Verein „Alt und Jung – Hand in Hand“ in Freisen Eine neue Form der alten Großfamilie

Freisen · Der Verein „Alt und Jung – Hand in Hand“ bringt in Freisen seit elf Jahren die Generationen zusammen.

 Das neue, vom Verein gestiftete, Spielgerät wird von den KiTa-Kindern begeistert angenommen.

Das neue, vom Verein gestiftete, Spielgerät wird von den KiTa-Kindern begeistert angenommen.

Foto: Jennifer Fell

Es begann als Modellprojekt des Melanie-Projektes „Netzwerk Freisen“, initiiert vom damaligen Saar-Ministerium für Umwelt (heute: Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz), und wurde über die Jahre zu einem Riesenerfolg: Die Rede ist vom Generationentreff „Alt und Jung – Hand in Hand“, der seinen Mittelpunkt in der Kindertagesstätte in Freisen hat und etwa 120 Mitglieder zählt.

Möglich machte dies ein ohnehin vorgesehener Umbau des Gebäudes. Maßgeblichen Anteil daran, dass dabei entsprechende Räumlichkeiten geschaffen wurden, hatte Kita-Leiterin Cornelia Rauber, die selbst bei dem Verein aktiv ist und sich im Vorfeld der Umbaumaßnahmen vehement für eine entsprechende Modifizierung der Pläne einsetzte: „Das war eine einmalige Gelegenheit, die man nicht verstreichen lassen durfte. Es verursachte zwar höhere Kosten, aber es gab auch einige Fördergelder für das Projekt.“, erläutert sie.

Das Engagement des Vereins trägt nun seit mehr als einem Jahrzehnt Früchte. Wie die Vereinsvorsitzende Hiltrud Stock berichtet, sind zahlreiche Gruppen entstanden, die sich regelmäßig zu Aktivitäten treffen: „Vom Wollkörbchen über die Farbtöpfchen und die Kochlöffel, eine Männerkochgruppe, ist alles vertreten. Während zweimal monatlich gemalt und gebastelt wird und Handarbeiten angefertigt werden, treffen sich die Köche, Schachspieler, Freunde von Gesellschaftsspielen oder der Mundart nur einmal im Monat.“ Sie ergänzt, dass normalerweise zudem jeden Monat ein Aktionstag stattfinde, bei dem eine der Gruppen etwas mit den Kita-Kindern unternehme: „Jede Gruppe macht etwas, das zu ihrem Metier passt. Da näht zum Beispiel die Handarbeitsgruppe zusammen mit den Kindern Knöpfe an, die Malgruppe bemalt mit ihnen Steine oder die Köche bereiten mit ihnen gemeinsam ein gesundes Frühstück zu oder backen Plätzchen. Auch gemeinsames Spielen steht regelmäßig auf dem Programm. Da kam es schon vor, dass ein Dreijähriger mit einem 90-Jährigen Schach gespielt hat. Leider hat Corona uns da in den vergangenen Monaten ausgebremst“, so Stock weiter.

Immer wieder ist bei den Aktivitäten des umtriebigen Vereins ein roter Faden erkennbar, die Natur. Vorstandsmitglied Harald Becker berichtet von diversen Projekten, bei denen Natur und Umwelt auf unterschiedlichste Art und Weise einbezogen wurden: „Es wurden schon Vogelnistkästen gebastelt, es wurde Honig geschleudert oder Marmelade gekocht. Eine Einheit beschäftigte sich mit der Frage, wie aus Korn Brot wird, bei einer anderen haben wir mit Unterstützung des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins demonstriert, wie man aus Äpfeln frischen Saft herstellt.“ Dabei habe man, so Mitstreiterin Hiltrud Stock, immer Themen aufgegriffen, die in der Tagesstätte mit den Kindern behandelt wurden: „Als dort Bäume im Fokus standen, haben wir eine Meditation mit der Vorgabe gemacht, seinen Traumbaum zu visualisieren. Daran schloss sich dann die Kreativaktion ,Ich male meinen Traumbaum’ an. Die Bilder der Kinder wurden anschließend prämiert und den Baum des Siegerbildes haben wir dann sogar ins Logo unseres Vereins übernommen.“

