Jahresrückblick 2020 (Teil 5): Zweibrücken-Land und Thaleischweiler-Wallhalben Ein Jahr voller Veränderungen

Vom Wechsel an den beiden Spitzenpositionen der Verbandsgemeinde Zweibrücken Land bis zu den Turbulenzen in Contwig: 2020 war im Zweibrücker Land sehr ereignisreich.

 Björn Bernhard (Mitte) wurde Ende Mai vom neuen Ersten Beigeordneten David Betz (links) als neuer Verbandsgemeindebürgermeister von Zweibrücken-Land vereidigt.

Björn Bernhard (Mitte) wurde Ende Mai vom neuen Ersten Beigeordneten David Betz (links) als neuer Verbandsgemeindebürgermeister von Zweibrücken-Land vereidigt.

Foto: Norbert Schwarz/nos

JANUAR:

In seiner letzten Neujahrsempfangsrede hob der scheidende Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker (SPD) die Bedeutung eines „respektvollen, gerechten Miteinanders“ hervor, „ohne Hass- und Hetzparolen“. Eine Mahnung, die sich 2020 leider nicht alle zu Herzen nahmen.

Die Ortsgemeinde Battweiler kündigte die fast 20-jähriger Patenschaft mit einer Kompanie der Niederauerbach-Kaserne – weil am Kerwemontagabend 2019 eine Schlägerei unter kräftiger Beteiligung von Soldaten blutig mit einem abgebissenen Stück Ohr-Haut geendet hatte. Der „Beißer“ war allerdings kein Soldat, und strafrechtlich blieb der Vorfall ohne Folgen. (Kuriosum am Rande: Die Merkur-Überschrift am Kerwemontagmorgen hatte „Feiern mit Herzblut“ gelautet.)

FEBRUAR:

1365 Unterschriften hatte die Bürgerinitiative zur vollen Nutzung des Rathauses in Wallhalben gesammelt, um einen Bürgerentscheid gegen den vom Verbandsgemeinderat Thaleischweiler-Wallhalben in Thaleischweiler-Fröschen beschlossenen Rathaus-Neubau für 7,85 Millionen Euro zu erzwingen. Das waren sogar 165 Unterschriften mehr, als für einen Bürgerentscheid erforderlich sind – doch auf Vorschlag von VG-Bürgermeister Thomas Peifer (CDU) ließ ihn der Verbandsgemeinderat nicht zu, da er aufgrund von Formfehlern unzulässig sei.

MÄRZ:

In einer Telefonkonferenz (wegen Coronaschutz) entscheiden die Spitzenpolitiker aus VG-Verwaltung und -Rat: Infolge der schimmelbedingten Schließung des Grundschulgebäudes in Contwig werden in einer Machbarkeitsstudie eine grundlegende Sanierung oder alternativ ein Anbau am Grundschulgebäude Stambach geprüft, bis dahin die Kinder in Containern hinter der Turnhalle unterrichtet.

APRIL:

Die Römerhaus GmbH möchte am Standort der einstigen Contwiger Kultkneipe „Zur Post“ ein Seniorenheim errichten. Der Ortsgemeinderat leitete dafür ein Bebauungsplanverfahren ein.

Ein fünfstündige Großbrand vernichtete das Haus einer jungen Familie in Rosenkopf. Es gibt aber dabei aber auch eine gute Nachricht: eine große Welle der Hilfsbereitschaft.

MAI:

Alles neu macht der Mai – an der Spitze der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land. Ende Mai wurden Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker (SPD) feierlich verabschiedet und sein Nachfolger Björn Bernhard (CDU) ernannt. Dieser Wechsel war schon seit dem Wahlduell 2019 bekannt. Unklar war: Würde danach die Ampelkoalition im VG-Rat halten, oder Grüne und FDP untreu werden? Wurden Sie nicht – womit Bernhard schon vor Amtsantritt ie erste Niederlage einsteckte. Er hatte zunächst vorgeschlagen, Thomas Hohn (FDP) solle Erster Beigeordneter bleiben – doch der lehnte ab, um den Koalitionsvertrag zu erfüllen, im Falle eines Bürgermeister-Machtwechsels einen Sozialdemokraten zum Ersten Beigeordneten zu wählen. Nachdem Hohn nicht zur Wahl antrat, gewann David Betz (SPD) gegen Klaus Martin Weber (CDU). Der (ab 1. Juni amtierende) neue VG-Bürgermeister Björn Bernhard kündigte in seiner Antrittsrede unter anderem eine Digitalisierung der Verwaltung an, ein besseres Gebäudemanagement und eine Modernisierung des Freibads in Contwig.

