Frauenfußball Slapstick hat bei der Frauen-EM Hochkonjunktur

Rotterdam · Gleich mehrere Torhüterinnen patzen in den Niederlanden und verschulden mit unerklärlichen Fehlern Gegentore.

Fehler über Fehler – bei der Frauenfußball-EM in den Niederlanden überbieten sich die Torhüterinnen mit Slapstick-Aussetzern. In etlichen Spielen waren die Schlussfrauen verschiedener Teams in den vergangenen Wochen mit teils unerklärlichen Fehlgriffen für Gegentore verantwortlich.

Zuletzt erst leistete sich die Dänin Stina Lykke Petersen im Viertelfinale der Europameisterschaften gegen die deutsche Mannschaft einen eindrucksvollen Lapsus. Nach einem Fernschuss von Isabel Kerschowski boxte sie sich den Ball am vergangenen Sonntag zum 0:1 selbst ins eigene Tor – und hatte Glück, dass ihre Teamkolleginnen die Partie später noch zum 2:1-Sieg drehten.

Auffällig sei, dass viele Torhüterinnen bei der EM „besonders bei hohen Bällen“ große Probleme hätten, sagt die frühere Bundestrainerin Silvia Neid. Die 53-Jährige ist während des Turniers als Beobachterin und Spiele-Analystin für den Deutschen Fußball-Bund unterwegs.

Das im Viertelfinale ausgeschiedene deutsche Team hatte bereits in der Vorrunde gegen Italien (2:1) von einem Patzer der gegnerischen Torhüterin Laura Giuliani profitiert, die beim 1:0-Führungstreffer eine harmlose Freistoßflanke durch die Hände rutschen ließ. Beim EM-Gastgeber Niederlande am meisten diskutiert wurde der grobe Fehler der eigenen Schlussfrau Sari van Veenendaal, die im Gruppenspiel gegen Belgien (2:1) eine Bogenlampe falsch einschätzte, passieren ließ und den Ausgleich verschuldete.

Die Schweizerin Gaelle Thalmann verspielte mit einem Schnitzer gegen Frankreich (1:1) den Viertelfinal-Einzug ihres Teams, als sie den Ball nach einem Freistoß unbeholfen ins eigene Tor beförderte. Besonders bitter: Frankreich galt als Topfavorit neben Deutschland, für die Schweiz wäre der Einzug in die nächste Runde anstelle der Franzosen eine Sensation gewesen.

Ein weiteres Beispiel: Die österreichische Stürmerin Sarah Zadrazil nutzte gegen Island (3:0) ein Missgeschick von Gudbjörg Gunnarsdottir, die eine ungefährliche Flanke in Slapstick-Manier nach vorn vor Zadrazils Füße abklatschte. Und die Portugiesin Patricia Morais verschuldete gegen England das 0:1 und hatte damit maßgeblichen Anteil an der 1:2-Niederlage.

Deutschlands Torfrau Almuth Schult hielt sich bei der EM schadlos – sie patzte allerdings zuletzt kräftig beim Vorbereitungsspiel gegen Brasilien am 4. Juli. „Das ist einfach Dummheit gewesen“, sagte die Spielerin vom VfL Wolfsburg nach ihrem Blackout beim Gegentreffer zum 1:2, als sie sich den Ball am eigenen Fünf-Meter-Raum abluchsen ließ. Letztlich hatte das DFB-Team den Freundschaftskick aber noch mit 3:1 gewonnen. Bei der EM fallen die Fehler deutlicher ins Gewicht – und rücken die Ausbildung der Torhüterinnen ins Blickfeld.

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