Musik in St. Wendel Ein Abba-Appetit-Happen in Zeiten Coronas

St. Wendel · Die Formation Abba Forever nahm in St. Wendel ein Demoband auf und gab ein Konzert vor 50 Leuten.

 Die Musiker von Abba Forever schlüpften für den Live-Stream auch in entsprechende Kleidung der 1970er-Jahre.

Die Musiker von Abba Forever schlüpften für den Live-Stream auch in entsprechende Kleidung der 1970er-Jahre.

Foto: Michael Ewig

„Mamma Mia, here I go again“ schallt es am Sonntagabend durch die Räume der Backstage Event-Lounge in der St. Wendeler Eisenbahnstraße. Im Abba-Musical wird diese Zeile mit „Mamma Mia, es geht schon wieder los“ übersetzt. Und das ist genau das Stichwort: Michael Ewig, Inhaber der Tanzschule mit Lounge, freut sich, dass es nach den Corona-Beschränkungen nun wieder losgeht in Sachen Theater und Kleinkunst. Zwar läuft der „Mamma Mia“-Song an diesem Abend zum Abschluss seines Paartanz-Kurses, dennoch ist er auch aus einem anderen Grund passend.

Zwei Räume weiter nämlich ist die Formation Abba Forever zu Gast. Die Musiker haben ganze Ladungen an Verstärkern, Instrumenten und vor allem Kabel nach St. Wendel gekarrt, um ein Intensiv-Wochenende in Sachen Abba einzulegen. Denn eigentlich probte Abba Forever seit Anfang dieses Jahres für eine Show mit Liedern der schwedischen Popgruppe, im Frühjahr hätte Premiere in Bayern sein sollen. Für Laura Birte Sauer, die aus Heusweiler stammt, ist dieses Projekt eine Herzensangelegenheit. Sie hat schon bei verschiedenen Abba-Bands gesungen. Und als ein Freund, der eine Konzertagentur betreibt, sie auf eine eigene Truppe ansprach, sei sie sofort dabei gewesen. Und habe sich in ihrem Umfeld Musiker gesucht, die ebenfalls die Musik von Abba lieben.

Die Euphorie war da. Und auch die Vorfreude auf die Gastspiele in ganz Deuschland. Doch dann kam Corona. Die Shows wurden erst einmal abgesagt. Die beteiligten Künstler, die nicht nebenher noch Unterricht geben oder als Komponisten tätig sind, haben keine Einnahmen. „Der Live-Sektor ist komplett eingeschlafen“, sagt Musiker Peter Rack. Er überlegte gemeinsam mit seinen Kollegen, was sie machen könnten. Und sie kamen auf die Idee eines Live-Streams mit verbundener Spenden-Aktion. Dieser ging dann am Sonntagabend von St. Wendel aus über die Bühne. Warum St. Wendel, ist leicht erklärt. Sauer und Ewig kennen sich aus gemeinsamen Tagen in der Hamburger Musical-Schule, haben schon einige Theater-Produktionen gemeinsam gemacht. Da Sauer die Räume kannte, lag es nahe, sich dort zu treffen.

Am Vortrag des Streams waren die Musiker aus allen Ecken Deutschlands und Österreichs angereist, unter anderem aus dem Kölner Raum, aus Berlin oder auch Wien. In einem ausgeräumten Büro richteten sie sich ein. Es sah aus wie in einem Tonstudio. Zum ersten Mal seit dem Corona-Ausbruch sahen sie sich wieder und stiegen gleich in die Proben ein. Es klappte, als wären sie nie getrennt gewesen. „In so kurzer Zeit sowas auf die Beine zu stellen, das klappt nur mit guten Leuten“, so Laura Birte Sauer, die ins Kostüm von Agnetha schlüpft. Quasi auf Knopfdruck habe die Truppe ihre Show zusammengestellt. „Wir sind alle Berufsmusiker; jeder weiß, was er zu tun hat“, betont Rack.

Ein Wochenende voller Arbeit hatten sie sich vorgenommen. Den Stream galt es vorzubereiten, und eine Demo-Aufnahme wollten die Musiker zudem in trockene Tücher bringen. „Wir haben von morgens bis abends gerödelt“, sagt Rack kurz vor dem Live-Stream gegenüber der SZ. Und am Samstagabend gaben sie ein kostenloses „Wohnzimmer-Konzert“, wie es Ewig ausdrückt, vor 50 Leuten. Als Dankeschön, dass sie die Räume nutzen durften. „Es war toll, endlich wieder ein Konzert, und dann so tolle Musik“, sagt Ewig. „Alles unter Einhaltung der Abstandsregeln“, betont Ewig.

Die Show am Sonntagabend dauerte etwa zwei Stunden. 350 Zuschauer schalteten ein. Es sollte ein Appetit-Happen sein für das, was Abba-Fans bei den einzelnen Gastspielen, von denen derzeit keiner weiß, wann sie denn stattfinden werden, erwartet. Zumindest der nächste Termin ist geplant: am 7. August in Deggendorf; Infos zu den Konzerten gibt es auf der Homepage.

Die bekanntesten Hits der Popgruppe stehen während der Gastspiele auf dem Programm. „Man kann nie alle Abba-Hits spielen“, spricht Sauer das breite Spektrum an. Aber Abba Forever biete einen „guten Mix“, verspricht sie. Langsame und peppige Songs. Und auch ihren persönlichen Lieblings-Hit „The Winner takes it all“. Sowie „Mamma Mia“, das an diesem Wochenende also nicht nur einmal durch die Stage-Tanzschule schallte.

 Beim Konzert mit Abba Forever vor 50 Besuchern in der Event-Lounge in St. Wendel kam gute Stimmung auf – und das trotz der Abstandsregeln.

Beim Konzert mit Abba Forever vor 50 Besuchern in der Event-Lounge in St. Wendel kam gute Stimmung auf – und das trotz der Abstandsregeln.

Foto: Michael Ewig
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