Handball-Oberliga Eine so lange Pause kennt Keine aus dem Team

Zweibrücken · Die Oberliga-Frauen des SV64 Zweibrücken hatten seit Anfang Oktober keinen Ball in der Hand. Trainer Rüdiger Lydorf hält die lange Unterbrechung für problematisch.

 Lucie Krein von den Frauen des SV 64 Zweibrücken (hier 2019 im Spiel gegen die Südpfalz Tiger) war in dieser Saison richtig gut drauf. Im Spiel gegen die SF Köllerbach erzielte sie neun Treffer.

Lucie Krein von den Frauen des SV 64 Zweibrücken (hier 2019 im Spiel gegen die Südpfalz Tiger) war in dieser Saison richtig gut drauf. Im Spiel gegen die SF Köllerbach erzielte sie neun Treffer.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Am ersten Märzwochenende soll die Saison in der Handball-Oberliga der Damen in Rheinland-Pfalz und im Saarland weitergehen. So ist zumindest der aktuelle Stand. Doch glauben die Vereine nach dem neuerlich verschärften Lockdown überhaupt daran? Rüdiger Lydorf, Trainer der Frauen des SV 64 Zweibrücken, jedenfalls nicht.

„Der Termin wird glaube ich nicht haltbar sein. Den Re-Start dann noch weiter nach hinten zu verschieben, wird aber auch nicht funktionieren“, sagt der Handballübungsleiter. Als Grund nennt er die zu lange Pause. Beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 konnten die Zweibrücker Löwinnen nach knapp drei Monaten Pause wieder trainieren. Außerdem sei es nicht so schlimm gewesen, weil man wusste, dass die Saison danach zu Ende war und man sich in Ruhe auf die neue Runde vorbereiten konnte. Aktuell pausieren die Amateursportler schon mehr als drei Monate (das letzte Spiel war am 11. Oktober) und ein Ende ist aufgrund der aktuellen Infektionslage so schnell nicht in Sicht.

„Wann hat man als Handballer oder Handballerin, wenn man nicht länger verletzt war, schon mal eine so lange Pause gehabt?“, fragt Lydorf. Aus seinem Team kenne das fast keine Spielerin. Eine ganze Mannschaft nach einer monatelangen Pause wieder in die Abläufe zu bekommen, werde eine riesengroße Herausforderung, ist sich Lydorf sicher. „Von daher stelle ich das schon in Frage, ob es Sinn macht, die Saison nochmal weiterzuspielen.“

Der Verband hatte sich eigentlich auf einen zweiten Lockdown für den Amateursport vorbereitet. Vor der Saison teilte er die 14 Mannschaften starke Handball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar der Damen in zwei Siebener-Staffeln. So hatten die Spielerinnen in dieser Saison ohnehin deutlich weniger Spiele zu absolvieren. „Das so zu machen war schon vernünftig. So hat der Verband zumindest die Chancen erhöht, die Saison fertig spielen zu können“, sagt Lydorf.

In die reduzierte Runde waren Lydorfs SV64-Damen furios gestartet. Einem klaren 27:21 Auftaktsieg zuhause über die die TG Waldsee folgte ein knapper 24:23 Auswärtserfolg bei den SF Köllertal. Zwei Spiele – zwei Siege. So hätte die Saison für die Löwinnen gerne weitergehen können. Statt einer dreiwöchigen Pause, wie im Spielplan vorgesehen, kam der Lockdown und eine Pause von drei Monaten plus X: Die hungrigen Löwinnen wurde jäh gestoppt.

In der Zeit seitdem hat sich die Mannschaft regelmäßig in Zoom-Meetings getroffen. Die fanden zu den normalen Trainingszeiten statt. Zweimal wöchentlich absolvierte das gesamte Team bis Weihnachten ein gemeinsames Online-Krafttraining. „Bisher waren alle voll bei der Sache“, resümiert Lydorf. Er glaubt jedoch, dass die Motivation seiner Spielerinnen irgendwann unter der Situation leiden werde. „Wenn der Start nochmal verschoben wird, glaube ich nicht, dass alle dann noch zweimal in der Woche Krafttraining machen und im Wald laufen gehen. Irgendwann will man einfach auch mal wieder auf etwas hin trainieren“, sagt der SV64-Trainer.

Eigentlich hatten sich die SV64-Damen vor der Saison die Playoffs zum Ziel gesetzt. Dazu müssten die Löwinnen in der Sieber-Staffel einen der ersten beiden Tabellenplätze erreichen. „An dieser Zielvorgabe wird sich auch nichts ändern“, sagt Lydorf. Doch wenn die Saison wider Erwarten fortgesetzt wird, sei der Schwung natürlich weg. Dann müsse man auch völlig neu gucken, wo man steht. „Da hilft es aber natürlich, dass wir die zwei Siege schon auf dem Konto haben“, erklärt der 35-Jährige, der die Zweibrückerinnen schon seit über sechs Jahren trainiert.

Lydorf glaubt, dass alle Mannschaften in der Liga bei einem möglichen Re-Start erhebliche Probleme bekommen werden. Besonders schwer werde es aber für junge Mannschaften wie den SV64. Gerade bei jungen Spielerinnen werde man merken, dass Technik und Taktiktraining über Monate ausgefallen ist. Da helfe es auch nicht wenn eine Mannschaft durch fleißiges Krafttraining athletisch gut drauf sei.

Der Übungsleiter macht sich daher auch große Sorge um die Jugendmannschaften. In Kürze werden viele Spielerinnen aus der A-Jugend aufrücken, denen ein Jahr taktische Ausbildung fehlt. Das sei schwer aufzuholen. „Die kommen dann in die ersten Mannschaften und funktionieren, oder sie werden nicht berücksichtigt“, glaubt der 35-Jährige, der allerdings auch nicht alles schwarz malen möchte.

 Trainer Rüdiger Lydorf macht sich Sorgen, dass seine Spielerinnen die Motivation verlieren könnten, sollte die Saison noch länger pausieren.

Trainer Rüdiger Lydorf macht sich Sorgen, dass seine Spielerinnen die Motivation verlieren könnten, sollte die Saison noch länger pausieren.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Für ihn und seine SV64-Frauen stand in der vergangenen Woche das erste Online-Treffen in 2021 an. Allein schon, damit sich alle wieder sehen, war das wichtig, sagt Lydorf. Krafttraining stehe weiterhin auf dem Programm, denn seinen Spielerinnen ist die Motivation zum Glück noch nicht ausgegangen.

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