Handball Neue Impulse für den Nachwuchsbereich

Zweibrücken · Der SV 64 Zweibrücken und die HWE Waldmohr werden Partner. Eine bessere Jugendförderung ist das Ziel der beiden Handball-Clubs. Stefan Bullacher, für den sich mit dem Projekt ein Kreis schließt, übernimmt selbst die Trainingsleitung für die Talente.

 Seit Schuljahresbeginn profitieren Handball-Talente der Region beim gemeinsamen Fördertraining des SV 64 Zweibrücken und der HWE Erbach-Waldmohr.

Seit Schuljahresbeginn profitieren Handball-Talente der Region beim gemeinsamen Fördertraining des SV 64 Zweibrücken und der HWE Erbach-Waldmohr.

Foto: Roman Kuhn

Die Jugend fördern, dem Rückgang der Nachwuchsteams im Handball-Verband Saar entgegenwirken und Synergieeffekte nutzen ­– das sind nur einige der Ziele, die der SV 64 Zweibrücken und die HWE Erbach-Waldmohr mit ihrer neuen Partnerschaft verfolgen. Diese besiegelten stellvertretend die beiden Jugendkoordinatoren Stefan Bullacher (SV64) und Michael Neuhäuser (HWE).

Durch die Zusammenarbeit solle keinesfalls eine weitere Handball-Spielgemeinschaft forciert werden, sondern vielmehr der Erhalt und die Selbständigkeit der jeweiligen Jugendabteilungen im Vordergrund stehen. Die Vereinbarung sieht ein gemeinsames wöchentliches Fördertraining talentierter Kinder unter zwölf Jahren vor und beinhaltet regelmäßige Trainerausbildungen, um die vielen motivierten Jungtrainer der HWE weiterzuentwickeln. Die Ausbildung der Trainer und die Entwicklung der Talente hat Bullacher zur Chefsache gemacht. Der A-Lizenztrainer, der die Herrenmannschaft der Zweibrücker in der 3. Liga betreut, wird jeden Samstag, zusammen mit Neuhäuser, selbst die Einheiten für die neuen Balljäger anleiten. Die nötigen Hallenzeiten werden von der HWE zur Verfügung gestellt.

Dass ausgerechnet die Spielgemeinschaft aus dem Saarpfalz-Kreis der erste Partnerverein der 64er wurde, ist kein Zufall. Mit dem SSV Erbach ist der Heimatverein des Zweibrücker Übungsleiters an diesem Handballprojekt direkt beteiligt. Der gebürtige Homburger schnürte bereits in seiner Jugendzeit seine Handballschuhe für die Grün-Weißen. Somit schließt sich für Bullacher nicht nur sportlich, sondern „auch emotional“ ein Kreis. Denn sein ehemaliger Trainer beim Homburger Traditionsverein war Jakob Neuhäuser, der Vater des heutigen Jugendkoordinators.

Beide Vereine streben eine langjährige Zusammenarbeit an und hoffen auf Synergieeffekte. Dabei steht auf Seiten der HWE die Talentförderung und der Ausbau der Mannschaftszahlen bis hin zu einer durchgängigen Jugendabteilung im Vordergrund. Der SV 64 sucht in der Region besondere Talente wie Jerome Müller oder Björn Zintel, die über die Zweibrücker den Weg bis in die 1. Bundesliga gefunden haben. Am Ende „sollen Spitzenförderung und Breitensport Hand in Hand“ möglich werden.

In den vergangenen Jahren wurden mit Zustimmung der Landesverbände und unter der Federführung des Deutschen Handballbundes viele Strukturreformen zur Förderung des Spitzenhandballs angestoßen. Seit 2009 hat sich die Handballlandschaft in den Ligen und den Landeskadern völlig verändert. Neben einem erheblichen Mehraufwand für Kaderathleten wurden in nur elf Jahren mit der A-Jugend-Bundesliga und den Jugend-Regionalligen ab der C-Jugend (heute Oberliga) gleich vier überregionale Klassen eingeführt. Allerdings gingen im gleichen Zeitraum die Mannschaftsmeldungen im saarländischen Jugendbereich dramatisch zurück. Die Staffelleiter beklagen einen Rückgang um 60 Prozent. Im vergangenen Jahr konnte bei den A-Juniorinnen unterhalb der überregionalen Oberliga (mit drei saarländischen Vertretern) überhaupt keine Spielklasse mehr gebildet werden.

Deshalb möchten die 64er ihren Teil zu einer besseren Entwicklung beitragen. „Wir sind in Zweibrücken ein Profiteur der vielen Reformen im Spitzenhandball. Viele Talente kommen immer früher zu uns oder zum Beispiel zur HG Saarlouis, weil sie Angst haben, wichtige Entwicklungsschritte zu verpassen. Mittlerweile sind Wechsel schon bei den E- oder D-Jugendlichen an der Tagesordnung. Spätestens nach der Sichtung zur Saarauswahl mit zwölf Jahren streben die Kids und ihre Eltern einen Wechsel in eine der überregionalen Klassen an. Hier kommt es aber nicht selten zu völlig überhasteten Entscheidungen“, sieht Bullacher die Neuerungen trotzt eigener Vorteile durchaus kritisch. Es gäbe keine gute Spitze ohne eine gesunde Breite. „Es fehlt die Basis für Spätentwickler, weil wir diese Kinder durch Abmeldungen ihrer Teams längst verloren haben. Es liegt an den Jugend-Spitzenvereinen, verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen. Das wird eine große Herausforderung“.

Michael Neuhäuser sieht das ähnlich: „Wir engagieren uns schon seit Längerem stark in der Jugendarbeit. Durch diese Kooperation erhält unser Nachwuchsbereich neue innovative Impulse.“ Davon könnten die Kinder und Trainer in gleichen Maßen profitieren. „Dass wir mit Stefan Bullacher nicht nur einen nachgewiesenen Handballfachmann, sondern auch noch einen Ex-Erbacher für unsere Sache gewinnen konnten, freut mich doppelt. Ich habe großen Respekt vor der Talentförderung in Zweibrücken, die durch ihre Jugendarbeit bis in die 3. Bundesliga gekommen sind. Diese Erfolge sind für uns Ansporn, weiter in die Zukunft zu investieren“. Angst vor eventuellen Vereinswechsel hat Neuhäuser nicht. „Die ehemaligen SV-Jugendspieler Jerome Müller, Björn Zintel und Robin Egelhof haben den Weg bis in die Bundesliga geschafft. Wir würden nie einem großen Talent den Weg verbauen und so eine Chance nehmen wollen.“ Mit den neuen Zweifachspielrechten könnten sich Talente auch parallel in zwei Vereinen entwickeln „und abwarten, wohin ihr Weg führt“.

Das gemeinsame Fördertraining erfreut sich seit Schuljahresbeginn großer Beliebtheit. An den ersten beiden Samstagen tummelten sich je 16 Kinder in der Waldmohrer Rothenfeldhalle.

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