Auch bei dem Projekt „Unterm Schattenbaum“ stand ein Kastanienbaum, gestiftet von der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) im Mittelpunkt, sagt Harald Becker. Allerdings habe man daraus in Zusammenarbeit mit Naturschutz- und Gartenbauverein sowie der Gemeinde, die den Platz gestaltet habe und pflege, einen Ort zum Relaxen geschaffen, der jedermann zur Verfügung stehe und darüber hinaus regelmäßig von den Kita-Gruppen genutzt werde: „Durch ein Mäuerchen und Bänke ist dort, am Fritz-Wunderlich-Weg, eine Oase des Verweilens entstanden. Ergänzt wird diese durch Schautafeln, von denen man Lehrreiches über die lokale Flora und Fauna erfährt.“

Doch darin erschöpft sich die Arbeit des aktiven Zusammenschlusses keineswegs: „Es gab auch viele gemeinsame Ausflüge. Und die Aktivitäten unserer Vereinsmitglieder haben schon nach relativ kurzer Zeit reichlich Kreatives hervorgebracht, von gestrickten Strümpfen über Kissen und Taschen bis hin zu Teddybären“, erzählt Hiltrud Stock. Daher habe man irgendwann die Idee gehabt, diese kleinen Schätze auf Basaren und Märkten zu verkaufen. Gesagt, getan. Mit dem Erlös, so die Vereinsvorsitzende, kaufte man dann zwei Bäume für den Außenbereich der Tagesstätte nebst Bankumrandung und unterstützte zahlreiche wohltätige Organisationen, so zum Beispiel den örtlichen Kinderchor, den Kinderhospizdienst oder die Klinikclowns. Ein besonderes Anliegen ist Stock die Initiative „Herzkissen“, bei der man über die Jahre hinweg mehrere Hundert solcher Kissen in Herzform aus gespendetem Stoff genäht und an Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, überreicht habe. Vor allem aber finden sich in und um die Kindertagesstätte „Hand in Hand“ zahlreiche Zeugnisse für die, so die Vereinsvorsitzende, „erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Kita-Team“. Neben den bereits erwähnten Bäumen gibt es da eine Sitzgarnitur aus Holz, eine Bücher- und Spielinsel mit Sitzhockern und als neuesten Zugang ein Spielgerät, das Rutsche, mehrere Leitern und Klettermöglichkeiten sowie ein Häuschen in sich vereint, selbstverständlich aus dem nachhaltigen Rohstoff Holz. Dieser Neuzugang, der ebenfalls auf eine Spende des Vereins „Alt und Jung – Hand in Hand“ zurückzuführen ist, werde seit April mit großer Begeisterung von den Kita-Kindern genutzt.

Doch was ist die Erfolgsformel des Freisener Zusammenschlusses? Uschi Mayer, stellvertretende Vorsitzende des Vereins, genießt die Geselligkeit, die sie bei den diversen Aktivitäten erlebt. Für Hiltrud Stock überwiegt die Begeisterung, von älteren Menschen ebenso wie von Kindern. Man könne alte Fähigkeiten wiederentdecken, von den Kleinsten aber auch manch Neues lernen, beispielsweise weniger verbissen und ergebnisneutral an Dinge heranzugehen. Davon abgesehen bereite es ihr viel Freude, Gutes zu tun. Auch Vorstandsmitglied Gertrud Kühn schätzt die unorthodoxe Herangehensweise der Kinder im Vergleich zu der von Erwachsenen: „Gerade das intuitive Malen war da sehr interessant. Es war spannend zu sehen, was am Ende sowohl bei der älteren als auch der jüngeren Generation rausgekommen ist.“ Harald Becker ergänzt, dass er es genieße, durch sein Engagement im Verein eine neue Form der alten Großfamilie zu erleben, habe er doch bislang noch keine Enkel. Kita-Leiterin Cornelia Rauber sieht die besondere Qualität von „Alt und Jung – Hand in Hand“ darin, dass man den Fokus auf die unterschiedlichen Generationen und nicht auf den Verein selbst lege.

Auch während der Pandemie blieben die Vereinsmitglieder nicht untätig, nähten 1500 Masken, unter anderem für Grundschüler, Gemeindebeschäftigte und Altenheimbewohner. Die Erzeugnisse der Kreativen konnten weiterhin über eine Dauerausstellung im Freisener Rathaus erstanden werden. Und auch das nächste Projekt steht bereits in den Startlöchern, die Gestaltung von Schultüten zusammen mit den künftigen Erstklässlern.

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