Eishockey-Regionalliga Südwest Aufgeben? Das ist kein Zweibrücker Stil

Fehlende Einnahmen von rund 50 000 Euro wegen der strikten Zuschauerbegrenzung. Kein Eis in der Ice-Arena. Und Corona schwebt wie ein Damoklesschwert über der neuen Runde in der Eishockey-Regionalliga Südwest. Wie will der EHC Zweibrücken die Saison angesichts dieser Probleme meistern? Das erklärten die Verantwortlichen bei einem Fantreffen am Sonntag.

Eishockey: EHC Zweibrücken spricht mit Fans über herausfordernde Runde
Foto: maw/Martin Wittenmeier

Von Mirko Reuther

Sorge, Hoffnung, ein trotziges „Jetzt erst recht“: Die Stimmung unter den rund 30 Anhängern des Eishockey-Regionalligisten EHC Zweibrücken war gemischt. Sie waren am Sonntag in die Almhütte des Freizeitparks World of Fun gekommen, weil sie Fragen hatten. In direkter Nachbarschaft zur Ice-Arena – der Heimspielstätte ihrer Hornets – wollten sie vor allem eines wissen: Ob und wie der Verein die kommende Corona-Saison meistern kann. Denn aufgrund der stark eingeschränkten Zahl an erlaubten Zuschauern, die mit der aktuellen Corona-Verordnung in Rheinland-Pfalz einhergeht, entgehen dem Club Einnahmen von rund 50 000 Euro (wir berichteten).

Alle Fragen konnten der EH­CZ-Vorsitzende Steffen Hafner, Vorstandsmitglied Thorsten Rehfeld, Trainer Ralf Wolf und Kapitän Stephen Brüstle nicht beantworten. „Letztes Jahr war zu diesem Zeitpunkt schon alles geklärt, wir standen im Eistraining. Diesmal ist alles anders. Informationen sind knapp“, sagte Rehfeld zu Beginn des Treffens, zu dem der Fanclub Bad Company eingeladen hatte. „Ich bin aber froh, euch alle wiederzusehen. Dass wir wieder zusammen ein wenig ‚Eishalle schnuppern‘ können“, ergänzte der 49-Jährige.

Applaus unter den Zuhörern brandete auf, als Rehfeld vom Engagement der Mannschaft berichtete, die dem Verein im Hinblick auf die vertraglich vereinbarten Aufwandsentschädigungen „gigantisch entgegengekommen“ sei. Auf die Frage, ob denn noch Spieler auf der Kippe stünden, antwortete Rehfeld: „Ihr könnt zu 99 Prozent davon ausgehen, dass kein Spieler mehr den Verein verlässt.“ Zudem verkündete das Vorstandsmitglied noch Verstärkung in Form einer „Überraschung im Tor“, die „ein halber Neuzugang“ sei.

Deutlich getrübter wurde die Stimmung, als die Hornets-Verantwortlichen den groben Rahmen für den Preis der Dauerkarte der nächsten Saison bekanntgaben. 190 bis 200 Euro soll das Rundenticket kosten – in der vergangenen Spielzeit waren es 130. „Wir machen uns hier nicht die Taschen voll. Aufwandsentschädigungen, Hygienekonzept, Hallenmiete, Schiedsrichter, wir können nicht darunter ansetzen. Es wäre das einfachste der Welt gewesen, zu sagen, wir können die Auflagen nicht stemmen. Aber wir wollen Regionalliga vor Zuschauern spielen“, erklärte Hafner.

Die 250 verfügbaren Karten werden zudem personalisiert sein. Ist ein Anhänger bei einem Spiel verhindert, kann er das Ticket nicht einfach einem Freund oder Familienmitglied übertragen. Zwar können sich die Karteninhaber wünschen, in einem bestimmten Block untergebracht zu werden, ein Anrecht unter bekannten Gesichtern zu sitzen, haben sie aber nicht.

Die Reaktion der Fans fiel unterschiedlich aus. „Es gibt Leute, die schon letzte Saison gesagt haben: Wenn es teurer wird, lass ich es bleiben. Aber das hier ist schließlich eine Ausnahmesituation“, meinte ein Anhänger. Ein anderer sagte: „Happig ist das schon. Bei uns geht die ganze Familie die Hornets schauen. Das sind dann 600 Euro.“ Ob sich die Karten per Raten bezahlen lassen, wolle Rehfeld prüfen. Insgesamt äußerten die Anhänger aber Verständnis: „Das ist ein Haufen Geld, den wir investieren, aber wir investieren es in unseren Verein.“

Auch bei einem anderen Thema wurden die Sorgenfalten der Fans größer. Denn die Ice-Arena gereicht ihrem Namen derzeit zu keiner Ehre. Wann der Betreiber Eis in der Halle auflegen wird und die Mannschaft wieder in das Wettkampftraining einsteigen kann, ist noch nicht ganz klar. „Am 20. September“, sagte Rehfeld zwar – ergänzte aber: „Wenn alles gut geht.“ Damit blieben den Hornets selbst im besten Fall nicht einmal zwei Wochen vor dem Saisonauftakt am 2. Oktober. Der EHCZ wird mit einem Heimspiel starten. Der Gegner steht aber noch nicht fest.