JUNI:

Dass ein Rat einen Haushalt ablehnt, passiert in unserer Region eher alle paar Jahrzehnte als alle paar Jahre. Der Wallhalber Rat hat es im Juni getan – beim Nachtragshaushalt 2020. Ob der Grund war, dass tatsächlich zu viele offene Fragen gab – oder nur um die Blockade der ein Jahr amtierenden neuen Ortsbürgermeisterin – darüber gab es unterschiedliche Mutmaßungen. um der seit einem Jahr. Fakt ist: Im August wurde der Nachtragshaushalt dann einstimmig (bei nur einer Enthaltung) verabschiedet.

Zum symbolischen Preis von einen Euro erwirbt die Stadt Hornbach die Kindertagesstätte von der Protestantischen Kirchengemeinde, die aber Kita-Träger bleibt, beschloss der Stadtrat.

Durfte Björn Bernhard im Verbandsgemeindebürgermeister-Wahlkampf Plakatwerbung in Feuerwehruniform und mit Feuerwehrauto machen? Zum Bedauern Bernhards, der diese Frage gerne geklärt gesehen hätte, sah das Verwaltungsgericht Neustadt hierzu keinen Entscheidungsbedarf in der Hauptsache, nachdem es kurz vor der Wahl Bernhards Eilantrag gegen das Plakatverbot durch die Wahlleitung abgewiesen hatte – Bernhards Stimmenvorsprung sei so deutlich gewesen, dass das Plakat nicht ausschlaggebend gewesen sein könne, es also keinen gerichtlichen Entscheidungsbedarf gebe.

JULI:

Wegen Herstellung von Betäubungsmitteln und dabei „fahrlässiger Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion“ verurteilt das Landgericht Zweibrücken zwei junge Männer zu zwei Jahren und vier Monaten Haft auf Bewährung sowie zwei Jahren und sieben Monaten Haft. Sie hatten Cannabis-Öl herstellen wollen. Die Angeklagten hätten „mehr Glück als Verstand gehabt“, dass bei der Explosion in der Contwiger Hauptstraße das Haus nicht eingestürzt sei und keine Menschen starben, befand das Gericht.

AUGUST:

Während die USA von einem Präsidenten regiert wurden, der Kritiker an ein trotziges Kind erinnert, zogen in den Regierungssitz von Contwig deutlich symphatischere Kinder ein: Weil sich der Neubau in der Maßweiler Straße wegen Schimmelbefalls verzögerte, wurde die Kita ins Contwiger Rathaus verlegt.

Ein 53-Jähriger wurde bei Mäharbeiten auf einem steilen Grundstück vor den Augen seiner Ehefrau unter seinem umgekippten Traktor eingeklemmt. Trotz über 50 Einsatzkräften konnte das Leben des Mannes nicht mehr gerettet werden.

SEPTEMBER:

Die Angelfreunde Contwig feiern nach mehr als 1000 Arbeitsstunden die Eröffnung ihres Neubaus. Corona-bedingt nur mit 50 geladenen Gästen – dabei dient die neue Halle doch dem Zweck, auch hunderte Gäste wie beim traditionellen Fischessen bewirten zu können.

OKTOBER:

Nach monatelangen heftigen Debatten bleibt es dabei: Kinder aus Groß- und Kleinsteinhausen besuchen auch künftig die Grundschule Bottenbach in der Verbandsgemeinde Pirmasens-Land. Zweibrücken-Land-Verbandsbürgermeister Björn Bernhard hatte sich vergeblich dafür eingesetzt, die Kinder in der eigenen VG in der Grundschule Hornbach zu unterrichten. Bernhard erzielte aber eine Teilerfolg: Die Kostenbeteiligung von Zweibrücken-Land für die Grundschule Bottenbach wird nun gedeckelt.

