Fußball-Landesliga Der Wunschtrainer stand an der Wursttheke

Zweibrücken · Die SG VB Zweibrücken/SV Ixheim startet in einer Woche mit einem Heimspiel gegen Hauenstein in die neue Saison der Landesliga West. Dass Alexander Joniks dann auf der Zweibrücker Trainerbank sitzt, hat eine nicht ganz alltägliche Vorgeschichte. Verteidiger Pascal Fath kommt vom FK Pirmasens II.

Toller Einstand: In seinem ersten Pflichtspiel für die SG VB Zweibrücken/SV Ixheim gewann Spielertrainer Alexander Joniks (rechts) – hier im Zweikampf mit Nico Krebs – nicht nur das Stadtduell gegen den TSC Zweibrücken. Joniks leitete mit seinem Ausgleichstreffer auch persönlich die Wende ein.

Toller Einstand: In seinem ersten Pflichtspiel für die SG VB Zweibrücken/SV Ixheim gewann Spielertrainer Alexander Joniks (rechts) – hier im Zweikampf mit Nico Krebs – nicht nur das Stadtduell gegen den TSC Zweibrücken. Joniks leitete mit seinem Ausgleichstreffer auch persönlich die Wende ein.

Foto: Martin Wittenmeier

Ob nun der Gartenzaun der Familie Müller in Höheinöd oder doch eher der Einkaufsmarkt in Hermersberg den größeren Anteil daran hatte, dass Alexander Joniks heute auf der Trainerbank der SG VB Zweibrücken/SV Ixheim sitzt, lässt sich nur schwer beurteilen. Jedenfalls nahm die Beziehung zwischen dem 32-jährigen Spielertrainer und dem Fußball-Landesligisten an einem eher ungewöhnlichen Ort ihren Anfang.

Am heimischen Gartenzaun nämlich klagte Michael Müller – der Teammanager der SG VBZ/SVI – im Frühjahr seinem Nachbarn, dass er den passenden Kandidaten für den vakanten Trainerposten bei der SG „trotz langer, intensiver Suche“ noch nicht gefunden habe. Sein Zuhörer war aber nicht einfach nur ein Nachbar – sondern hatte bis 2019 auch als Co-Trainer unter Chefcoach Müller die sportlichen Geschicke des SSV Höheinöd geleitet. Alexander Joniks war ein alter Bekannter von ihm und dieser hatte – wie es der Zufall so wollte – vor einiger Zeit ein Haus in Höheinöd gebaut. Doch erst als sich die beiden kaum zwei Kilometer weiter zwischen Wursttheke und Tiefkühlgemüse in einem Supermarkt in Hermersberg begegneten, machte es bei Müllers Nachbarn Klick.

„Er hat mich gefragt, was ich gerade mache, wie meine sportlichen Pläne aussehen“, erzählt Joniks, der zuvor Spielertrainer beim SV Steinwenden II gewesen war – zum Zeitpunkt des Supermarkt-Gesprächs aber eine Pause vom Fußball einlegte. Auf diesem Wege kam schließlich der Kontakt zu Michael Müller zustande – und rasch wurde offenbar, dass Joniks und der Teammanager auf einer Wellenlänge funken. „Wir hatten die gleiche Philosophie. Da ging es um die Art und Weise Fußball zu spielen, aber auch darum, wie ein Verein mit bescheidenen Mitteln geführt werden muss und wie man dort miteinander umgeht. Auch, dass die erste und zweite Mannschaft eng verzahnt – ein verschworener Haufen – sein müssen, war ein Thema“, erzählt Joniks, der im vergangnenen April – drei Wochen nach dem ersten Gespräch mit Müller – als Trainer der VBZ/Ixheim vorgestellt wurde.

Gänzlich unproblematisch gestaltete sich sein Einstand allerdings nicht. Denn die Corona-Pandemie hatte damals ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. „Etwas ungewöhnlich war es schon, normalerweise stellt man sich der Mannschaft ja persönlich vor. Ich habe dann aber einfach einen Spieler nach dem anderen angerufen“, berichtet der 32-Jährige.

Als der Ball endlich wieder rollen durfte, befand sich aber zunächst noch ordentlich Sand im Spielgetriebe der Zweibrücker. Das erste Testspiel gegen den saarländischen Landesligisten Walsheim ging mit 1:2 verloren. Es folgte eine 1:5-Klatsche gegen Bezirksligist FC Queidersbach. Auch gegen den A-Ligisten Palatia Contwig kam die VBZ/SVI nicht über ein Remis hinaus (2:2). „Ich bin nicht der Typ, der Testspiele überbewertet. Und wir hatten in allen Partien personelle Ausfälle – aber die Resultate haben eine deutliche Sprache gesprochen“, erinnert sich Joniks, der das Team zusammen mit Müller, der neben seiner Tätigkeit als Teammanager auch als Co-Trainer fungiert, anschließend ins Gebet nahm.