Dennoch stecken die Hornets längst in der Saisonvorbereitung. Seit Mai trainieren die Zweibrücker unter Wolf zwei Mal in der Woche. Die auswärtigen Spieler sind sogar schon wieder auf dem Eis. Sie halten sich in Darmstadt und Pforzheim fit. Apropos auswärts: In der Fremde wird der reisefreudige Zweibrücker Anhang die Mannschaft in der neuen Saison nicht unterstützen können. Das wird – genauso wie Stehplätze – verboten sein. „Soll ich ein Lied anstimmen, damit hier nicht so eine Stimmung herrscht. Ist ja wie auf einer Beerdigung“, flachste ein Fan ob dieser schlechten Nachricht.

Für Auflockerung sorgte auch Ralf Wolf. „Ein einstelliger Tabellenplatz“, antwortete der Trainer trocken auf die Frage nach dem Saisonziel. Angesichts von nur neun Mannschaften, die in der Regionalliga Südwest an den Start gehen, kein unerreichbares Unterfangen. Doch dann wurde Wolf ernst. „Ich will Meister werden. Mit dieser Mannschaft sagt man nicht, ich will nur oben mitspielen. Daran werde ich gemessen, daran wird die Mannschaft gemessen.“ Wolf ergänzte: „Das spannende an der neuen Saison ist, dass auch mehrere andere Teams unbedingt den Titel wollen.“ Der Coach warnte aber davor, gleich zum Auftakt der Runde ein spielerisches Feuerwerk von seinem Team zu erwarten: „Nach so einer langen Pause – da wird erstmal Sand im Getriebe sein.“

Auch Wolf macht die Ungewissheit vor dem Rundenauftakt zu schaffen. „Als Trainer ist das eine beschissene Situation. Ich kann niemanden etwas Konkretes sagen. Aber der Vorstand hat richtig Gas gegeben und unglaubliche Arbeit geleistet, damit wir die Runde spielen können.“

Doch wird sie auch zu Ende gespielt werden können? Denn ein Abbruch aufgrund weiter steigender Infektionszahlen schwebt wie ein Damoklesschwert über der Liga. „Was passiert, wenn sich ein Spieler infiziert? Muss ich dann mit der 1b antreten? Darf ich dann überhaupt mit der 1b antreten“, fragte Wolf, um die Frage gleich selbst zu beantworten: „Ich weiß es nicht.“

Um diesen Fall zu verhindern, arbeitet der EHCZ weiter unter Hochdruck an seinem Hygienekonzept, das noch genehmigt werden muss und in dessen Rahmen der Verein weiter nach freiwilligen Helfern sucht. „Wir brauchen in jedem Training einen Hygienebeauftragten. Das ist ein Riesenaufwand. Jeder ist willkommen“, sagte Rehfeld.

Sicherheit geht also vor. Auch wenn die strenge Einhaltung der Richtlinien die eine oder andere kuriose Maßnahme mit sich bringt. So wird sich die eine Hälfte des Kaders bei Heimspielen wie üblich in der Heimkabine umziehen können. Die andere Hälfte muss aber woanders untergebracht werden. „Und danach sitzen sie auf der Bank wieder alle zusammen auf einem Haufen? Hirnrissig“, bemerkte ein Anhänger kopfschüttelnd.

Doch dem Konzept sind Grenzen gesetzt. Auf die Frage, ob die Spieler vor den Partien auch regelmäßig getestet werden, antwortete Wolf nur. „Wir sind nicht der FC Bayern München. Das ist Amateursport.“

Der Trainer bekräftigte aber: „Die Situation ist nicht einfach. Das ist sie für für keinen Verein. Wir werden aber nicht aufgeben, das ist nicht der richtige Weg“. Und ein Anhänger erwiderte kämpferisch: „Nein, das ist einfach nicht der Zweibrücker Stil.“ Und so endete das Fantreffen wie es begonnen hatte: Mit Sorgen, Hoffnung – aber vor allem einer großen Portion „Jetzt erst recht“.

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