bänke nicht mehrmals täglich reinigen, sie seien nun „bis zum Ende der Brutzeit“ abgedeckt.

Lang sieht dringenden Handlungsbedarf, daher sein Vorschlag einer „Allee für alle“. Und der sieht wie folgt aus: „Unsere Bäume könnte man, so das Ergebnis eines Baumfachmannes, je nach Höhe des Baumes, um 5 bis 7 Meter kürzen. Man würde somit den Saatkrähen die Möglichkeit nehmen, sich in den Astgabelungen Nester zu bauen, und der Platane würde diese Maßnahme überhaupt nicht schaden. Wir wollen den Saatkrähen selbstverständlich nicht schaden! Es soll nur ein Zustand des dauerhaften Miteinanders geschaffen werden. (...) Ein gemeinsames akzeptables Miteinander zwischen Tier und Mensch kann man erreichen, indem man auf einer der beiden Seiten der Allee die Platanen um die erwähnten 5 bis 7 Meter kürzt, und sie auf der anderen Seite, ungekürzt stehen lässt. So könnten die Saatkrähen in den ungekürzten Platanen ihre Nester bauen, und auf der anderen Seite, auf welcher die Platanen gekürzt wurden, könnte man spazieren gehen ohne herabfallende Äste und Vogelkot befürchten zu müssen.“

Der Stadtrat ist überzeugt: „Allen wäre mit dieser leicht umsetzbaren Lösung geholfen.“ Lang sagt, er habe Kontakt mit Vanessa Carstens von der Wildvogelhilfe Zweibrücken aufgenommen. Diese begrüße seinen Vorschlag „ausdrücklich, und erachtet so ein konfliktarmes Miteinander zwischen Menschen und den Vögeln als möglich“, so Lang.

Auf Merkur-Anfrage bestätigt der UBZ, dass Bänke in der Allee abgedeckt worden sind. „Hierbei handelt es sich um ca. 20 Bänke unter den Hauptnistplätzen. Die Bänke bleiben bis zum Abschluss der Nestlingsphase Anfang bis Mitte Juni abgedeckt. Sobald die Jungvögel das Nest verlassen können, gehen sie mit ihren Eltern auf Nahrungssuche und koten dann auch nicht mehr aus dem Nest in die Allee, sondern auf die Wiesen und Wälder“, erklärt der Umweltbetrieb, dessen Baumpflege-Kolonne die Platanen versorgt.

Den Vorstoß Langs sieht der UBZ kritisch. „Ein Kronenrückschnitt bei den Platanen um 5 bis 7 Meter wäre ein erheblicher Eingriff in die Baumsubstanz und schwächte diese.“

In der Allee könne man die Bäume „nicht wie in Blieskastel am Paradeplatz oder in Saarbrücken am Staaden formen. Dazu greifen die Schnittmaßnahmen zu stark in die Nährstoffversorgung und damit Vitalität der Bäume ein.“ Zudem würde „das gesamte Erscheinungsbild der Allee nachhaltig verändern bzw. entstellt“. Der UBZ: „Die vierreihige Allee mit dem Schwarzbach in der Mitte stellt eine nahezu gleichförmige Einheit dar. Sie ist nicht zuletzt auch als „Schwarzbachkanal“ ein dem Denkmalschutzgesetz unterliegendes (...) Ensemble. Der Denkmalschutz würde hier kaum mitspielen.

 Drauf geschissen: Der UBZ sperrte jetzt rund 20 Bänke in der Allee mit dem Hinweis auf permanent herabfallenden Kot. Wie um dies zu bestätigen, sind bereits einige entsprechende Flecken auf dem Schriftstück.

Drauf geschissen: Der UBZ sperrte jetzt rund 20 Bänke in der Allee mit dem Hinweis auf permanent herabfallenden Kot. Wie um dies zu bestätigen, sind bereits einige entsprechende Flecken auf dem Schriftstück.

Foto: Mathias Schneck
 Laut Schätzungen des UBZ von 2020 hat die Zahl der Horste die 1000er-Marke überschritten.

Laut Schätzungen des UBZ von 2020 hat die Zahl der Horste die 1000er-Marke überschritten.

Foto: Mathias Schneck

Die Genehmigungsbehörde SGD Süd erlaube derzeit stets nur Pflegeschnitte bei einem der vier Abschnitte der Allee (Rosengartenstraße und Gestütsalle, geteilt durch die Saarlandstraße). Die SGD erteilte diese „Viertel-Pflege“, weil „genügend Ersatzbäume zur Verfügung stehen. Bei einer Reduzierung der potentiellen Horstbäume auf die Hälfte des derzeitigen Bestandes“ sei kaum anzunehmen, dass die Genehmigungsdirektion hier grünes Licht gebe.

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