Die Sankt-Wendelinus-Kirche in Reifenberg wird nach einer 260 000 Euro teuren Sanierung wiedereröffnet. Das Ergebnis beeindruckt, auch durch die freigelegten und restaurierten Ölbilder über den beiden Seitenaltären.

NOVEMBER:

Aufatmen in Hornbach und Mauschbach sowie vielen umliegeden Orten: Nach fast neuneinhalb Monaten Vollsperrung mit langen Umleitungen wurde der Brückenneubau bei Mauschbach so gut wie abgeschlossen, der Verkehr auf der L 478 kann wieder rollen.

Dank viel Eigenleistung ist Großsteinhausen um zwei neue Attraktionen reicher (auch wenn wegen Corona die offiziellen Eröffnungen auf 2021 verschoben wurden): eine mannigfach nutzbare Grillhütte und ein Walderlebnispfad, unter anderem mit keltischem Baumhoroskop.

Am 19. November um 12.06 Uhr knallte es in Contwig. Nicht im politischen Sinn wie sonst einige Male im Jahr 2020 – sondern eine Weltkriegs-Granate wird gesprengt, weil ein Abtransport zu gefährlich gewesen wäre. Rund 800 Menschen mussten in einem 300-Meter-Radius evakuiert werden.

DEZEMBER:

Die Abstimmung des Bechhofer Rats über den neuen Kita-Standort endete mit einem Patt und muss 2021 wiederholt werden. Am Rande der Sitzung demonstrierten Jugendliche für den Erhalt der Rollsportbahn, der bei einem der Standorte möglicherweise in Gefahr geraten könnte. Fast 800 Unterschriften werden für den Erhalt gesammelt.

Aller schlechten Dinge sind drei: Nach Pestalozzi-Grundschule und Contwiger Kita-Neuba wird nun auch noch im Stambacher Kidnergarten Schimmel entdeckt.

Das ohnehin schon aufregende Jahr in Contwig endet mit einem Polit-Drama. Nach 46 Jahren in der Kommunalpolitik, davon elf als Bürgermeister, trat Karlheinz Bärmann trat Knall auf Fall drei Monate früher als geplant zurück, weil er Beleidigungen auf Facebook satt hatte. Ein Parteifreund und ein der CDU nahestehender Parteihelfer hatten Bärmann auf Facebook persönlich kräftig beleidigt, ohne dass die CDU-Spitzen dagegen irgendetwas unternahmen, selbst als Bärmann darum bat. Nach dem Rücktritt Bärmanns war die SPD einen Tag schneller mit eine seine Verdienste um Contwig würdigenden Pressemitteilung als die CDU. Gemeinsam hatten beide Mitteilungen, dass darin auch gegen die jeweils andere Partei ausgeteilt wurde. Um die Nachfolge Bärmanns bewerben sich Nadine Brinette (CDU) und David Betz (SPD), kommissarisch führt nun die Erste Beigeordnete Margit Ernst (CDU) die Amtsgeschäfte.

 Ende einer Ära: Contwigs Bürgermeister Karlheinz Bärmann trat zurück.

Ende einer Ära: Contwigs Bürgermeister Karlheinz Bärmann trat zurück.

Foto: Norbert Schwarz
 Erstrahlt in neuem Glanz: Die St.-Wendelinus-Kirche in Reifenberg wurde nach einer großen Sanierung wiedereröffnet.

Erstrahlt in neuem Glanz: Die St.-Wendelinus-Kirche in Reifenberg wurde nach einer großen Sanierung wiedereröffnet.

Foto: Norbert Schwarz
 Nicht nur Bürger, sondern auch Politiker wie Hornbachs Bürgermeister Reinhold Hohn (Mitte) haderten mit den Umleitungs-Problemen infolge der langen Vollsperrung der L 478 zum Ersatzneubau der Felsalb-Brücke vor Mauschbach.

Nicht nur Bürger, sondern auch Politiker wie Hornbachs Bürgermeister Reinhold Hohn (Mitte) haderten mit den Umleitungs-Problemen infolge der langen Vollsperrung der L 478 zum Ersatzneubau der Felsalb-Brücke vor Mauschbach.

Foto: Norbert Schwarz

Auf einige Neubaugebiete sind wir bereits in Teil 3 unserer heute endenden Jahresrückblick-Serie eingegangen.

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