Mit Erfolg: Denn den ersten Härtetest der Saison hat die SG VBZ/Ixheim vergangene Woche für sich entschieden. In der ersten Runde des Verbandspokals bezwang das Team ausgerechnet den Stadtrivalen und Ligakonkurrenten TSC Zweibrücken mit 2:1. Am Erfolg maßgeblich beteiligt: Alexander Joniks, der mit seinem Ausgleichstreffer in der 78. Minute die Wende eingeleitet hatte. „Ein schöner Nebeneffekt“, sei das gewesen, meint der 32-Jährige, der es aber viel wichtiger findet, „dass die Jungs gesehen haben, dass sie absolut mithalten können, wenn sie an die Leistungsgrenze gehen.“ Der starke Auftritt blieb kein Strohfeuer. Auch in der zweiten Pokalrunde beim SV Hermersberg (ebenfalls Landesliga) zeigten die Zweibrücker eine ansprechende Leistung, ließen lange Zeit keine echte Chance der Hausherren zu. Erst durch einen späten Gegentreffer (87. Minute) musste die SG im Pokal die Segel streichen. „Unsere defensiven Aufgaben haben wir lange richtig gut gelöst, in der Offensive müssen wir noch an einigen Feinheiten arbeiten“, analysiert Joniks.

Auch Michael Müller stimmen die jüngsten Auftritte optimistisch: „Wir haben gezeigt, dass wir eine echte Wettkampfmannschaft sind. Dass wir das Kämpfergesicht aufsetzen, wenn es in den Fight geht. Und dass die Schere zwischen uns und dem Rest der Liga nicht weit auseinander klafft. Wenn überhaupt.“

Dass es diesbezüglich den einen oder anderen Zweifel gab, räumt Müller nämlich ein. „Klar haben wir uns Gedanken gemacht, ob wir die Abgänge von Sebastian Meil und Felix Brunner kompensieren können“, sagt der Teammanager. Stürmer Meil hatte in den vergangenen vier Spielzeiten 53 Treffer in 86 Ligapartien für die VBZ erzielt und wechselte zum Stadtrivalen TSC. Mittelfeldmotor Brunner schloss sich als Spielertrainer dem TuS Maßweiler an.

Auf der Gegenseite hatte – neben Spielertrainer Joniks – mit Ferdinand Emser (TuS Wattweiler) lange nur ein externer Neuzugang für die erste Mannschaft festgestanden. Cedric Zehles, Nico Schulz, Leon Gehrlein und Nuurdiin Kaliif kamen alle aus der eigenen Jugend.

Die Nachwuchsakteure und die Etablierten sollen auf dem Spielfeld zu einer explosiven Einheit wachsen. „Egal ob jung oder alt. Alle ziehen mit. Alle sind bereit, den Weg, den wir einschlagen wollen, gemeinsam zu gehen“, lobt Joniks. Und Müller ergänzt: „Die Älteren wie Peter Raje und Lukas Österreicher sollen die Jüngeren anleiten. Und das klappt vorbildlich.“

Am Donnerstagabend hat die VBZ/Ixheim dann aber doch noch eine weitere externe Verstärkung an Land gezogen. Da nämlich unterschrieb Pascal Fath vom Verbandsligisten FK Pirmasens II einen Vertrag bei den Zweibrückern. „Ich bin mir sicher, Pascal verstärkt uns“, freut sich Müller über den Neuzugang. Der 1,90 Meter große Innenverteidiger ist gleich spielberechtigt. Vor seiner Zeit beim FKP lief der 20-Jährige für die A-Jugend des FC Homburg auf. Schon im ersten Training habe er seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt, schwärmt Müller.

Die Integration des Neuzugangs muss allerdings rasch geschehen. Bereits am Sonntag kommender Woche steht für die Zweibrücker um 15 Uhr der Auftakt in der Südstaffel der Landesliga West gegen den SC Hauenstein auf dem Programm. Acht Mannschaften kämpfen in der Staffel um die ersten vier Plätze, die im Anschluss zur Teilnahme an einer Aufstiegsrelegation berechtigen. Der Rest der Liga muss in die Abstiegsrunde. Nur wenige Spiele werden also darüber entscheiden, ob sich die Zweibrücker nach oben oder unten orientieren müssen. Joniks will sich dadurch aber nicht unter Druck setzen lassen: „Ein guter Saisonstart ist wichtig, klar, das wäre er aber auch in einer Saison ohne Corona gewesen.“ Ein konkretes Saisonziel möchte der Trainer nicht ausgeben. Er sagt: „Ich fordere auf dem Platz den absoluten Willen der Jungs. Die Mannschaft soll in jedem Spiel das Optimum herausholen.“

Auch Müller äußert sich vorsichtig, spricht davon „eine gute und attraktive Saison zu spielen“. Auf Nachfrage erklärt der Teammanager aber, „dass wir die Abstiegsrunde nach Möglichkeit natürlich vermeiden wollen“.

Dass Joniks der richtige Mann ist, mit dem dieses Ziel erreicht werden kann – davon ist Müller felsenfest überzeugt: „Er passt charakterlich und menschlich zur Mannschaft und verkörpert die Philosophie des Vereins voll und ganz. Der Saisonstart wird schwer – aber ich blicke ihm optimistisch entgegen.“

Ob die Verpflichtung von Glücksgriff Joniks nun am heimischen Gartenzaun oder im Supermarkt ihren Anfang nahm, dürfte für den Teammanager dabei zweitrangig sein.

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