Leichtathletik Ordentlicher Start für Raphael Holzdeppe

Zweibrücken/Karlsruhe/Düsseldorf · Der Stabhochspringer vom LAZ Zweibrücken hat bei seinen ersten beiden Wettkämpfen im Olympia-Jahr anständige Leistungen gezeigt. Für das dickste Ausrufezeichen aus deutscher Sicht sorgte allerdings ein anderer Stabhochspringer.

 Raphael Holzdeppe hatte bei den Auftakt-Meetings in Karlsruhe und Düsseldorf keinen Grund sich zu grämen. Er übersprang nach der langen Pause immerhin die 5,62 Meter-Marke – das gelang nicht jedem Top-Athleten.

Raphael Holzdeppe hatte bei den Auftakt-Meetings in Karlsruhe und Düsseldorf keinen Grund sich zu grämen. Er übersprang nach der langen Pause immerhin die 5,62 Meter-Marke – das gelang nicht jedem Top-Athleten.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Nicht vollkommen zufrieden blickte Raphael Holzdeppe drein, nachdem er am Freitagabend zum letzten Mal auf der giftgrünen Matte in der Karlsruher Europahalle gelandet war. Bei 5,72 Metern war für den Stabhochspringer vom LAZ Zweibrücken bei seinem Auftakt ins Olympia-Jahr Endstation. Großen Grund zum Grämen gab es aber nicht. Beim Meeting der „World Indoor Tour“ hatte der 31-Jährige in seinem ersten Wettkampf seit vergangenem September immerhin 5,62 Meter übersprungen.

 Das war an jenem Abend in der Europahalle längst nicht jedem gelungen. Selbst Piotr Lisek nicht. Der Pole ist einer der wenigen Athleten auf der Welt, die in ihrer Laufbahn bereits die magische Sechs-Meter-Marke geknackt haben. Am Freitag war für ihn aber bei 5,62 Metern Endstation. Auch am Beispiel Valentin Lavillenie zeigte sich, wie kompliziert der Wiedereinstieg nach der langen Corona-bedingten Wettkampfpause bei einem technisch anspruchsvollen Sport wie Stabhochsprung sein kann. Für den Franzosen war ebenfalls bei 5,62 Metern Schluss. Sein Landsmann Ethan Cormont packte bereits nach den 5,32 Metern seine Stäbe ein. Und so konnte sich Holzdeppe mit ein wenig Abstand mit seiner Leistung dann doch noch anfreunden, sprach von einem „guten Resultat“. Da pflichtete auch der amtierende Weltmeister Sam Kendricks bei. „Ein guter Start. Ich bin stolz auf dich“, schrieb der US-Amerikaner bei Instagram.

Nicht die Spur von Startschwierigkeiten zeigte in Karlsruhe dagegen Renaud Lavillenie. Der ältere Bruder von Valentin gewann den Wettkampf mit der vorläufigen Weltjahresbestleistung von 5,95 Metern und pulverisierte damit sogar seinen eigenen Meeting-Rekord aus dem Jahr 2016 (5,91 Meter). Der 34 Jahre alte französische Altmeister siegte vor den Amerikanern Matt Ludwig (5,80 Meter) und Cole Walsh (5,72 m). Bester Deutscher wurde Torben Blech von Bayer Leverkusen, der ebenfalls über 5,72 Meter flog, auf Rang vier. Der Landauer Oleg Zernikel übersprang wie Holzdeppe 5,62 Meter.

 Für den LAZ-Athleten stand bei seinem Auftakt aber nicht allein die sportliche Leistung im Vordergrund. Sondern überhaupt wieder im Rahmen eines Wettkampfes zum Stab greifen zu dürfen. „Ich weiß es zu schätzen, dass es solche Veranstaltungen bei all den Einschränkungen, die derzeit in Deutschland herrschen, überhaupt gibt. Es ist ein Privileg, hier springen zu dürfen, während Geschäfte geschossen haben müssen“, schrieb der Weltmeister von 2013 bei Instagram. Der Wettkampf in Karlsruhe fand erstmals in seiner 36 Jahre alten Geschichte ohne Zuschauer statt.

 Eine lange Verschnaufpause bekam Holzdeppe nach seinem ersten Auftritt unter dem Hallendach seit zwei Jahren nicht. Schon am Sonntag trat er bei der Premiere des Istaf (Internationales Stadionfest) Indoor in Düsseldorf erneut an – musste sich im Rheinland aber mit zehn Zentimetern weniger zufrieden geben als in Baden-Württemberg. Allerdings sprang Holzdeppe im ISS Dome, in dem ebenfalls keine Zuschauer zugelassen waren, auch mit einem Handycap: Als er seinen Stab im ersten Versuch über 5,52 Metern im Einstichkasten aufsetzte, rutsche ihm das Sportgerät ab und schnellte mit hoher Geschwindigkeit durch seine Innenhandflächen. Eine schmerzhafte Angelegenheit. Holzdeppe überwand die Höhe zwar noch im zweiten Versuch - blickte im Anschluss aber immer wieder gequält auf seine Hände und schüttelte diese aus. Die 5,72 Meter konnte der LAZ-Athlet wie schon in Karlsruhe nicht überwinden. Die 5,62 Meter hatte er ausgelassen. Das bedeutete am Ende Rang sieben vor dem Belgier Ben Broeders (5,37 m). Holzdeppe landete hinter Lisek (5,62 m), dem deutschen Meister Bo Kanda Lita Baehre (5,72m) und dem Niederländer Menno Vloon (5,81m).

Für eine Riesenüberraschung sorgte Torben Blech. Der 25-Jährige, der erst in Karlsruhe seine persönliche Hallenbestleistung auf 5,72 Meter erhöht hatte, übersprang in Düsseldorf 5,86 Meter und landete auf Platz zwei. Damit ließ Blech sogar den amtierenden Weltmeister Sam Kendricks (5,81 m) hinter sich. Der Leverkusener musste sich nur Überflieger Armand Duplantis geschlagen geben.

Der Schwede übersprang 6.01 Meter und knackte damit nur zwei Tage später Lavillenies Weltjahresbestleistung aus Karlsruhe um sechs Zentimeter. In Anschluss versuchte sich Duplantis sogar noch an seinem eigenen Weltrekord (6,18 Meter), brach den Versuch nach seinem ersten gescheiterten Versuch über 6,19 Meter aber ab.

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